Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2
Podest.
Für einen Moment hatte Mats Schmerz in den Augen der Sphinx gesehen. »Was hast du?«, fragte er.
Sie drehte sich ein Stück zur Seite, sodass die drei ihre linke Flanke sehen konnten, die zuvor im Schatten gelegen hatte. Dunkelrotes, fast schon schwarzes Blut durchnässte das Fell. Mats schluckte. Der Vampir hatte die Sphinx getroffen, trotz seiner Warnung. Wenigstens sah die Wunde nicht so aus, als könnte sie einem so riesenhaften Geschöpf ernstlich gefährlich werden.
»Ich werde sterben«, sagte die Sphinx, als hätte sie Matsâ Gedanken erraten. »Das Geschoss aus der Waffe des Blutsaugers ist aus reinem Silber. Ein zweiter Treffer hätte mich sofort getötet. So vergiftet mich das Silber nur langsam.«
»Dann müssen wir die Kugel rausholen.« Lucy machte einen Schritt auf die Sphinx zu.
Doch sie schüttelte ihr mächtiges Haupt. »Das Gift hat mein Herz längst erreicht. Mir bleiben nur noch Minuten.« Das jahrtausendealte Geschöpf stieà ein so lautes Brüllen aus, dass Mats und Lucy sich die Hände auf die Ohren drückten. »Diese Schattengänger haben genau gewusst, was sie taten«, fuhr sie anschlieÃend mit zittriger Stimme fort. »Sie waren bereit zu töten, um den goldenen Schlüssel in die Hände zu bekommen. Und das sagt mir mehr als alles andere, dass dies niemals geschehen darf.«
»Können ... können wir denn gar nichts für dich tun?«, fragte Lucy mit Tränen in den Augen.
»Lass gut sein, Menschenkind«, erwiderte die Sphinx. »Wichtigeres als mein Leben steht auf dem Spiel, wenn es stimmt, was ihr sagt. Also hört mir jetzt gut zu.« Für einen Moment schlossen sich die Lider über den weià glühenden Augen und ihr Gesicht nahm einen entrückten Ausdruck an, so, als wandere sie in Gedanken weit zurück in die Vergangenheit. »Einst war ich die Wächterin des Grabes von Hotep Ra. Den Fluch der Bestie nannte man mich und ich bestrafte jeden mit dem Tode, der die Schätze des Pharaos rauben wollte. Dann kam vor tausend Jahren die Totengöttin Isis zu mir, die ihr unter dem Namen Hel kennt, und bat mich, mit der gleichen Leidenschaft über den goldenen Schlüssel zu wachen, wie ich es für die irdischen Besitztümer Hotep Ras tat.«
»Das zweite Siegel«, hauchte Lucy.
Die Sphinx nickte. » Der goldene Schlüssel ist ein mächtiges, magisches Artefakt, das jedem, der es besitzt, Zugang zu unermesslichem Reichtum gewährt. Wer es beherrscht, kann damit alles in Gold verwandeln, was er berührt.«
Mats fiel die Kinnlade herunter. »A-alles?« Er schluckte. »Das würde eine Menge Probleme auf der Welt lösen.«
»Alle, denen es in die Hände fiel, haben so gedacht, Menschenjunge. Zumindest anfangs.« Die Sphinx brach hustend ab und verzog vor Schmerz das wunderschöne Gesicht. »Aber der goldene Schlüssel wurde aus schwarzer Magie geboren, und wer ihn benutzt, den verändert er. Je mehr Gold du mit ihm erschaffst, desto gröÃer wird deine Gier nach noch mehr werden. Du wirst es horten und mit niemandem teilen wollen. Und am Ende stirbst du einsam und verlassen, weil du alle deine Freunde vertrieben hast, aus Furcht, sie könnten dir dein Gold stehlen.«
»Das ist grausam«, murmelte Lucy.
»Das ist schwarze Magie immer.« Inzwischen standen dicke SchweiÃperlen auf der Stirn der Sphinx. »Zugleich ist ... war es ein wirkungsvoller Schutz. Tausend Jahre lang ist niemand auf die Idee gekommen, dass es zugleich das Siegel eines Gefängnisses ist, in den ein Dämon gebannt wurde, der Krankheiten und Seuchen dorthin trägt, wo immer er einen Fuà hinsetzt. Ganze Städte hat er seinerzeit entvölkert und ...« Sie schwankte erneut und trat in eine Vitrine, die unter ihrer mächtigen Tatze regelrecht explodierte.
Mats wirbelte herum, sodass er schützend vor Lucy stand, während ein Regen aus winzigen Glassplittern auf seinen Rücken niederging. »Alles klar, Lucy?«, fragte er sie, als es vorüber war.
Sie nickte. »Und bei dir?« Ihre Finger tasteten über seine Oberarme. »Nicht mal ein winziger Schnitt.«
»Glück gehabt«, erwiderte Mats lächelnd, obwohl er bezweifelte, dass Glück dafür verantwortlich war.
Nun wandten sie sich wieder der Sphinx zu. Ihr Atem drang rasselnd zwischen ihren halb geöffneten Lippen
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