Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
wieder eine dieser dämlichen Geschichten von meinem Bruder anhörst.« Er legte seine Stirn in Falten. »Von meinen Brüdern«, ergänzte er.
»Keine Ahnung, ob ich dir das versprechen kann.«
»Wie gemein!« Er zog eine tiefe Pfanne aus einem Schrank und stellte sie auf den Herd.
Yves hatte beim Kochen irgendwie eine wahnsinnig sexy Ausstrahlung, diese kleinen Konzentrationsfältchen auf seiner Stirn, während er den Angriff auf unsere Geschmacksknospen plante. Yves schmiss nicht nur einfach eine Ladung Spaghetti ins Wasser, so wie ich es gemacht hätte; er bereitete die Tomatensauce frisch zu, schnippelte und hackte, zerdrückte und quirlte mit einer solchen Aufmerksamkeit, wie er sie vermutlich auch bei seinen wissenschaftlichen Experimenten aufwandte. Erkochte, als würde er eine ganz neue Rezeptur kreieren, testete den Geschmack, bat mich, die Würzung zu beurteilen, alles mit fachmännischem Blick für genau die richtige Mischung. Ich durfte den Parmesan hobeln, aber ansonsten war die Küche ausschließlich sein Reich. Und als es ans Anrichten ging, schöpfte er nicht einfach bloß eine Kelle Sauce über die Nudeln; nein, er garnierte das Essen mit Käselocken und Basilikumblättchen.
»Das Abendessen steht bereit«, sagte er mit gespielter Förmlichkeit, das Geschirrhandtuch über dem Arm wie ein Oberkellner.
Zed und Sky kamen zu uns an den Küchentresen.
»Wow, ich liebe es, wenn Yves kocht!«, schwärmte Sky.
Ich musste ihr zustimmen: Es war das beste selbst gekochte Essen, von dem ich je gekostet hatte.
»Verräterin.« Zed goss uns allen eisgekühltes Wasser ein.
»Kannst du kochen so wie er?«, fragte ich.
»Ja.«
»Nein«, sagten Yves und Sky im Chor.
»Richtige Männer kochen nicht. Richtige Männer grillen.« Zed grinste, wissend, dass sein Argument unhaltbar war. »Mein Bruder ist dermaßen metrosexuell – dieses ganze möchtegern-moderne Getue. Ich mache mir allmählich Sorgen um ihn.«
»Du solltest dir lieber Sorgen um dich selbst machen«, spöttelte Sky. »In unserem Haushalt wird die Arbeit später mal fifty-fifty geteilt. Und da ich mich weigere, von verkohlter Pizza zu leben, werde ich dich zu einem Kochkurs anmelden, sobald wir wieder zu Hause sind.Es gibt keine Küsse mehr, bis du mir eine anständige Mahlzeit gekocht hast.«
Yves gluckste. »Die Rache ist mein.«
Zed machte für eine Sekunde ein ängstliches Gesicht, dann lächelte er. »Das hältst du sowieso nicht durch.« Er zog Sky näher an sich heran und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Hier. Hab ich doch gesagt.«
»Die Keine-Küsse-mehr-Regel tritt erst zu Hause in Kraft ... wenn ich einen Kurs für dich gefunden habe«, sagte Sky gönnerhaft. »Lesen Sie das Kleingedruckte.«
Zed verschränkte die Arme und schob seinen leeren Teller zurück. »Das hält sie nicht durch.«
»Wir werden ja sehen.«
»Herausforderung angenommen, werte Dame.« Zed machte eine tiefe Verbeugung.
Wie ich sie da so zusammen sah, beschlich mich das Gefühl, dass Sky womöglich doch nicht so willensstark war, wie sie glaubte. Andererseits machte es ihr vermutlich auch nichts aus zu verlieren.
Victor kam spätabends nach Hause, lange, nachdem der Großteil der Familie bereits zu Bett gegangen war. Ich hörte seine Stimme in der Küche, als ich im Bad stand, und fragte mich, ob ihm die Beschaffung meines Reisepasses Probleme bereitete oder ob er herausgefunden hatte, was Yves hinter ihrem Rücken so trieb. Sein Ton klang jedenfalls verärgert, so als wäre irgendetwas Unerfreuliches passiert. Normalerweise hätte ich mich beim Klang erhobener Stimmen möglichst schnell verdrückt, aber sein Streitpartner war Yves. Ich knipstedas Licht aus und wartete, bis der Belüfter aufhörte zu brummen. Als alles ruhig war, schlich ich hinaus auf den Flur, um zu lauschen. Ich musste es tun, denn meine Ahnungslosigkeit hatte mir bisher nichts Gutes beschert und außerdem traute ich Victor nicht wirklich. Als Gesetzeshüter musste er mich verachten, auch wenn es ihm bisher gelungen war, das gut zu verbergen.
Victor stand mit dem Rücken zur Tür und wedelte mit einem Papierbündel vorm Gesicht seines jüngeren Bruders herum. »Kapier das doch, Yves, ich leite diese Operation. Dein Job war es, Eisberge oder weiß der Teufel was zu studieren. Ich kann dem Scotland Yard nicht erzählen, dass meine eigene Familie hinter meinem Rücken agiert – ich habe hart daran gearbeitet, um diese Partnerschaft aufzubauen, und mit ihrer Hilfe stehen wir kurz
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