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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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sie tot? Sie hörte aus dem Radio Streiffs Stimme. Letzte Nacht … am Schanzengraben aufgefunden … erstochen … noch keine Hinweise … Gegenstand der Ermittlungen. Und ich sitze hier zu Hause! Beinahe hätte sie mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Natürlich, sie hatten beide ein Kind gewollt, Linus und sie, Linus vielleicht noch ein wenig mehr. Sie bereute es auch nicht, sie liebte den Kleinen, aber dass ein so winziges Wesen dermaßen anstrengend sein konnte, das hatte sie sich denn doch nicht vorgestellt. Ein kleines Kind hat Bedürfnisse, hatte sie optimistisch gedacht, die muss man stillen, weil es das nicht selbst kann, und dann ist es zufrieden. Aber so einfach war es nicht. Man wusste die halbe Zeit nicht, was für ein Bedürfnis es anmeldete. Dazu kam, dass es rund um die Uhr Wünsche hatte. Die Uhrzeit war ihm komplett egal. Ob es uns schon kennt, mutmaßte Zita. Von lieben kann wohl noch keine Rede sein. Obwohl wir es verdient hätten, weiß Gott. Und jetzt dieser Mord. Streiff vermutlich die ganze Zeit unterwegs, während sie in einer Dreieinhalbzimmerwohnung an der Döltschihalde saß, ein Baby bediente und das Haus nur mit Kinderwagen verließ, meist in Richtung Migros oder Panoramaweg. Streiff meldete sich nie bei ihr. Warum sollte er auch? Zita argwöhnte, dass er es ihr übelnahm, dass sie ein Kind bekommen hatte. Das ärgerte sie. Alter Macho, dachte sie trotzig, es ist eben doch schön, wenn neben einem ein Baby gluckst und vor sich hin gurgelt. Sie beugte sich über Leos Bettchen und schnupperte. Und Babys riechen so gut, davon hat diese verknöcherte Polizistenseele bestimmt keine Ahnung. »Nicht wahr, Leo«, murmelte sie, »es gibt auch noch anderes im Leben als Morde aufklären.« Wobei Morde aufklären halt doch etwas besonders Spannendes war, aber das verriet sie Leo nicht.
     
    Streiff betrachtete den Mann, der ihm gegenübersaß und an ihm vorbei ins Leere schaute. Fritz Legler war ein gutaussehender Mann von Mitte 40, gebräunt, leger gekleidet, ein Mann, vermutete Streiff, der es gewohnt war zu dominieren. Aber jetzt schien er die Situation nicht im Griff zu haben. Oder spielte er ihm etwas vor? Streiff war sich nicht sicher. Er hatte gegen 8 Uhr geklingelt und es war ihm vorgekommen, als stehe der Mann, der ihm öffnete, unter Spannung.
    Streiff stellte sich vor. Der Mann starrte ihn nur an. »Könnte ich hereinkommen? Ich muss mit Ihnen über Ihre Frau sprechen.«
    »Meine Frau? Ist etwas passiert?«
    Er führte ihn ins Wohnzimmer, das behäbig bürgerlich eingerichtet war. Wohnwand, ausladende Polstergruppe, Spannteppiche, schwere Vorhänge.
    »Haben Sie Ihre Frau nicht vermisst heute Nacht?« Streiff war es fast peinlich, diese Frage zu stellen. Er dachte an die Kondome. Wusste Pfarrer Legler davon?
    »Was ist mit ihr?«
    »Herr Legler, Ihre Frau ist tot. Sie ist letzte Nacht umgebracht worden.«
    Legler sank in sich zusammen. »Tot?«, wiederholte er. »Umgebracht?«
    »Ja, sie ist heute früh am Schanzengraben gefunden worden.«
    »Am Schanzengraben? War sie auf dem Heimweg? Sie geht oft ein Stück zu Fuß.«
    »Wir wissen noch gar nichts«, erklärte Streiff. »Haben Sie sie gestern Abend denn nicht erwartet?«
    »Sie kommt oft spät und wir haben getrennte Schlafzimmer«, murmelte Legler, »und heute Morgen, ich dachte, sie sei vielleicht schon zur Arbeit gegangen. Sie ist nicht oft zu Hause.«
    Legler schwieg. Dann schaute er Streiff an und sagte: »Das ist ein schwerer Schlag für mich.« Er barg sein Gesicht in den Händen.
    Irgendetwas stimmt da nicht, dachte Streiff. Dieser Satz klingt wie aus einem schlechten Theaterstück.
    »Können Sie uns irgendwelche Hinweise geben? Haben Sie eine Idee, wer Ihrer Frau nach dem Leben getrachtet haben könnte? Hatte sie Feinde?«
    »Sie war Politikerin«, sagte Legler, »natürlich hatte sie politische Gegner. Aber ihr nach dem Leben trachten? Nein.«
    »Wissen Sie von Drohbriefen, die sie erhalten hat?«
    »Ach, das hat sie nicht ernst genommen. Ich auch nicht.«
    »Ist Ihre Frau oft nachts durch unbelebte Gegenden gegangen?«, fragte Streiff weiter. »Oder könnte sie sich am Schanzengraben mit jemandem getroffen haben?«
    »Angela war nicht ängstlich«, erklärte der Mann. »Sie war sicher auf dem Heimweg. Weshalb sollte sie sich mit jemandem an einem solchen Ort treffen?«
    »Vielleicht, weil sie nicht gesehen werden wollte«, schlug Streiff vor.
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, murmelte Legler. War da ein Zögern in

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