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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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üblichen Gesicht unterschied.
    »Und wer is der Anwalt?«
    Der junge Mann sah ganz vorsichtig zu Mike. Er befand sich auf wackeligem Boden. Je weniger Aktivität er zeigte, desto weniger konnten sie ihm anhaben. Das hatte die Erfahrung selbst in Harry Lintingers beschränktem Horizont verankert.
    »Falcking heißt er. Der hat die Leiche angeblich auch gesehen.«
    Der junge Lintinger drehte sehr langsam den Kopf von links nach rechts und zurück und zog der Vollständigkeit halber die Schultern hoch.
    »Gehen wir’s mal anders an: Sie waren doch dabei – damals vor zwei Jahren. An dem Abend, als das Mädel verschwunden ist.«
    »Wer? Ich?«
    »Geh, jetzt hör amal auf mit dem Schmarrn«, ergriff Mike die Initiative und ging zum Du über, um die Hierarchien klarzustellen. »Magst uns verarschen oder was? Ihr habts Schafkopf g’spielt. In der Mangfallmühle. Der Zimbeck hat richtig Geld verloren. Solo mit vier Herren.«
    »Ach, der Abend.«
    »Na also. Geht doch. Hast du mitgekriegt, dass die Kathi da war?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf.
    »Gar nix? Auch net, dass die anderen von ihr g’redt ham?«
    Nochmaliges Kopfschütteln.
    »Hat dein Vater auch mitgespielt?«
    Nachdem Harry Lintinger die Frage bejaht hatte, sagte Mike: »Du bleibst hier.« Dann gingen sie zum alten Lintinger, der immer noch vor der Baracke stand, Erstaunen im Gesicht, dass man jetzt doch mit ihm reden wollte.
    »Erzählen Sie uns doch von dem Schafkopfabend, an dem die Kathrin Hoogmüller verschwunden ist«, begann Wallner das Gespräch.
    »Was soll ich da erzählen? Sie ist halt abgehauen.«
    »Haben Sie das Mädel gesehen an dem Abend?«
    »Na. Aber die war hinterm Haus. Das haben jedenfalls die anderen gesagt, die an dem Abend da waren.«
    »Interessant. Ihr Sohn behauptet, niemand hätte gesagt, dass die Kathi Hoogmüller an dem Abend in der Wirtschaft vom Zimbeck war.«
    »Ich sag’s Ihnen doch: Der Bub hat a Alkoholproblem. Wie oft hab ich schon g’sagt: Jetzt lass halt ab von dera Sauferei. Des bringt doch nix. Aber glaubst, er tät die Finger vom Bier lassen?«
    »Hört man oft. Geht letztlich wohl nur über gute Vorbilder«, sagte Wallner. »Glauben Sie eigentlich, dass die Kathi Hoogmüller tot ist?«
    »Im Leben net. Die is abg’haut. Der Kummeder hat s’ doch nimmer derwuschen damals. Die is über alle Berge und will net, dass man sie find.«
    »Wissen Sie zufällig, wo wir den Herrn Zimbeck erreichen können?«
    »Nein. Tut mir leid. Vielleicht versuchen Sie’s mal in der Mangfallmühle.«
    Wallner und Mike bedankten sich für den Tipp und gingen.
     
    Zimbeck stand neben dem Fenster der Verwaltungsbaracke und sah zu, wie der Wagen der beiden Kommissare vom Hof fuhr. Johann Lintinger kam von draußen herein, stellte sich neben Zimbeck und sah ebenfalls dem abfahrenden Wagen hinterher.
    »Wieso willst net mit denen reden?«
    »Die Schweine glauben mir doch eh nix«, sagte Zimbeck. »Am End hängen s’ mir die G’schicht noch an. Na, na, von mir erfahren die gar nix.«
    »Hast du irgendwas gesehen heut Morgen? Oder was erfahren die von dir net?«
    Zimbeck drehte sich zu Lintinger und blickte ihn argwöhnisch an. »Was soll die Fragerei? Willst mich nerven oder was?«
    Lintinger hob beschwichtigend die Hände. »Reine Neugier. Ich mein, du warst doch auch da oben.«
    Zimbeck fasste ihn am Jackenärmel und zog ihn zu sich. »Wo ich heut Morgen war und was ich da gesehen hab, geht dich und jeden anderen auf dieser Welt an Scheißdreck an. Hast des verstanden?«

[home]
16 . Kapitel
    A uf dem Rückweg schauten Wallner und Mike noch einmal beim Kummederschen Haus vorbei. Lutz und Tina hatten etliches an Kokain und anderen Rauschmitteln gefunden, doch jeweils nur kleine Mengen. Nichts, was Anlass zu einen Mord gegeben hätte. Tina gab nach einigem Murren den Aktenordner frei, nachdem sie ihn auf Fingerabdrücke untersucht hatte. Währenddessen war auch Vera Kampleitner hereingekommen, die zunächst das Haus des Opfers von außen gefilmt hatte. Sie lächelte Wallner leicht spöttisch an. Wallner erwiderte ihr Lächeln.
    »Vielen Dank für das Foto. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag bei uns. Die übrigen Kollegen sind, glaube ich, sehr nett zu Fremden.«
    »Von unserem Gespräch mal abgesehen war alles bestens. Sehr hübscher Tatort. Allein dieser malerische Felsen mit der kleinen Kirche drauf. Wer sucht sich so was für einen Mord aus?«
    »Kann ich Ihnen leider noch nicht beantworten.«
    Vera Kampleitner lachte.

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