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Savannah

Savannah

Titel: Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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davon. Pres konnte nur hinter dem alten Fuchs herschauen, der ihn reingelegt hatte - ohne ihn jedoch zu betrügen.
    »Verflucht soll ich sein«, murmelte er, aber dann fiel ihm ein, dass er das ja schon lange war.

3
     
    Savannah war allein in ihrem kleinen Zimmer hinter Miss Junes Kochstelle. Die Tür stand offen und vor ihr auf dem Bett lagen Kleider aus Seide und Satin, die ebenso farbenprächtig waren wie die Blumen eines Sommergartens. Aber keines dieser Kleider war geeignet, um damit an Rachel Hargreaves Tisch Platz zu nehmen - auch nicht, wenn diese Frau vorübergehend über einem Saloon wohnte. Der Gedanke, so zu tun, als sei sie in Wirklichkeit eine Lady, und einfach ihren schlichten Rock und ihre hochgeschlossene Bluse anzuziehen, war Savannah verhasst. Nach eigener Einschätzung hatte sie sicher eine Menge Sünden auf sich geladen, aber sie hatte in Gesellschaft nie vorgegeben, etwas anderes zu sein als das, was sie war.
    Sie runzelte die Stirn und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn, während sie erneut ihre Garderobe durchsah.
    Das blaue war wahrscheinlich das unpassendste von allen, denn es hatte weit gerüschte Ärmel, glitzernde Knöpfe aus Bergkristall und war tief dekolletiert. Zudem endete der Saum schon auf Wadenhöhe. Wenn sie dieses Kleid anziehen würde, würde Rachel mit Sicherheit annehmen, dass sie es auf Trey abgesehen hatte - und das lag nicht in Savannahs Absicht. Das gelbe war so schrill, dass es schon an Schamlosigkeit grenzte. Das grüne brachte ihre Haare und ihre Figur bestens zur Geltung, aber es war rückenfrei, wenn man mal von den schmalen Bändern absah, die sich überkreuzten. Das Kleid betonte ihre Brüste, da der tiefe V-Ausschnitt mit schwarzer Spitze besetzt war. Dieses Kleid machte sogar die anständigsten Männer rasend, und wenn Savannah es trug, achtete sie immer darauf, dass sie ihren Derringer in einer Tasche bei sich trug, die in einer Rockfalte verborgen war.
    An der Tür war ein leichtes Klopfen zu hören, und als Savannah sich etwas verwundert umschaute, sah sie Emma, die in der offenen Tür stand. Sie riss ihre braunen Augen weit auf, als sie die Kleider auf dem Bett sah. Das Mädchen ließ langsam die Luft aus ihren Lungen entweichen. »Seide?«, flüsterte sie, denn sie schien es nicht zu wagen, dieses magische Wort laut auszusprechen.
    Savannah nickte. Sie war sicher, dass Emma - wie die meisten Kinder, die im Grenzland des Westens lebten - in ihrem Leben nur Kleidung aus Leder, aus rauer Wolle und einfachem Kalico gesehen hatte. »Satin auch«, sagte sie. »Möchtest du die Stoffe mal berühren?«
    Emma kam zögernd vorwärts, und als sie wieder stehen blieb, leuchteten die Farben der Kleider in ihrem Gesicht, wie Licht, das durch buntes Glas fiel. Sie streckte ihre kleine braune Hand aus und ihre Finger zitterten, als sie die Hand mit einer schnellen Bewegung wieder zurück-zog.
    »Sie beißen dich nicht und du machst sie auch nicht kaputt, Emma«, sagte Savannah, wobei sie ihren Arm um die schmale Schulter des Kindes legte, das regungslos dastand. »Geh nur.«
    Mit neuem Mut streckte Emma erneut den Arm aus, wobei sie den Atem anhielt. Dann strich sie mit den Fingern vorsichtig über das eine Kleid, dann über das nächste und das nächste. Sie machte das mit so viel Ehrfurcht, dass Savannahs Herz, das doch schon so lange verhärtet war, von Wärme erfüllt wurde.
    »So schön«, hauchte Emma, »und so zart wie die Federn eines roten Kardinal-Vogels oder eines blauen Eichelhähers ...«
    »In der Tat«, ertönte eine männliche Stimme, »passend für einen wahrhaften Paradiesvogel, der sich immer nur in einem bunten Gefieder zeigt und die süßesten Melodien singt, bevor er wieder verschwindet.«
    Savannah wirbelte herum, obwohl sie wusste, dass sie Dr. Parrish sehen würde. Er lehnte mit der einen Schulter im Türrahmen, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und machte ein etwas gelangweiltes Gesicht. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, und verfluchte sich innerlich dafür, dass sie überhaupt auf diesen Mann reagierte. »Ich habe den Eindruck, dass hinter der Bemerkung eine Beleidigung steckt«, sagte sie gleichmütig, um das Kind nicht zu beunruhigen. »Pech für Sie, dass mich Ihre Meinung so wenig interessiert, Sir.«
    Er änderte seine provozierende Haltung nicht, hob aber eine Augenbraue. »Eine Beleidigung? Gott bewahre«, sagte er. »Ich denke, dass Sie ein bisschen zu empfindlich sind, Miss Rigbey. Das ist doch wohl

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