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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Sitz
    neben ihm das Gespräch mit ihm suchte, reagierte er kurz
    angebunden auf ihre blödsinnigen Bemerkungen und
    bemühte sich verzweifelt, sich nicht anmerken zu lassen, wie
    lausig es ihm ging.
    Er rang sich ein Lächeln ab und hoffte, dass sie nicht den
    kalten Schweiß sah, der auf seiner Oberlippe perlte. Er spürte,
    dass das billige, dünne Hemd, das er trug, durchgeschwitzt
    war. Nach einer Weile verstummte sie und richtete die
    Aufmerksamkeit auf den Bildschirm, der in die Rückenlehne
    des Vordersitzes integriert war.
    Eberly konzentrierte sich ebenfalls auf die Bilder. Der
    Bildschirm zeigte das Habitat, einen plumpen Zylinder, der
    wie ein von einem abgezogenen Bautrupp zurückgelassenes
    Rohr in der Leere des Raums hing. Doch je näher sie kamen,
    desto mehr nahm das Habitat Gestalt an. Eberly sah, dass es
    langsam rotierte; er wusste, dass der Spin ein Gefühl von
    Schwerkraft im Innern des Zylinders verursachte. Zahlen
    gingen ihm durch den Kopf: Das Habitat hatte eine Länge von
    zwanzig Kilometern und einen Durchmesser von vier
    Kilometern. Es drehte sich alle fünfundvierzig Sekunden
    einmal um die eigene Achse, wodurch eine Zentrifugalkraft
    entstand, die der normalen Erdenschwere entsprach.
    Er war plötzlich so aufgeregt, dass er fast das Gefühl der
    Übelkeit vergaß. Nun sah er auch die großen Fenster, die über
    die ganze Länge des riesigen Zylinders verliefen. Und dann
    kam auch der Mond ins Bild und leuchte die Szene hell aus.
    Aus der Nähe betrachtet war der Mond hässlich, vernarbt und
    mit unzähligen Kratern übersät. Eberly wusste indes, dass
    einer der größten Krater den Stadtstaat Selene beherbergte.
    Schnell wurde das Habitat so groß, dass es alles andere
    ausblendete. Im ersten Moment befürchtete Eberly schon, dass
    sie mit ihm kollidierten, obwohl der Verstand ihm sagte, dass
    die Piloten des Schiffs alles unter Kontrolle hatten. Er sah die
    Sonnenspiegel, die sich an die Rundungen des Zylinders
    schmiegten. Und es wuchsen Stiele und Knubbel aus der Hülle
    des Habitats wie Warzen an einer Gurke. Er wusste, dass sie
    zum Teil Beobachtungskuppeln waren. Bei anderen
    Auswüchsen handelte es sich um Andock-Ports, Schubdüsen
    und Luftschleusen.
    »Hier spricht der Kapitän«, ertönte die Stimme einer Frau
    aus den Lautsprechern, die über jedem Monitor eingelassen
    waren. »Wir sind in einen Orbit um das Habitat gegangen. In
    drei Minuten werden wir andocken. Sie werden einen oder
    zwei Rucke spüren ‒ kein Grund zur Sorge.«
    Und doch erschraken die Passagiere, als der Ruck sie
    durchfuhr. Eberly umklammerte in Erwartung eines weiteren
    Stoßes die Sitzlehnen. Aber es passierte nichts mehr. Außer…
    Der Magen hatte sich beruhigt! Das Gefühl der Übelkeit war
    verschwunden. Die Gravitation war zurückgekehrt, und er
    fühlte sich wieder ganz normal. Nein, sogar besser als normal.
    Er drehte sich zu der Frau um, die neben ihm saß, und
    musterte kurz ihr Gesicht. Es war ein rundes, fast
    pausbäckiges Gesicht mit großen dunklen Mandelaugen und
    lockigem schwarzem Haar. Sie hatte einen glatten, dunklen
    Teint. Eberly vermutete, dass sie aus dem Mittelmeerraum
    stammte ‒ vielleicht Griechin, Spanierin oder Italienerin. Er
    lächelte sie kurz an.
    »Da sitzen wir nun schon seit über sechs Stunden
    nebeneinander, und ich habe mich Ihnen noch nicht einmal
    vorgestellt. Ich heiße Malcolm Eberly.«
    Sie erwiderte das Lächeln. »Ja, das sehe ich.« Sie tippte aufs
    Namensschild, das an ihre Bluse angesteckt war und sagte:
    »Ich bin Andrea Maronella. Ich gehöre zum Agrotech-Team.«
    Eine Bäuerin, sagte Eberly sich. Eine Landpomeranze. »Ich
    bin der Leiter der Abteilung Human Resources«, erwiderte er
    mit einem noch breiteren Lächeln.
    »Wie schön.«
    Bevor er noch etwas zu sagen vermochte, forderte die
    Flugbegleiterin sie auf, sich loszuschnallen und zur Schleuse
    zu gehen. Eberly löste den Sicherheitsgurt und erhob sich. Er
    war froh, sein altes Gewicht zurückerlangt zu haben, und
    vermochte es kaum zu erwarten, einen Blick ins Habitat zu
    werfen. Die Panik, gegen die er angekämpft hatte, verflog. Ich
    habe es geschafft!, frohlockte er innerlich. Ich habe die Angst
    ausgehalten und sie besiegt.
    Er ließ Maronella den Vortritt beim Betreten des Gangs und
    folgte ihr dann zur Schleuse. Die sechzehn Männer und
    Frauen passierten der Reihe nach die Schleuse und betraten
    eine Kammer aus kahlen Metallwänden. Ein älterer Mann
    stand neben der Innenschleuse; er

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