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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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dramatisch wie möglich auftischen könnten. Ich hatte gerade noch Zeit, mir die Spuren auf dem Gelände kurz anzusehen (leider schon ziemlich unkenntlich gemacht von Craikes und seinen Trampeltieren), und dadurch stand ich mit leeren Händen vor den Geschworenen.«
    »Kopf hoch«, meinte Wimsey. »Ich mache dir keinen Vorwurf. Außerdem kommt dadurch ein bißchen Leben in die Jagd.«
    »Es ist nur so«, warf der Ehrenwerte Freddy ein, »daß wir bei ehrbaren Untersuchungsrichtern nicht beliebt sind. Überspannte Aristokraten und unmoralische Franzosen! Übrigens schade, Peter, daß dir Miss Lydia Cathcart entgangen ist. Die hätte dir gefallen. Sie ist wieder nach Golders Green zurück und hat die Leiche mitgenommen.«
    »Na ja«, meinte Wimsey. »An der Leiche wird wohl nichts Ungewöhnliches drangewesen sein.«
    »Nein«, sagte Parker, »das ärztliche Gutachten war soweit in Ordnung. Lungendurchschuß, sonst nichts.«
    »Allerdings«, sagte der Ehrenwerte Freddy, »selbst erschossen hat er sich nicht. Ich hab ja nichts davon gesagt, um dem alten Denver seine Geschichte nicht kaputtzumachen, aber daß er so aufgebracht und sauer gewesen sein soll, das war Käse.«
    »Woher weißt du das?« fragte Peter.
    »Na hör mal. Cathcart und ich sind noch zusammen nach oben gegangen. Ich war ziemlich sauer, weil ein paar Aktien von mir sehr gefallen waren; außerdem hatte ich am Morgen immer danebengeschossen und dann noch eine Wette mit dem Oberst verloren, wie viele Zehen die Hauskatze hat; und wie ich nun zu Cathcart etwas von blöder Welt oder so sage, da meint er: ›Im Gegenteil, die Welt ist wunderschön. Morgen lege ich mit Mary den Hochzeitstermin fest, und dann ziehen wir nach Paris, wo man noch etwas von der Liebe versteht.‹ Ich hab daraufhin nur was Ausweichendes geantwortet, und er ist pfeifend weitergegangen.«
    Parker machte eine ernste Miene. Oberst Marchbanks räusperte sich.
    »Nun«, meinte er, »bei einem Mann wie Cathcart weiß man nie, wie man dran ist. In Frankreich aufgewachsen, Sie wissen ja. Das ist nicht wie bei einem aufrechten Engländer. Immer rauf und runter, rauf und runter! Traurige Sache, armer Kerl! Na ja, Peter, ich hoffe, Sie und Mr. Parker werden schon noch etwas finden. Es geht doch nicht, daß der arme Denver einfach so im Kittchen sitzt. Furchtbar unangenehm, armer Kerl, und wo dieses Jahr die Vögel so gut sind! Also, Sie werden sich jetzt sicher überall umschauen wollen, Mr. Parker, nicht? Freddy, wie wär's mit einer Partie Billard?«
    »Recht haben Sie«, meinte der Ehrenwerte Freddy, »aber Sie müssen mir hundert vorgeben, Oberst.«
    »Unsinn, Unsinn«, erwiderte der Veteran gutgelaunt. »Sie spielen doch ausgezeichnet.«
    Nachdem auch Mr. Murbles sich zurückgezogen hatte, saßen Wimsey und Parker einander allein am abgegessenen Frühstückstisch gegenüber.
    »Peter«, sagte der Kriminalbeamte, »ich weiß nicht, ob es richtig von mir war, hierherzukommen. Wenn du meinst –«
    »Hör mal her, alter Freund«, unterbrach ihn Wimsey ernst, »wir wollen hier alle Fragen des Zartgefühls beiseite lassen. Wir bearbeiten diesen Fall wie jeden anderen. Und wenn dabei etwas Unerfreuliches ans Tageslicht kommt, sollst lieber du eszu sehen bekommen als irgendwer sonst. Übrigens ein ganz besonders hübscher Fall, auf seine Art, und ich gedenke mein Bestes zu tun.«
    »Also, wenn du wirklich meinst –«
    »Lieber Charles, wenn du nicht schon hier wärst, würde ich dich rufen. Und jetzt an die Arbeit. Ich gehe natürlich davon aus, daß Gerald es nicht war.«
    »Davon bin ich ebenso fest überzeugt«, pflichtete Parker ihm bei.
    »Nicht doch, nicht doch«, widersprach Wimsey, »das ist nicht deine Art. Nie überstürzt – nie vertrauensselig. Deine Aufgabe ist es, meine Hoffnungen mit kaltem Wasser zu übergießen und alle meine Schlüsse anzuzweifeln.«
    »Abgemacht!« sagte Parker. »Wo möchtest du anfangen?«
    Peter überlegte. »Ich denke, wir gehen von Cathcarts Zimmer aus«, meinte er.
    Das Zimmer war von bescheidener Größe und hatte nur ein Fenster über der Haupteingangstür. Das Bett stand rechts, die Kommode vor dem Fenster. Links war der Kamin mit einem Sessel davor, dazu ein kleiner Schreibtisch.
    »Alles noch so, wie es war«, sagte Parker. »Soviel Verstand hatte Craikes wenigstens.«
    »Ja«, sagte Lord Peter. »Also gut. Gerald hat gesagt, Cathcart sei aufgesprungen, als er ihn einen Lumpen nannte, wobei er fast den Tisch umgeworfen habe. Das muß der

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