Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
überhaupt hier sind? Ich dachte, Sie hätten verstanden, dass diese Daten die Aufnahmegebühr für den Beitritt in unsere Organisation waren.«
Der Seher lehnte sich zurück, der Stuhl ächzte unter seinem Gewicht. »Weil ich etwas Besseres an der Hand habe.«
Bevor noch jemand etwas sagen konnte, waren auch schon die Kellner mit dem ersten Gang da. Ein Teller mit einer blassen rosabraunen Pastete wurde vor mich hingestellt. Zwei hauchdünne Käsescheiben steckten darin wie kleine Flügel. Ich machte keine Anstalten, zu Gabel und Messer zu greifen, weil das Zeug eindeutig vom Tier stammte.
»Ein wundervolles Gericht, Foie gras«, sagte Mr New York im Plauderton, während die Kellner ihre Runde machten und den Männern Wein einschenkten. »Die Gänse werden gestopft, damit die Leber diese samtige Textur erhält.« Mit großem Vergnügen beobachtete er, wie ich angewidert den Teller von mir wegschob.
Der Kellner sprang sofort darauf an. »Miss, schmeckt Ihnen das Horsd’œuvre nicht? Soll ich Ihnen die Spargelcremesuppe bringen?«
»Unsinn«, murmelte der Seher. »Sie findet es ganz köstlich, stimmt’s, Phoenix?«
Ich nahm mir schnell eine Gabel voll von meinem Beilagensalat, ehe er mir noch gewaltsam einen Bissen in den Mund schob, so wie man es mit den armen Gänsen gemacht hatte, die für dieses Gericht gestorben waren.
Der Kellner gab sich schließlich geschlagen und zog sich mit seinen Kollegen zurück. Bestimmt hatten sie Anweisungen erhalten, die Herren zwischen den einzelnen Gängen nicht zu stören. Einer der bulligen Bodyguardsbaute sich an der Tür auf, um sicherzustellen, dass niemand den Raum betrat.
»Mr London, wir brennen darauf, von Ihnen zu hören, was besser sein könnte als besagte Information«, sagte schließlich Mr Beijing, ein großer Chinese mit schmalem Gesicht und kieselharten Augen.
»Das Schicksal hat uns ein Geschenk gemacht; es gibt eine Möglichkeit, das Savant-Netz von innen heraus zu zerstören.« Der Seher spießte eine Jakobsmuschel auf seine Gabel, schmierte Butter auf den weißen Rand und tunkte sie dann in die Soße.
»Sprechen Sie weiter.« Mr New York schwenkte nachdenklich sein Glas Weißwein.
»Ich habe den Seelenspiegel des sechsten Benedict-Sohnes ausfindig gemacht.«
»Ein Seelenspiegel? Das ist ein seltenes Vergnügen. Das würde in der Tat sehr von Nutzen sein. Wer ist es?« Die Augen des Amerikaners sausten kurz in meine Richtung.
Der Seher sagte nichts, sondern schaute mich einfach nur an. Mr New York sah seine Vermutung bestätigt.
»Phoenix? Ihre eigene Tochter?« Mr New York lachte leise. »Also, wenn das kein Volltreffer ist!«
»Diese Ironie – einfach köstlich.« Mr Sydney prostete mir zu.
»Wie ich sagte: Ich habe etwas Besseres an der Hand und hier ist es.« Der Seher genoss diesen Moment des Triumphes und nahm huldvoll die Glückwünsche seiner neuen Verbündeten entgegen. Ich war seine Eintrittskarte in ihre Kreise gewesen.
Mr Moskau beendete mit einem Räuspern die Lobeshymnenauf den Seher. »Die Frage ist: Wie wollen wir sie verwenden?« Er musterte mich misstrauisch aus blassgrünen Augen. »Ist sie auch loyal?«
»Alle meine Leute sind loyal«, erwiderte der Seher. »Wenn sie’s nicht sind, sterben sie.«
Seine Bemerkung stieß auf murmelnde Zustimmung.
»Was haben Sie mit ihr vor?«, fragte Mr New York, der den Seher zum ersten Mal als seinesgleichen behandelte.
»Ich werde für morgen ein Treffen mit dem Jungen anberaumen – im Geheimen. Um herauszukriegen, wie viel Information er gewillt ist preiszugeben im Gegenzug für ihre Sicherheit.«
Mr New York lächelte skeptisch und tätschelte mir das Handgelenk. »Aber er wird nicht glauben, dass Sie Ihrem eigen Fleisch und Blut etwas antun würden.«
»Ach tatsächlich?«, sagte der Seher mit eisiger Miene. »Zweifeln Sie etwa daran, dass ich dazu in der Lage bin – und mehr noch, dass ich die reibungslose Abwicklung unserer Geschäfte sicherstellen kann? Dragon.« Mein Steakmesser flog in die Luft, dann sauste es pfeilgerade hinab, bohrte sich mit der Spitze in meinen nackten Unterarm und ritzte mir die Haut auf. Langsam bewegte sich die Klinge zu meinem Ellbogen hinauf, hinterließ einen schmerzhaft brennenden Streifen. Ich hütete mich davor, mich zu regen – als Nächstes könnte meine Kehle dran sein –, aber mir schossen unwillkürlich Tränen in die Augen.
Mr New York schlug das Messer beiseite. Es flog in die Ecke und fiel dort zu Boden. »Das reicht, wir haben
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