Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
aus.
»Oh.«
»Eine Unverschämtheit!
Ich konnte nicht schnell genug reagieren, weil ich in der Eile erst meine Pantoffeln
verkehrt herum angezogen habe. Aber ich hätte diesem Rüpel eins übergebraten, das
kannst du mir glauben.« Frau Stein stemmte wütend die linke Hand in die Hüfte. Mit
der rechten hob sie den Baseballschläger. »Der würde sich das nie wieder trauen,
das kannst du mir glauben.«
Johann glaubte
es ihr. Die alte Dame wirkte ziemlich Furcht einflößend.
»Ich sollte
besser nach meiner Mutter sehen.«
»Tu das
Junge, tu das. Die Arme hat einen ganz schlechten Tag hinter sich.« Frau Stein verschwand
in ihrem Häuschen und Johann straffte die Schultern. Er fand seine Mutter in der
Küche inmitten eines riesigen Scherbenhaufens. Teller, Gläser, ein paar Tassen und
ein Aschenbecher lagen zertrümmert auf den Fliesen.
»Dieser
Mistkerl«, setzte sie Johann ins Bild. Er nickte und holte einen Besen. Offenbar
war sein Unglückstag längst nicht zu Ende.
»Weißt du,
was er getan hat?«, fuhr seine Mutter fort. »Sieh dir die Küche an! Wer soll das
denn alles aufräumen?«
Johann blickte
auf den Besen in seiner rechten, die Plastiktüte in der linken Hand. Aber seine
Mutter war in ihrer Wut nicht so leicht zu unterbrechen.
»Hast du
den Vorgarten gesehen? Der soll mir noch einmal unter die Augen treten! Dem schneid
ich die Eier ab!«
Johann zuckte
zusammen. Mit seiner Mutter war nicht zu spaßen. Es war ihr durchaus zuzutrauen,
dass sie ihre Drohung in die Tat umsetzte.
»Wem denn
überhaupt?«, fragte er von plötzlichem Mitleid mit dem Objekt ihrer Hasstirade übermannt.
»Na, Martin!«
»Welcher
Martin?« Seit dem Tod seines Vaters vor ein paar Jahren begegnete Johann morgens
auf dem Weg ins Bad regelmäßig wechselnden Männern. Es war schon schlimm genug,
dass das Sexualleben seiner Mutter sein eigenes nichtvorhandenes um Längen schlug.
Sich die Namen ihrer Eroberungen zu merken, war zu viel verlangt.
»Ammerschmidt.
Du weißt schon, der mit dem Goldkettchen.«
Und wie
Johann das wusste. Einer der unangenehmsten Liebhaber seiner Mutter. Nicht nur,
dass er immer mit gegelten Haaren, Goldkettchen und Ledermantel herumlief, er verabschiedete
sich, indem er in die Knie ging und mit den Fingern Pistolen nachmachte. Er sah
aus wie der letzte Zuhälter, fand Johann. Er hatte kein Mitleid mehr. Dem konnte
seine Mutter getrost die Eier abschneiden. »Wieso hat er denn unser Haus so verwüstet?«
»Ha! Warum?
Ich habe ganz ordentlich und anständig einen Schlussstrich gezogen und was tut er?
Flippt völlig aus!«
Immerhin
schienen sie Martin Ammerschmidt damit für immer los zu sein. Johann atmete auf.
»Was kann
ich denn dafür, dass ich letzte Woche Studienrat Friedrichsen kennengelernt habe?
Der Mann hat einfach mehr Stil als Martin.« Seine Mutter verzog verächtlich den
Mund. »Hast du mal gesehen, wie er immer aussieht? Ledermantel und Goldkettchen.
Herrgott, nur weil man Zuhälter ist, muss man sich noch lange nicht wie einer anziehen!«
»Der Typ
ist tatsächlich Zuhälter?« Irritiert stellte Johann den Besen weg.
»Lenk nicht
vom Thema ab. Er ist ein Hohlkopf, der es nicht verkraften kann, wenn man ihn abserviert.
Frau Stein hat mir in allen Punkten zugestimmt. Sie meinte, ich solle ihn anzeigen
oder das gleich selbst in die Hand nehmen.«
»Selbst
in die Hand nehmen?« Johann holte ein Kehrblech und fegte die Scherben darauf.
»Na, sein
Auto zerkratzen.«
»Was?« Jetzt
ging sie vielleicht doch zu weit. Und Johann hatte Frau Stein immer für eine liebenswerte
alte Dame gehalten.
»Mutter,
bitte. Damit machst du dich strafbar!« Ausgerechnet, wo die Polizei Johann ohnehin
schon auf dem Kieker hatte. Es würde sich gar nicht gut machen, wenn sich der Rest
der Familie Mühlbauer ebenfalls auf der Lendnitzer Verbrecherliste tummelte.
»Na und?
Martin hat sich strafbar gemacht, indem er meine Küche und meinen Vorgarten verwüstet
hat.«
»Ich glaube
nicht, dass du ihm dafür das Auto zerkratzen darfst. So läuft das mit den Gesetzen
nicht.«
»Also, Frau
Stein hat …«
»Frau Stein
hat mich mit einem Baseballschläger bedroht.« Jetzt wurde es Johann zu viel.
»Ach wirklich?
Weshalb das denn?«
Johann seufzte
und rieb sich über die Augen.
»Ich geh
jetzt jedenfalls den Studienrat anrufen. Wenn mir mein eigener Sohn schon so in
den Rücken fällt.« Wütend stand seine Mutter auf und stapfte aus der Küche.
»Mutter!
Nur, weil ich dir nicht dabei helfen will, ein
Weitere Kostenlose Bücher