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Savannah

Savannah

Titel: Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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wenn ich in einem Saloon meiner Arbeit nachgehe, Trey. Und außerdem solltest du immer daran denken, dass ich nur singe und nur Whiskey verkaufe - und sonst gar nichts.«
    Trey hob abwehrend die Hände und zog die Brauen hoch. »Ist ja gut, Partnerin, ich wollte dir nicht zu nahe treten und dich auch bestimmt nicht beleidigen. Ich wollte ja nur sagen, dass ich den Saloon allein gemanagt hatte, seit er erbaut worden ist. Aber jetzt muss ich ein anderes Haus bauen, bevor der erste Schnee fällt.« Er grinste und strahlte stolz übers ganze Gesicht. »Es ist eines dieser Fertighäuser. Die Einzelteile kommen den ganzen Weg von Seattle mit der Bahn und mit der Kutsche.«
    Plötzlich verspürte Savannah einen scharfen Stich in der Brust, aber sie wollte gar nicht so genau wissen, was dahinter steckte: Sorgen, Einsamkeit, Neid?
    »Sobald das Haus fertig ist«, fuhr Trey fort, als sie nicht antwortete, »kannst du in die Räume über dem Saloon ziehen.«
    Savannah hob den Kopf und sah zum ersten Mal die Treppe in der Ecke, die nach oben führte. Wunderbar, dachte sie verbittert. Eine kleine Wohnung über einer Bar in einer Stadt, in der es gerade mal drei Häuser gab. Aber im gleichen Moment fragte sie sich, was sie denn erwartete. Das war nun mal ihr Leben - Saloons und darüber ein Zimmer, weit ausgeschnittene Kleider und zu den Klängen eines verstimmten Pianos zu singen, Sägemehl auf dem Fußboden und Männer, die mehr von ihr wollten als ein Glas Whiskey. Nichts würde sich jemals ändern - jedenfalls nicht für sie.
     
    Jacob McCaffrey setzte das Checker-Brett so hart in die Mitte des Tisches, dass dies Pres eigentlich eine Warnung hätte sein müssen. Aber er verstand die Warnung nicht. »Was meinen Sie«, sagte der ältere Mann, während er sich auf die gegenüberstehende Bank setzte. »Wie wär's mit einem Spielchen - nur um Pennys, natürlich?«
    June rollte am Nebentisch einen Teig aus. Ihre wachsamen Augen schienen zu funkeln. »Jacob McCaffrey«, sagte sie streng, »du weißt doch ganz genau, dass ich Wetten und Spiele verabscheue! Du bist schließlich ein Prediger und ein Mann Gottes.«
    Jacob lächelte nicht, als er Pres anschaute und dabei ein so beleidigtes Gesicht machte, dass jeder Schauspieler vor Neid erblasst wäre. »Nun, June«, fuhr er fort, während er die runden, roten Spielsteine vor Pres aufbaute, wobei er sie so rhythmisch auf die Tischplatte knallen ließ, dass man an das Hufgeklapper von Pferden erinnert wurde, die über Kopfsteinpflaster trabten. »Checkers ist doch nur ein harmloses Gesellschaftsspiel. Der Herr wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn der Doc und ich uns ein bisschen amüsieren.«
    »Ich will gar nicht hören, was du zu sagen hast, wenn du eines Tages feststellst, dass du mit dem Teufel persönlich Checkers gespielt hast«, jammerte June, verdrehte die Augen und walkte mit dem hölzernen Nudelholz noch heftiger ihren Teig durch. Sowohl ihrem Ton als auch ihrer ganzen Haltung fehlte es zwar an letzter Überzeugungskraft, aber der Doc merkte nicht, dass hier ein abgekartetes Spiel stattfand.
    »Wenn der Herr einen Menschen in die Verdammnis der Hölle schickt, weil er gelegentlich mal ein paar Pennys beim Checkers verwettet hat«, erwiderte Jacob mit stoischer Ruhe, wobei er seine eigenen - schwarzen - Spielsteine vor sich aufbaute, »dann würden Er und ich sicher nicht so gut miteinander auskommen.«
    Pres unterdrückte ein Lächeln. Es war schon lange seine feste Überzeugung, dass der Herr - falls er überhaupt existierte - seinen eigenen Geschöpfen gegenüber entweder feindlich eingestellt war oder sie ihm vollkommen gleichgültig waren, aber Jacobs hausgemachte Philosophie war doch leichter zu ertragen, als das Geschwätz der Pfaffen oder Heilsbringer, die mit der Bibel in der Hand herumliefen und ständig daraus predigten oder einen klugen Spruch zitierten. Er legte - unverbesserlicher Narr, der er war — sein letztes Geld auf den Tisch und nach einer Stunde, in der die Männer schweigend ihre Züge ausgeführt hatten, hatte Jacob Dr. Pres Parrish nicht nur das Geld abgewonnen, sondern auch noch das Billett für die Kutsche.
    Der Stationsmeister bot gar nicht erst eine Revanche an, sondern sammelte ruhig die roten und schwarzen Spielsteine ein und klappte das Brett in der Mitte zusammen. Dabei warf er Pres einen Blick zu, der fast schon einem Lächeln gleichkam.
    »Ich schätze, nun müssen Sie doch in Springwater bleiben«, meinte er, stand vom Tisch auf und ging

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