Schach mit einem Vampir
Sehnen. Schreiend vor Schmerzen kam der Menschenberg ins Straucheln und brach jammernd und wehklagend neben dem Detektiv zusammen. Fraizer sprang sofort auf die Beine, bereit, den nächsten Angreifer abzuwehren.
„Du verdammter Mistkerl. Du hast mir das Bein gebrochen“, jammerte der Bär wie ein kleines Kind. Tränen standen in seinen Augen. Der Sieg über seinen Schlägerbruder ließ den Zorn in Frettchen hochkochen. Er zog, wie Fraizer schon zuvor vermutet hatte, ein Springmesser aus seiner Hosentasche und ließ die spitze Klinge herausschnappen. Sogleich stürzte er sich mit erhobener Waffe und einem Wutschrei auf den Lippen auf den Privatermittler. Dieser reagierte, ohne zu zögern. Er bekam die Hand mit dem Messergriff zu fassen und riss es mit aller Kraft nach unten. Gleichzeitig trat er Frettchen ohne Erbarmen zwischen die Beine. Der Angreifer klappte jammernd zusammen und bohrte sich durch diese reflexartige Bewegung den scharfen Stahl in den eigenen Bauch. Röchelnd kam er am Boden zum Liegen. Noch ein paar Zuckungen durchliefen seinen Körper, dann regte er sich nicht mehr. Eine Blutlache bildete sich um den verendeten Messerstecher. Die Klinge hatte die Bauchschlagader zerfetzt. Er musste nicht lange leiden. Wieder ertönte das schaurige Lachen. Fraizer wollte wissen, wer sein unbekannter Helfer war. Denn ohne ihn wäre er ein sicheres Opfer des brutalen Trios geworden. Warum zeigte sich der Mann ihm nicht? Da rüttelte es an der verschlossenen Tür zum Gastraum.
„Hierher! Helft mir doch“, rief die Jammergestalt des glatzköpfigen Muskelbergs am Boden zu den Leuten vor der Tür. Der Detektiv beendete den Monolog mit einem harten, gezielten Tritt ins Gesicht des Riesen. Fraizer musste hier schnellstens heraus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die übrigen Gäste die Tür aufbrachen. Dann würde man ihn unter Garantie lynchen. Es blieb nur ein Fluchtweg übrig – nämlich der nach oben. Vielleicht wusste sogar der unbekannteLebensretter, wie man von hier fortkommen konnte? Fraizer rannte mit riesigen Sätzen die Treppe empor. Das Holz unter seinen Schritten knarrte und ächzte. Er betrat einen düsteren Raum und schaltete das Licht ein. Es handelte sich um einen Lagerraum. Kartons und Flaschen standen überall unordentlich herum. In der Mitte des Raums lag Black. Er war mausetot. Noch immer hielt er seine Waffe in der Hand. Sonst war der Raum menschenleer. Ein Fenster stand weit offen. Der unbekannte Helfer musste dadurch geflohen sein. Also war es auch ein Fluchtweg für Fraizer? Bevor er diesen Weg jedoch ging, wurde er auf einen kleinen Zettel in der Hand des Toten aufmerksam. Vielleicht war es ein Hinweis auf den verschwundenen Helfer? Oder wusste Black doch etwas über Ray Phelps und er wollte das Papier vernichten, kam aber nicht mehr dazu? Der Unbekannte funkte dazwischen! Fraizer nahm es aus der Hand des Barmanns und stutzte. Es handelte sich nur um einen Fahrschein der U-Bahn. Dennoch steckte er sich den Fetzen Papier erst einmal in seine Hosentasche. Dann fiel sein Blick auf den Hals des Toten. Er zuckte unwillkürlich zusammen. Zwei unschöne Wundmale lagen über der Schlagader. Es sah für den Detektiv so aus, als hätte ein Tier Black in den Hals gebissen. Woran erinnerte ihn das nur? Er kam nicht mehr dazu, sich Gedanken darüber zu machen. Er hörte von unten, wie Holz zersplitterte, als eine Tür aus ihren Angeln gerissen wurde. Dann vernahm er aufgeregtes Stimmgewirr. Die Gäste hatten die Tür zum Gastraum aufgebrochen und die beiden Schläger oder das, was von ihnen übrig war, entdeckt. Nun vernahm Fraizer eine schrille, anklagende Frauenstimme.
„Er hat sie umgebracht! Er muss oben sein.“ Die Zeit wurde knapp. Schnell rannte Fraizer zurück zur Lagertür und verriegelte sie. Dann schob er zwei schwere Kisten davor. Vielleicht half das, die tobende Meute einige Sekunden aufzuhalten. Anschließend rannte er zum geöffneten Fenster. Er hatte dort eine Feuerleiter erwartet. Doch diese gab es nicht. Unter dem Fenster stand nur ein alter, rostiger Wagen. Der Detektiv überlegte nicht lange und sprang ausdem Fenster und landete direkt auf dem Blechdach. Das Autodach beulte ein und federte so den Fall ab. Ein leichter Schmerz durchzog Fraizers Hüfte, doch als seine Füße endlich den Asphalt der Straße berührten, konnte er laufen. Erleichtert und schnellen Schrittes verschwand er in der Dunkelheit Harlems und tauchte darin unter. Jedenfalls so, wie es einem Weißen dort
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