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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sind ein Fuchs, Wimsey«, sagte der Anwalt. »Dann war ich wohl doch im Irrtum. Finden Sie nur ruhig Ihren Mann. Aber eins möchte ich Sie noch fragen. Wen decken Sie?«
    »Hören Sie mal, Biggs«, sagte Wimsey, »Sie werden nicht dafür bezahlt, hier solche Fragen zu stellen, klar? Warten Sie damit bis vor Gericht. Ihre Aufgabe ist es, das Beste aus dem zu machen, was wir Ihnen liefern, aber nicht, uns durch die Mangel zu drehen. Angenommen, ich hätte Cathcart selbst umgebracht –«
    »Haben Sie nicht.«
    »Weiß ich, aber wenn, dann würde ich mich nicht mit so einem Blick ansehen und mir in diesem Ton Fragen stellen lassen. Ich will Ihnen aber entgegenkommen und Ihnen ehrlich sagen, daß ich nicht weiß, wer den Kerl umgebracht hat. Sobald ich es weiß, sage ich es Ihnen.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Aber erst, wenn ich sicher bin. Ihr Brüder versteht aus dem kleinsten Indiz eine ellenlange Beweiskette zu schmieden und würdet mich schon aufhängen, wenn ich erst anfinge, mich selbst zu verdächtigen.«
    »Hm!« machte Biggs. »Inzwischen kann ich Ihnen schon mal verraten, daß ich auf ungenügende Beweislage hinauswill.«
    »So. Freispruch aus Mangel an Beweisen, wie? Na ja, jedenfalls schwöre ich Ihnen, Biggs, daß mein Bruder nicht hängen wird, weil ich mit Beweisen hinterm Berg halte.«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Biggs und fügte stumm hinzu: »Aber du hoffst, daß es soweit nicht kommt.«
    Ein Regenschauer prasselte durch den breiten Kamin herunter und verzischte auf den Holzscheiten.
    »Craven Hotel
Strand, W. C.
Dienstag
    Lieber Wimsey,
    wie versprochen, hier ein paar Zeilen über mein bisheriges Vorankommen, obwohl es herzlich wenig ist. Auf der Fahrt hierher saß ich neben Mrs. Pettigrew-Robinson und durfte für sie das Fenster auf-und zumachen und auf ihr Gepäck achtgeben. Sie erwähnte, daß Deine Schwester, als sie am Donnerstagmorgen das Haus aufweckte, zuerst zu Mr. Arbuthnots Tür gegangen sei – was die Dame etwas merkwürdig zu finden scheint, aber bei Licht besehen ist es nur natürlich, denn das Zimmer liegt genau gegenüber der Treppe. Mr. Arbuthnot hat dann die Pettigrew-Robinsons aufgeweckt, und Mr. P. ist sofort nach unten gerannt. Mrs. P. fand, daß Lady Mary sehr schwach aussah, und wollte ihr helfen. Deine Schwester hat sie aber abgewiesen – barsch, sagt Mrs. P. – und sich alle Hilfsangebote ›aufs unfreundlichste‹ verbeten. Sie ist dann in ihr Zimmer gerannt und hat sich eingesperrt. Mrs. Pettigrew-Robinson hat an der Tür gelauscht, ›um sicherzugehen‹, sagt sie, ›daß alles in Ordnung war‹, aber als sie Deine Schwester nur hat herumlaufen und Schranktüren schlagen hören, fand sie, daß sie ihre Neugier unten besser befriedigen könne, und ist hinuntergegangen.
    Wenn Mrs. Marchbanks mir das erzählt hätte, würde ich ihm zugegebenermaßen mehr Bedeutung beimessen, aber ich glaube, selbst wenn ich im Sterben läge, würde ich zwischen mir und Mrs. Pettigrew-Robinson immer noch die Tür fest zumachen. Mrs. P. war sicher, daß Lady Mary nie etwas in der Hand hatte. Gekleidet war sie genauso, wie sie es dem Untersuchungsrichter geschildert hat – langer Mantel über dem Pyjama (Schlafanzug war Mrs. P.s Ausdruck), derbe Schuhe und eine Wollmütze. Diese Sachen hatte sie auch später noch an, als der Arzt kam. Noch eine kleine Merkwürdigkeit am Rande:
    Mrs. Pettigrew-Robinson (die, wie Du Dich erinnerst, seit zwei Uhr wach war) will mit Sicherheit gehört haben, daß kurz bevor Lady Mary an Mr. Arbuthnots Tür klopfte, irgendwo auf dem Korridor eine Tür schlug. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll – vielleicht hat es nichts zu bedeuten, aber ich will es nicht unerwähnt lassen.
    Hier in London war's scheußlich. Dein angehender Schwager war ein Muster an Diskretion. Sein Zimmer in Albany ist, aus kriminalistischer Sicht, eine trostlose Wüste: keinerlei Papiere, außer ein paar englischen Rechnungen und Quittungen und ein paar Einladungen. Einige der Absender habe ich aufgesucht, aber sie kannten Cathcart zumeist nur aus dem Club oder vom Militär und konnten mir nichts über sein Privatleben sagen. Er ist in einigen Nachtclubs bekannt. Ich habe letzte Nacht – oder vielmehr heute morgen – die Runde durch sie gemacht. Allgemeiner Eindruck: großzügig, aber undurchschaubar. Sein Lieblingsspiel scheint übrigens Poker gewesen zu sein. Für krumme Sachen keine Anhaltspunkte. Er hat insgesamt sehr beständig gewonnen, aber nie sehr hoch.
    Die

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