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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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dunklem,
    skeptischem Gesicht zu Cardenas, die plötzlich zugeknöpft
    wirkte.
    Für eine Weile sagte Cardenas nichts. »Ja, man vermag
    Gobblers darauf zu programmieren, Eiweiß zu zersetzen.
    Oder jede beliebige organische Substanz aus Kohlenstoff-
    Ketten.«
    »Dann ist das also ziemlich riskant, nicht wahr?«, fragte er.
    Holly sah, dass Cardenas sich beherrschen musste, um nicht
    die Contenance zu verlieren. »Wenn Sie erst einmal im Anzug
    stecken, kann er von außen mit Nanomaschinen besprüht
    werden. Wir vermögen zu berechnen, wie lang es dauert, alle
    organischen Substanzen auf dem Anzug zu zerstören. Und
    dann bestrahlen wir den Anzug fürs Doppelte oder Dreifache
    dieser Zeit mit weichem UV-Licht. Dadurch werden die
    Nanomaschinen deaktiviert.«
    »Deaktiviert?«, fragte Gaeta. »Sie meinen wohl getötet?«
    »Das sind Maschinen, Manny«, sagte sie. »Sie sind nicht
    lebendig und können deshalb auch nicht getötet werden.«
    »Aber werden sie nicht später zurückkommen und sich
    wieder an organischen Stoffen gütlich tun?«
    »Nein, wir werden sie alle abwaschen. Und wenn sie erst
    einmal deaktiviert sind, erwachen sie auch nicht mehr zum
    Leben. Es ist so, als ob man einen Motor oder ein Spielzeug
    auseinander nehmen würde. Die Einzelteile setzen sich nicht
    von selbst wieder zusammen.«
    Gaeta nickte. Aber Holly hatte nicht den Eindruck, dass er
    wirklich überzeugt war.
    Am Morgen danach
    »Was sagst du denn zu seiner Rede von gestern Abend?«
    Ilja Timoschenko schaute von seiner Konsole in der
    Navigations- und Kontrollkapsel der Goddard auf. Im Moment
    gab es wenig Arbeit für sie; das Habitat flog auf einem Kurs
    durchs Sonnensystem, den selbst Isaac Newton mit
    hinreichender Genauigkeit zu berechnen vermocht hätte. Die
    Fusionstriebwerke schnurrten wie Nähmaschinen ‒ kleine,
    von Menschenhand geschaffene Sonnen, die Wasserstoff-
    Ionen in Helium verwandelten und mit der so erzeugten
    Energie das Habitat antrieben. Timoschenko, der wie immer
    von der öden Routine seiner Schicht gelangweilt war, hatte in
    einem Tagtraum von den Möglichkeiten eines Fusionsantriebs
    geschwärmt, der Helium in Kohlenstoff und Sauerstoff
    umwandelte. Das tun nämlich die Sterne, wenn ihnen der
    Wasserstoff ausgeht; sie verbrennen dann das gesammelte
    Helium. Der durch die Heliumfusion entstehende Kohlenstoff
    und Sauerstoff wären ebenfalls wertvolle Ressourcen, wurde
    er sich bewusst.
    Aber Farabi, der Navigator mit dieser Piepsstimme, will mir
    unbedingt ein Gespräch über Politik aufzwingen, sagte
    Timoschenko sich verdrießlich.
    »Welche Rede?«, murmelte er. Die beiden Männer waren
    allein auf der Brücke. Captain Nicholson hatte befohlen, dass
    immer jeweils zwei Leute im Kontroll-Zentrum sein sollten ‒
    ungeachtet der Tatsache, dass eigentlich der Computer den
    ganzen Laden in Schwung hielt. Wir Menschen sind hier
    überflüssig, sagte Timoschenko sich oft. Aber der Captain
    bestand darauf, und die drei Untergebenen gehorchten.
    »Eberlys Ansprache«, sagte Farabi. »Gestern Abend in der
    Cafeteria. Ich glaubte, dich dort gesehen zu haben.«
    »Ich war nicht da«, sagte Timoschenko. »Du musst mich mit
    jemandem verwechselt haben.«
    »Du warst es aber. Ich habe dich doch gesehen.«
    Timoschenko schaute den Mann grimmig an. Farabi gab sich
    als Araber aus, als jemand aus dieser Wüstenei, die die Welt
    einstmals mit Öl versorgt hatte. Er war klein und drahtig,
    hatte haselnussbraune Haut und eine formidable Hakennase.
    Timoschenko mutete er eher wie einer der Juden aus den
    Ruinen Israels an, die sich vor den echten Arabern versteckten.
    Timoschenko selbst war ein waschechter Russe ‒ kaum größer
    als Farabi, aber mit einem stämmigen, muskulösen Körper
    und einem Schopf aus widerspenstigem kastanienfarbenem
    Haar.
    Es war die Politik, die ihn ins Exil ins neuerdings
    unabhängige Sibirien verschlagen hatte. Seine
    Ingenieurskarriere, die bevorstehende Hochzeit, die Sippe, in
    der sich sogar noch Helden der Sowjetunion fanden ‒ alles
    passe, weil er nicht den Mund zu halten vermochte, wenn er
    einmal mit dem Trinken angefangen hatte. Also hatten sie ihm
    eine Frau untergejubelt, die ihn anschließend der
    Vergewaltigung bezichtigte, und so war er nun zum Saturn
    unterwegs ‒ dank der Regierung und dieser Bande von
    bigotten Halleluja-Sängern, aus denen die Regierung bestand.
    »Ich war nicht da«, dementierte er, obwohl es eine Lüge war.
    »Ich interessiere mich überhaupt nicht für

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