SB 121 – Mission Zeitbrücke
deinen Entschluss allein fällen, denn nur dann wirst du voll dafür einstehen.«
»Ich sehe die aktuelle Gefahr, Seth-Apophis' jüngste Angriffe auf die Kosmische Hanse, die Zeitweichen, die Cyber-Brutzellen, die Agenten und wer weiß was noch.« Saedelaeres Hand fuhr mit einer unbestimmten Bewegung durch die Luft. Er blickte Rhodan an. »Du glaubst, dass du diese Probleme mit dem Bau eines Gigantrechners aus Viren beseitigen kannst?«
»Ich glaube, dass wir durch ein Experiment unsere Chancen vergrößern, die Gefahren zu erkennen und zu bewältigen. Außerdem könnte der Versuch uns behilflich sein, die tieferen Zusammenhänge des Konflikts zwischen ES und Seth-Apophis zu beleuchten. Es geht in der Gesamtbetrachtung um mehr, vielleicht letztlich um die Beantwortung der Ultimaten Fragen. Aber der Weg dorthin läuft auch über das Viren-Imperium.«
Sie diskutierten längere Zeit. Carfesch unterstützte Rhodans Plan ziemlich vorbehaltlos. Salik stellte gelegentlich Fragen, aber er ergriff nicht eindeutig Partei. Alaska Saedelaere gefiel sich in der ungewohnten Rolle als Skeptiker und Widerpart, hörte sich aber geduldig alle Meinungen an.
»Ich bin auf eurer Seite«, sagte Saedelaere schließlich.
»Ich wusste es«, kommentierte Jen Salik.
Perry Rhodan ließ Quiupu rufen.
»Seht euch diese Unverschämtheit an!« Quiupu hatte die Tür zu Carfeschs Wohneinheit noch nicht ganz geöffnet, als er schrill losbrüllte. Seine beiden kurzen Arme zeigten hinaus auf den Korridor im HQ Hanse.
»Ich grüße dich, Quiupu«, sagte Carfesch sanft.
Das kosmische Findelkind ging nicht darauf ein, eine Erwiderung des Grußes hielt Quiupu offensichtlich nicht für notwendig. »Komm her, Perry!«, verlangte er vielmehr und winkte wild. Die rostbraunen Flecke in seinem breiten Gesicht wurden ungewöhnlich dunkel, ein Zeichen seiner großen Erregung.
Rhodan stand auf und ging zur Tür. Vertrauensvoll legte er dem fast einen Kopf kleineren Quiupu die Hand auf die Schulter. Der für gewöhnlich scheue und zurückhaltende Fremde, den der Terraner vor gut einem Vierteljahr im All aufgelesen hatte, war außer sich.
Rhodan blickte den Korridor entlang. Er sah nur zwei Mitarbeiter der Kosmischen Hanse, die am Ende des Ganges standen und sich unterhielten.
»Ich bin stocksauer«, ereiferte sich Quiupu. »Eigentlich geht es schon seit Wochen so. Aber was sich deine Leute in den letzten Tagen geleistet haben, ist zu viel.« Mit einem seiner kurzen Stempelbeine versetzte er der Tür einen Tritt. »Und ihr wisst es auch«, fauchte er und zeigte auf Saedelaere, Salik und Carfesch.
»Ich weiß viel und doch nichts«, entgegnete Carfesch. Mit einer einladenden Geste bedeutete er Quiupu, Platz zu nehmen.
»Was ist denn los, Virenfreund?« Jen Salik lächelte vertrauensvoll.
»Ich werde sabotiert.« Quiupu fuchtelte mit den Armen. »Weiß einer von euch, wie das ist, wenn man auf Schritt und Tritt verfolgt wird? An jeder Ecke steht einer und beobachtet, was ich mache. Mein Labor ist von Spionsensoren verseucht. Wie kann ich etwas zustande bringen, wenn mir ständig jemand im Nacken sitzt? So geht es nicht.«
»Vielleicht will jemand verhindern, dass du uns ein zweites Monster zum Geschenk machst«, sagte Saedelaere trocken.
»Ich gebe zu, dass dieser Versuch ein Fehlschlag war.« Quiupu beruhigte sich etwas. »Aber ich habe die Fehler erkannt. Insofern war es richtig, dieses Experiment zu wagen. Doch mittlerweile ist eine vernünftige Forschungsarbeit unmöglich. Ich muss mich konzentrieren, sonst kommt es wirklich zu einem weiteren Unglück. Versteht ihr das?« Die letzten Worte brüllte er wieder heraus. Dann setzte er sich endlich in den angebotenen Sessel.
»Ich gebe zu, dass unsere Vorsichtsmaßnahmen vielleicht etwas zu massiv waren«, sagte Perry Rhodan. »Das musste jedoch sein. Wenn du in aller Ruhe darüber nachdenkst, wirst du mir beipflichten. Aber vergessen wir das, denn was wir beschlossen haben, wird auch dieses Problem beseitigen.«
Quiupus Augen funkelten unruhig.
»Wir haben entschieden, dir eine neue Chance für ein Experiment zu geben«, fuhr Rhodan fort. »Wir wollen dich bitten, einen Teil des Viren-Imperiums aufzubauen. Du erhältst alle Hilfsmittel und eine beliebige Anzahl von Mitarbeitern. Unsere einzige Bedingung ist, dass der Versuch nicht auf Terra stattfindet, sondern auf einer Welt, auf der du nach Herzenslust experimentieren kannst, ohne andere zu gefährden.«
»Ihr misstraut mir also«, folgerte Quiupu
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