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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Rock in der
    geringen Mondschwerkraft auch richtig durchhing. Pancho
    hingegen war mit einem nüchternen anthrazitfarbenen
    Geschäftsanzug bekleidet, bestehend aus einer
    maßgeschneiderten Strickjacke und Schlaghosen über
    bequemen Mond-Softboots. Dazu trug sie dezenten Schmuck
    im Ohr und ums Handgelenk. Susan hingegen trug überhaupt
    keinen Schmuck außer einer Tätowierung auf der Stirn, bei der
    es sich um eine Stilisierung von Saturn, des Ringplaneten
    handelte.
    »Pancho, du kannst mich nicht aufhalten«, brach Susan das
    zähe Schweigen. »Ich werde fliegen.«
    »Aber… Die ganze Strecke bis zum Saturn? Mit einer
    Gruppe politischer Flüchtlinge?«
    »Sie sind keine Exilanten!«
    »Komm schon, Susan, die Hälfte der Regierung auf der Erde
    lösen die Internierungslager schon wieder auf.«
    Susan versteifte sich. »Diese fundamentalistischen Regime,
    über die du dich ständig beklagst, wollen die Ungläubigen
    und Dissidenten dazu bewegen, sich freiwillig für die Saturn-
    Expedition zu melden. Sie ermutigen sie, anstatt sie zu
    deportieren.«
    »Sie wollen sich nur die Störenfriede vom Hals schaffen«,
    sagte Pancho.
    »Das sind keine Störenfriede! Sie sind Freidenker und
    Idealisten. Männer und Frauen, die mit den Zuständen auf der
    Erde nicht einverstanden sind, und die bereit sind, ein neues
    Leben zu beginnen.«
    »Nonkonformisten und Unzufriedene«, murmelte Pancho.
    »Das Habitat wird von den besten und intelligentesten
    Menschen der Erde bevölkert werden«, sagte Susan patzig.
    »Ja, das hättest du wohl gern.«
    »Ich weiß es. Und ich werde einer von ihnen sein.«
    »Mein Gott, Susan, der Saturn ist zehnmal so weit von der
    Sonne entfernt wie wir.«
    »Was soll's?«, sagte Susan und setzte wieder dieses
    provokante Grinsen auf. »Du bist doch auch als Erster zum
    Asteroiden-Gürtel geflogen, richtig?«
    »Ja, aber…«
    »Und du bist sogar zur Jupiterstation geflogen, nicht wahr?«
    Pancho nickte stumm.
    »Und ich werde eben zum Saturn fliegen. Außerdem bin ich
    nicht allein. Wir werden zehntausend sein! Das heißt, falls
    Malcolm in der Lage ist, die wahren Störenfriede
    auszusondern und gute Arbeiter zu rekrutieren. Ich werde
    ihm bei den Vorstellungsgesprächen helfen.«
    »Dabei solltest du es auch bewenden lassen«, grummelte
    Pancho.
    Susans Lächeln nahm einen leicht verschmitzten Ausdruck
    an. »Er ist ein perfekter Gentleman, verdammt.«
    »Da soll ich mir doch auf 'ner gottverdammten Harley 'nen
    Wolf reiten«, grollte Pancho. Da hab ich mich nun fast dreißig
    verdammte Jahre in die Chefetage der Firma hochgearbeitet,
    aber zehn Minuten mit Susie genügen für einen Rückfall in
    den alten Texasslang, sagte sie sich.
    »Das ist eine großartige Sache, Pancho«, sagte Susan ernst.
    »Im Grunde handelt es sich nämlich um eine Mission. Wir
    werden uns auf eine Fünfjahres-Mission begeben, um das
    Saturn-System zu erforschen. Wissenschaftler, Ingenieure,
    Farmer, eine autarke Gemeinschaft!«
    Pancho sah, dass ihre Schwester richtig aufgeregt war. Wie
    ein Kind auf dem Weg zum Vergnügungspark. Verdammt!,
    sagte sie sich. Susie hat den Körper einer Erwachsenen, aber
    den Verstand eines Teenagers. Sie wird dort draußen in einen
    Schlamassel geraten, wenn ich nicht da bin, um sie zu
    beschützen.
    »Gib dir einen Ruck, Panch«, sagte Susan leise durch
    gesenkte Wimpern. »Sag mir bitte, dass du mir nicht böse
    bist.«
    »Ich bin dir nicht böse«, sagte Pancho wahrheitsgemäß. »Ich
    mache mir nur Sorgen um dich. Du bist dort draußen doch
    ganz allein.«
    »Mit zehntausend anderen!«
    »Aber ohne eine große Schwester.«
    Susan sagte erst nichts. Dann beugte sie sich über den
    Kaffeetisch und nahm Panchos Hand. »Aber Pancho, begreifst
    du es denn nicht? Deshalb tue ich es gerade! Das ist genau der
    Grund, weshalb ich es tun muss! Ich muss es allein schaffen.
    Ich kann nicht mehr so weiterleben ‒ wie ein kleines Mädchen,
    dem von dir alles abgenommen wird! Ich muss endlich auf
    eigenen Füßen stehen!«
    Pancho ließ sich aufs Sofa zurücksinken und murmelte: »Ja,
    ich glaube, dass du Recht hast. Ich glaube, ich wusste es schon
    die ganze Zeit. Es ist nur so… Ich mache mir eben Sorgen um
    dich, Susie.«
    »Ich werde es schon schaffen, Pancho. Du wirst sehen!«
    »Ich will's hoffen.«
    Erfreut sprang Susan auf und ging zur Tür.
    »Du wirst schon sehen«, wiederholte sie. »Das wird eine tolle
    Sache werden! Kosmisch!«
    Pancho seufzte und stand auch auf.
    »Ach,

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