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Schängels Schatten

Titel: Schängels Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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dann mit ihm Waffengeschäfte zu machen. Beruflich hatte er sowieso mit dem Militär zu tun. Und welche Information war besser als die, wo das ganze Denkmal war?
    Aber die Theorie hatte Lücken. Woher wusste Ramann, dass sich sein Vater für das Denkmal interessierte? Und woher wusste er, wo das echte Denkmal war? Und was war dann passiert?
    Hatte Nair womöglich seinen Sohn auf dem Gewissen?
    Sollte Mike zu Thomas Woods Firma fahren, ihn mit Gewalt aufsuchen und zur Rede stellen? Das kam Mike ziemlich lächerlich vor. Oder sollte er wieder zurück nach Koblenz fahren? Um was zu tun?
    Es musste doch jemanden geben, der diesen Nair gut gekannt hatte. Jemand anderes als Thomas Wood oder seine Tochter.
    Natürlich! Er fasste sich an die Stirn und spürte einen dicken Schweißfilm. Es war völlig klar, mit wem er sprechen musste.
     
    Vor der Autobahn tankte er und brach dafür seinen letzten Hundert-Euro-Schein an. Die Sache begann, teuer zu werden.
    In der Nähe gab es eine Telefonzelle. Er versuchte es erst bei Anita zu Hause. Niemand hob ab.
    Dann rief er noch einmal in der Rhein-Eck-Stube an. Auch dort war sie nicht aufgetaucht.
    Schließlich wählte er die Nummer von Frau Ramann. Es klingelte sehr lange, bis jemand abhob.
    »Bei Ramann?« Es war eine Frau, allerdings nicht Frau Ramann.
    »Ja, hallo, wer ist da bitte?«
    »Hier bei Ramann.« Die Stimme klang ängstlich.
    »Mein Name ist Michael Engel. Könnte ich bitte mit Frau Ramann sprechen?«
    »Engel, sagen Sie?«
    »Ja genau. Ist Frau Ramann da?«
    »Was wollen Sie denn?«
    »Ich habe Frau Ramann vor einigen Tagen besucht«, sagte Mike. »Was ist denn los?«
    »Sind Sie ein Verwandter?«
    »Nein, das nicht.«
    »Sie können sie leider nicht sprechen.«
    »Was ist passiert?«
    Mike wartete auf eine Antwort, doch stattdessen knackte es in der Leitung, und plötzlich war da nur noch ein gleichmäßiges Tuten.

14
    Obwohl Mike Sturm klingelte, öffnete in Ehrenbreitstein niemand die Tür. Eine Weile stand er unschlüssig da, als sich eine blassgesichtige Gestalt näherte. Es war eines der beiden Mädchen, die Mike bei seinem letzten Besuch getroffen hatte. Sie schlenderte heran, beachtete Mike nicht und drückte dreimal auf eine Klingel, deren Namensschild völlig verblichen war. Dann stellte sie sich hin, zog eine Zigarette hervor und steckte sie in den Mund. Als Mike ihr Feuer gab, blickte sie ihn überrascht an, als hätte sie ihn eben erst bemerkt.
    »Danke«, sagte sie.
    »Gern geschehen«, erwiderte Mike, der so viel Höflichkeit gar nicht erwartet hatte. »Sag mal, du bist doch eins von den beiden Mädchen, die neulich auch hier waren.«
    »Da wohnt meine Freundin«, sagte sie.
    »Ich meine, als ich neulich bei Frau Ramann war.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Kann sein.«
    »Weißt du, ob mit Frau Ramann irgendwas passiert ist?«
    »Keine Ahnung, ich wohne ja nicht hier. Klingeln Sie doch einfach mal.«
    »Es macht keiner auf. Als ich anrief, war jemand anderer dran.«
    »Komisch. Soviel ich weiß, kriegt die nie Besuch.«
    »Auch nicht von den Leuten hier im Haus?«
    »Doch, ich glaub, die Oma von meiner Freundin redet manchmal mit ihr. Sie können sie ja fragen, die Corinna kommt gleich runter.«
    Nach einer Schweigeminute öffnete sich die Haustür. Corinna kam heraus. Sie erschrak, als sie Mike sah.
    »Hey, weißt du, ob mit der alten Ramann was ist?«, fragte das Mädchen, mit dem Mike gewartet hatte.
    »Die ist doch heute abgeholt worden«, sagte die andere. »Meine Oma hat sie gefunden. Das war vielleicht krass, sag ich dir …«
    »War deine Oma in Frau Ramanns Wohnung?«, fragte Mike dazwischen.
    »Fragen Sie sie doch selber.« Sie wandte sich an ihre Freundin.
    Corinna, die wie die Schwester der anderen wirkte, steckte sich eine Zigarette in den Mund und holte sich von der Freundin Feuer. Mike wurde angestarrt wie ein Tier im Zoo. Dann gingen die beiden im Gleichschritt die Straße hinunter. Sogar der Hosenschlag wackelte im Takt.
    Mike klingelte einfach, wo das Mädchen vorhin geklingelt hatte. Endlich öffnete jemand. Mike erkannte sofort den Gestank nach Kartoffelkeller und Küchenmief wieder. Ihn erwartete eine ältere Frau mit schwarz gefärbten Haaren. Ihre Augen waren aufgerissen, als sei sie über Mikes Auftritt unsäglich erschrocken.
    »Mein Name ist Engel«, sagte er. »Ich hatte vorhin bei Frau Ramann angerufen. Habe ich da mit Ihnen gesprochen?«
    Die Frau nickte. »Woher …«
    »Entschuldigung, aber können Sie mir sagen, was mit

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