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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ankamen?«
    »Ja; für mich war einer von meiner Tante dabei. Der Oberst kriegte ein paar, glaube ich, und einer war für Cathcart.«
    »Hat Hauptmann Cathcart seinen Brief an Ort und Stelle gelesen?«
    »Nein, das weiß ich genau. Sehen Sie, ich habe meinen geöffnet, und dann sah ich, wie er seinen in die Tasche steckte, und hab gedacht –«
    »Was Sie gedacht haben, ist nicht wichtig«, sagte Sir Impey. »Was haben Sie getan?«
    »Ich habe gesagt: ›Entschuldigung, stört Sie's?‹ Und er hat gesagt: ›Nein, nicht im mindesten.‹ Aber er hat seinen Brief noch immer nicht gelesen, und ich weiß noch, wie ich gedacht habe –«
    »Wir können das hier nicht brauchen«, sagte der Großhofmeister.
    »Aber daher weiß ich doch so genau, daß er ihn nicht geöffnet hat«, entgegnete der Ehrenwerte Freddy beleidigt. »Sehen Sie, ich hab mir damals nämlich gesagt, was ist der Kerl doch für ein Geheimniskrämer, und daher weiß ich das noch.«
    Sir Wigmore, der schon mit geöffnetem Mund aufgesprungen war, setzte sich wieder.
    »Danke sehr, Mr. Arbuthnot«, sagte Sir Impey lächelnd.
    Oberst und Mrs. Marchbanks bestätigten, gegen halb zwölf etwas im Arbeitszimmer des Herzogs gehört zu haben. Einen Schuß oder sonstige Geräusche hätten sie nicht gehört. Sie wurden nicht ins Kreuzverhör genommen.
    Mr. Pettigrew-Robinson wartete mit einer lebhaften Schilderung des Streits auf und versicherte sehr bestimmt, daß eine akustische Verwechslung der herzoglichen Schlafzimmertür ausgeschlossen sei.
    »Wir wurden dann kurz nach drei Uhr von Mr. Arbuthnot geweckt«, fuhr der Zeuge fort, »und gingen in den Wintergarten hinunter, wo ich den Angeklagten und Mr. Arbuthnot das Gesicht des Verstorbenen waschen sah. Ich habe sie darauf hingewiesen, wie unklug das von ihnen sei, da sie damit wichtige Spuren für die Polizei vernichten könnten, aber sie haben sich nicht um mich gekümmert. Um die Tür herum befanden sich viele Fußspuren, die ich untersuchen wollte, weil nach meiner Theorie –«
    »Meine Lords«, rief Sir Impey, »wir können den Zeugen hier keine Theorien entwickeln lassen.«
    »Gewiß nicht!« sagte der Großhofmeister. »Beantworten Sie die Fragen, die Ihnen gestellt werden, und fügen Sie von sich aus nichts hinzu.«
    »Sehr wohl«, sagte Mr. Pettigrew-Robinson. »Ich wollte damit auch nicht sagen, daß daran etwas faul gewesen sei, aber ich hatte mir gedacht –«
    »Behalten Sie bitte für sich, was Sie gedacht haben. Hören Sie mir zu. Als Sie den Toten sahen, wie lag er da?«
    »Auf dem Rücken, und Denver und Arbuthnot wuschen ihm das Gesicht. Er war offensichtlich umgedreht worden, denn –«
    »Sir Wigmore«, unterbrach der Großhofmeister, »Sie müssen Ihren Zeugen bei der Sache halten.«
    »Beschränken Sie sich freundlicherweise auf das, was Sie gesehen haben«, sagte Sir Wigmore leicht erhitzt. »Ihre Schlußfolgerungen interessieren uns nicht. Sie sagen, als Sie den Toten sahen, lag er auf dem Rücken. Ist das richtig?«
    »Und Denver und Arbuthnot wuschen ihn.«
    »Ja. Und jetzt möchte ich auf etwas anderes zu sprechen kommen. Erinnern Sie sich an einen Lunch im Königlichen Automobilclub?«
    »Ja. Ich war dort Mitte August einmal zum Lunch – es muß, soviel ich weiß, der sechzehnte oder siebzehnte gewesen sein.«
    »Wollen Sie uns bitte erzählen, was da geschah?«
    »Ich war nach dem Lunch in den Rauchsalon gegangen und saß dort in einem hochlehnigen Sessel und las, als ich den Angeklagten mit dem seligen Hauptmann Cathcart hereinkommen sah. Das heißt, ich sah sie in dem großen Spiegel über dem Kaminsims. Sie selbst merkten nicht, daß jemand im Salon war, sonst wären sie wohl mit dem, was sie sagten, etwas vorsichtiger gewesen. Sie nahmen in meiner Nähe Platz und begannen sich zu unterhalten, und nach einiger Zeit lehnte Cathcart sich zum Herzog hinüber und sagte leise etwas, was ich nicht verstehen konnte. Daraufhin sprang der Angeklagte mit entsetztem Gesicht auf und rief: ›Um Gottes willen, Cathcart, verrate mich bloß nicht – ich hätte die Hölle auf Erden.‹ Cathcart antwortete etwas in besänftigendem Ton – ich konnte nicht hören, was er sagte, er hatte so eine heimlichtuerische Stimme –, und der Angeklagte sagte darauf: ›Also, laß das jedenfalls. Ich kann mir nicht leisten, daß jemand davon erfährt.‹ Der Angeklagte wirkte sehr erschrocken. Hauptmann Cathcart lachte. Dann sprachen sie leise weiter, und ich habe sonst nichts gehört.«
    »Danke.«
    Sir

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