Scharfe Schuesse
und war leicht angesäuert.
Tja, es war leider keiner da, der ihm den Schlamm aus
der Peitsche würgte. Wir warteten die Ronde ab und
wollten wissen, was noch passierte. Nach fast einer
Stunde, dachte Rolf wohl, wir wären eingeschlafen.
Lautlos auf Socken schlichen wir uns an die
Etagenkoje und hörten unseren Kameraden leise
schnaufen. War auch etwas gemein, den Walkman
auf volle Dröhnung zu stellen. Rolf dachte, er hätte
seine Ruhe, aber als er leise vor sich hin seufzte,
machte Rene die Taschenlampe an und lachte. Rolf
wichste und machte ein mächtig dummes Gesicht, als
er uns beide vor seiner Koje stehen sah.
Es war ihm wohl etwas peinlich, obwohl er doch
eigentlich der Kompanie-Fiesling war. „Ausscheiden
mit Wichsen!“, lachte Rene und damit war der Abend
für Rolf endgültig gelaufen. Man, was war der sauer.
Es kam der Tag, an dem unsere Verpflichtungen
durch waren. Das deckte sich ziemlich genau mit dem
Zeitpunkt der Kommandierungs-Bekanntgabe.
Z
ur großen Musterung in Ausgehuniform
angetreten, standen wir vor der ersten
Inspektion und hörten die Worte des
Zugführers. „Guten Morgen Männer. Und die, die es
erst noch werden. Die Marine hat es mal wieder
geschafft, junge dynamisch erfolglose Nichtsnutze
davon zu überzeugen, deren sinnlosen Leben einen
Sinn zu geben. Aus aktuellem Anlass verlese ich nun
die Abkommandierungen in die Einheiten, damit sie
alle klar sehen und nicht schielen!“ Es fielen einige
Namen aus dem zweiten Zug und dann kam die
eigentlich erwähnenswerte Elite der Rotärsche, das
waren wir schließlich.
„Ivan Bosolovski, Marinefliegergeschwader 5 Kiel,
Wartung … Ramirez Johnsson, Marinefliegergeschwader 2
Eggebek,
Wartung
…
Kemal
Ügür,
Marinefliegergeschwader 2 Eggebek, Wartung … Rolf
Bauhmann, Marinefliegergeschwader 2, Waffen, ab sofort
SaZ4; … Dirk Schiewas, Marinefliegergeschwader 2,
Waffen,
ab
sofort
SaZ4
…
Rene
Welling,
Marinefliegergeschwader 2, Schiffsarzt, ab sofort SaZ4 …
Entschuldigung, das war natürlich ein Scherz, MFG2,
Waffen.
Welling, wollen sie mich verarschen? Ich hätte wetten
können, dass sie sich für die Verwendungsreihe 81
Sanitäter gemeldet haben. So meine Herren, bevor ich
sie Morgen auf die Menschheit loslasse, lassen sie
mich noch sagen, dass trotz ihres Fehlverhaltens mein
Magengeschwür noch intakt ist. Männer, das war ein
Kompliment. Ich wünsche Ihnen viel Glück!
Wegtreten!“ Wir hatten es geschafft. Drei Verrückte
auf dem Weg in eine Einheit, wo keine Sau wusste,
dass es sie überhaupt gab.
Wir holten uns Rat beim Spieß. „MFG 2? Klar, ganz
einfach. Ihr kommt doch aus Kiel, oder?“
Rolf sagte: „Ich? ... Aus Trappenkamp!“
„Bauhmann, wo liegt das denn?
Am Arsch der Welt?
Also Kiel! Ihr fahrt mit dem Zug nach Flensburg. Der
letzte Halt vor der Stadt, wo ihr eure Führerscheine
abgeben könnt, liegt ein kleiner zentraler Ort namens
Tarp. Passt ja auf, dass der Zug dort hält, ihr seid
nämlich im Nu dran vorbei. In Tarp gibt es nichts.
Eine Wurschtbude, eine Disco und ein Bahnsteig. Na
und das MFG2 eben. Ich war eh dafür, dass Tarp
zugemacht wird und dort ein Parkplatz und ein
Wegweiser nach Flensburg hinkommen. Viel Glück,
Männer!“ Ja, Tarp war klasse. Wir wurden nämlich
direkt von Westerland dort hingebracht, um auf
einem Donnerstag unseren Dienst in der Kaserne zu
beginnen. Als wir mit lautkräftiger Meldung in der
Staffel den Spieß begrüßten, wollte der uns sofort was
auf die Fresse hauen, weil sein Herzschrittmacher so
einen Scheiß nicht ab konnte.
Zu Rene sagte er gleich, „Junger Mann, hier sind sie
verkehrt. Die Dreharbeiten zum „Schiffsarzt Dr.
Fröhlich“ finden hier nicht statt, oder suchen sie das
Marine-San-Zentrum?“ Doch als der Spieß die
Kommandierung von Rene sah, nahm er das einfach
stillschweigend hin. „Männer, heute und Morgen
Ausrüstung zusammenstellen fürs BIWAK am
Montag das Aufbaukommando geht bis Mittwoch.
Willkommen im MFG2. Sie können wegtreten!“
Scheiße, schon wieder BIWAK. Wir waren doch erst
im Feld.
Was der Spieß meinte, war, dass das
Aufbaukommando von Montag bis Mittwoch ging
und wir ab Mittwoch bis Freitag am BIWAK
teilnehmen sollten. So hatten wir eine ganze Woche
im Feld. Rene war gefrustet. Auch ich war mächtig im
Arsch nach dieser Negativ-Meldung. Im Grunde war
es Zeit, den Heldentod zu sterben. Wir diskutierten
aus, welche Suizid Möglichkeiten es gab. Einen Strick
nehmen, kam gar nicht in die Tüte, zumal Rolf eh
keine vernünftigen Knoten konnte.
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