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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Abend.«
    Es war eine seltsame Gesellschaft, die sich nach Eintritt der Dunkelheit in der Villa an der Ujazdower Allee traf. Babuschka saß im Hintergrund ihres Salons unter einem Spiegel, dessen breiter Goldrahmen mit vielen kleinen Facetten ausgelegt war. Sie gab sich desinteressiert, beobachtete jedoch jeden der jungen Leute, die in der Mitte des Raumes an einem Marmortisch Platz nahmen. Es waren ihr Neffe Roman und ihre Nichte Natascha, der Goldschmied Fedor Zadek, ein Bahnangestellter und zwei Arbeiter der Metallindustrie. Roman Górski trug die für Studenten typische Samtjacke. Seine Schwester tat sich durch eine hauchdünne weiße Bluse und eine Herrenhose hervor, die ihren Oppositionsgeist betonen und ihre Körperformen zur Schau stellen sollten. Fedor Zadek spielte wie eh und je den Geck. Sein von einem schwarzen Ripsband eingefaßtes Pepita-Sakko entsprach der neuesten Mode. Hervorstechende Merkmale der beiden Arbeiter und des Bahnangestellten waren schlichte Kleidung und vertrauenerweckende Männlichkeit.
    Mit den Worten: »Übermorgen startet das Unternehmen!« eröffnete Roman Górski die geheime Besprechung. »Natascha hat ermittelt, daß im Postwagen des Eilzuges, der übermorgen abend um sechs Uhr dreißig von Warschau abgeht, hundertzwanzigtausend Rubel befördert werden.«
    Ein begeisterter Aufschrei quittierte diese Feststellung.
    »Leise!« warnte Roman ungehalten. »Wenn uns draußen jemand hört, sind wir geliefert.«
    Fedor rieb sich die Hände. »Was bleibt für uns hängen?«
    »Nichts.«
    »Sollen wir vielleicht auch noch die Reisespesen übernehmen?«
    »Keine Sorge, die werden erstattet.«
    Natascha blinzelte zu ihrem Geliebten hinüber. Der begriff, daß sie etwas in petto hatte, von dem ihr Bruder nichts wissen sollte.
    Roman breitete eine Landkarte aus und wandte sich an den Bahnangestellten. »Welche Stelle würdest du vorschlagen?«
    »Da es dunkel sein muß, kommt nur eine weit von Warschau entfernt liegende hohe Böschung in Frage. Den Ausschlag muß die Bewachung geben. Wie sieht's da aus?«
    Natascha zündete sich eine Zigarette an. »Der Postwagen wird von zwei russischen Soldaten bewacht. Zusätzlich sitzt im letzten Abteil des vorgespannten Waggons ein Angehöriger der Ochrana in Zivil.«
    Fedor hob die Hand. »Den übernehme ich.«
    »Einverstanden«, sagte Roman. »Für die Zweite Klasse bist du der richtige Mann.«
    Der Bahnangestellte grinste und beugte sich über die Karte. »Zwischen Klomnice und Rudniki, das sind etwa zwanzig Kilometer vor Czenstochau, macht die Bahn einen scharfen Bogen, der nicht zu verfehlen ist. Er hat überdies noch den Vorteil, daß die Chaussee dort zweimal geschnitten wird. Einmal hinter Klomnice, dann wieder kurz vor Rudniki. Das gibt eine gute Operationsbasis. Der Bahndamm ist an der Stelle auch hoch genug, und vor dem Bogen befindet sich ein Signal.«
    »Das du übernimmst.«
    »Beim Überfall möchte ich aber dabeisein.«
    Einer der Arbeiter lachte. »Ohne dich schaffen wir es bestimmt nicht.«
    »Unser größtes Problem sind die beiden ›Grünen‹, die im Postwagen sitzen«, sagte Roman Górski.
    »Mit denen werden wir fertig«, erklärte der Bahnangestellte. »Es muß nur einer von uns morgen früh nach Petrikau fahren und meinen Schwager verständigen. Er ist Zugkontrolleur. Wenn er in Petrikau in den Postwagen steigt und den müden Mann spielt, sitzt er neben der Wache und kann die Schiebetür öffnen, sobald der Zug gestoppt ist.«
    Roman Górski nickte zustimmend. »Eine gute Idee, sofern die Zuverlässigkeit deines Schwagers verbürgt ist.«
    »Hundertprozentig! Er wurde in Krakau ausgebildet und gehört seit Jahren der PPS an.« { * }
    »Dann fahre ich morgen zu ihm.«
    »Und wie geht's hier weiter?« fragte Fedor Zadek.
    »Spätestens am Abend bin ich zurück. Wenn Natascha bis dahin keinen gegenteiligen Bescheid gibt, fahren wir vier übermorgen mit dem ersten Zug nach Czenstochau. Natürlich in verschiedenen Abteilen. Du benutzt den Abendzug und unterhältst dich zu gegebener Zeit mit dem Kerl von der Ochrana.«
    »Dabei aber beachten, daß wir, in Zugrichtung gesehen, auf der linken Seite des Bahndammes liegen werden«, betonte der Bahnangestellte. »Lock ihn also nach rechts heraus.«
    »Mit oder ohne Kanone?«
    Roman griff in eine Ledertasche, die er mitgebracht hatte. »Zeugen darf es nicht geben.« Er übergab ihm einen 12-Millimeter-Galand-Revolver.
    »Danach fahre ich im gleichen Zug weiter nach Czenstochau?«
    »Und

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