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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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übrigens«, rief Susan über die Schulter, als sie die
    Bürotür öffnete. »Ich werde meinen Namen ändern. Ich mag
    nicht mehr Susan heißen. Von nun an ist mein Name Holly.«
    Und dann schlüpfte sie durch die Tür, bevor Pancho noch
    etwas zu sagen vermochte.
    »Holly«, murmelte Pancho in Richtung der geschlossenen
    Tür. Wie, um alles in der Welt, ist sie bloß darauf gekommen,
    fragte sie sich. Wieso will sie unbedingt ihren Namen ändern?
    Pancho schüttelte den Kopf und befahl dem Telefon, sie mit
    ihrem Sicherheitschef zu verbinden. Als sein markantes,
    kantiges Gesicht in der Luft überm Schreibtisch erschienen,
    sagte sie:
    »Wendell, ich brauche jemanden, der dieses gottverdammte
    Habitat zum Saturn fliegt und ein Auge auf meine Schwester
    hat ‒ aber so, dass sie es nicht merkt.«
    »Wird sofort erledigt«, erwiderte der Sicherheitschef. Dann
    wandte er den Blick kurz ab und sagte: »Ähem… heute Abend
    werde ich…«
    »Nix mit heute Abend«, sagte Pancho schroff. »Sie werden
    jemanden in diesem Habitat platzieren. Aber jemanden, der
    gut ist! Kümmern Sie sich sofort darum.«
    »Jawohl!«, sagte Panchos Sicherheitschef.
    Mondorbit: Habitat Goddard
    Malcolm Eberly versuchte die Panik zu unterdrücken, die
    noch immer in ihm tobte wie ein sturmgepeitschtes Meer.
    Zusammen mit den fünfzehn anderen Abteilungsleitern stand
    er stocksteif am Haupteingang des Habitats.
    Der Flug von der Erde hierher war eine Qual für ihn
    gewesen. Seit dem Augenblick, als der Raumclipper in den
    Erdorbit gegangen und das Gefühl der Schwerkraft auf null
    geschrumpft war, hatte Eberly geradezu einen Todeskampf
    gegen den Schrecken der Schwerelosigkeit geführt. Auf dem
    gepolsterten Sitz angegurtet hatte er mit der ganzen Kraft des
    Willens gegen den überwältigenden Drang ankämpfen
    müssen, sich zu übergeben. Ich werde nicht schlappmachen,
    sagte er sich mit zusammengebissenen Zähnen. Kreidebleich
    und in kalten Schweiß gebadet schwor er sich, dass er sich vor
    den anderen keine Blöße geben würde.
    Sich vom Sitz zu erheben, nachdem der Raumclipper die
    Transfer-Rakete erreicht hatte, war ein schierer Kraftakt.
    Eberly schaute starr geradeaus, hatte die Fäuste geballt und
    die Augen zu Schlitzen verengt. Unter den fröhlichen
    Anweisungen der Flugbegleiter folgte er dem auf und nieder
    hopsenden Overall der Frau vor sich und hangelte sich an den
    Sitzen den Gang entlang, bis er durch die Luke ins Transfer-
    Schiff glitt. Dies alles spielte sich in Schwerelosigkeit ab, und
    er würgte, als ob die Eingeweide ihm zum Hals herausquellen
    wollten.
    Niemand sonst wirkte so angeschlagen wie er. Die anderen ‒
    fünfzehn Männer und Frauen, alle Abteilungsleiter wie er ‒,
    plapperten und lachten fröhlich und führten sogar
    Selbstversuche durch, indem sie vom Klett-Bodenbelag der
    Passagierkabine emporschwebten. Schon beim bloßen Anblick
    drehte Eberly sich schier der Magen um.
    Aber er hielt noch immer die Galle zurück, die im Schlund
    brannte. Ich werde nicht schlappmachen, sagte er sich immer
    wieder. Ich werde die Stellung halten. Ein Mann vermag alles
    zu erreichen, was er sich vorgenommen hat, wenn er die Kraft
    und den Willen dazu hat.
    Dann schnallte er sich auf einem Sitz in der Transfer-Rakete
    an und starrte stur nach vorn, als das Schiff die Triebwerke
    zündete und den Flug zum Mondorbit begann. Der Schub war
    zwar nur schwach, vermittelte aber zumindest ein gewisses
    Gefühl der Schwere. Wenn auch bloß für ein paar Sekunden.
    Die Triebwerke verstummten, und er hatte wieder das Gefühl,
    zu fallen ‒ endlos zu fallen. Die anderen unterhielten sich
    angeregt. Ein paar von ihnen prahlten sogar damit, wie oft sie
    schon im Weltraum gewesen wären.
    Natürlich!, sagte Eberly sich. Sie haben das alle schon einmal
    erlebt. Sie kennen dieses beschissene Gefühl schon, und nun
    macht es ihnen nichts mehr aus. Sie stammen alle aus gut
    situierten Familien, sind reiche und verwöhnte Kinder, die
    sich noch nie im Leben um irgendetwas Sorgen zu machen
    brauchten. Ich bin hier der Einzige, der noch nie die Erde
    verlassen hat, der Einzige, der für seinen Lebensunterhalt
    kämpfen musste, der Einzige, der Hunger, Krankheit und
    Angst kennt.
    Ich muss das hier aushalten. Ich muss! Sonst werden sie mich
    wieder zurückschicken, und ich werde in einer verdammten
    Gefängniszelle krepieren.
    Mit einer schieren Willensanstrengung überstand Eberly die
    Stunden in der Schwerelosigkeit. Als die Frau auf dem

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