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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ganzen Ausmaßen erfasste.
    »Du siehst ebenfalls sehr lecker aus«, fügte Kurus hinzu. »Bis auf deinen Kopf, der ist ungenießbar. Den würde ich aber behalten, ich finde ihn richtig interessant.«
    »Geht eurer Wege und stört mich nicht!«, zischte die Frau und schüttelte das Kind, das nicht aufhören wollte zu schreien. »Sei endlich still, Balg!«
    Tatsächlich schwieg es, wahrscheinlich vor Entsetzen oder weil es halb bewusstlos war.
    »Wer ist das Kind?«
    »Gennadios, der Sohn von Aristodemos und Antheia, doch was kümmert’s dich? Ob Name oder nicht, sein Leben ist verwirkt.«
    »Was ist das für eine wunderbar böse Frau?«, wollte Kurus wissen.
    »Lamia, die Königin von Libyen«, antwortete der Getreue.
    Die Pupillen in den Augen der Schlangenfrau weiteten sich, bis sie fast rund waren. »So hat mich schon lange niemand mehr genannt ...«, stieß sie hervor, und für einen Augenblick flackerte ihr menschliches Haupt durch den Schlangenkopf – eine schöne, zarte, junge Frau mit langen braunen Haaren und verträumten Augen.
    »Eine Sterbliche? Wodurch hat sie sich verwandelt?«, fragte Kurus verblüfft und wissbegierig.
    »Aus Leid und Rachedurst. Und sie ist keine Sterbliche, sie sah nur so aus.« Der Getreue neigte leicht den Kopf.
Eine Königin
, dachte er.
Woran erinnert mich das? Kannte ich nicht eine Königin? Gilt es, jene zu beschützen – oder diese hier?
    »Du willst meine Geschichte wissen?«, fragte die Frau.
    Kurus nickte eifrig. »Oh ja, sehr gern! Ist sie schön blutig?«
    »Blutig und grausam.«
    »Bitte, dann will ich sie umso lieber hören!« Kurus’ Schwanz peitschte aufgeregt durch den nachlassenden Regen, dann setzte der Mantikor sich hin.
    Lamia musterte ihn misstrauisch, gab ihre Geschichte schließlich aber preis; vielleicht, weil sie schon so lange niemand mehr hatte hören wollen, dass sie sie selbst fast vergessen hatte. »Ich bin die Tochter von Poseidon und Libya und Königin dieses Reiches, das man heute nach meiner Mutter Libyen nennt. Sie war der Ursprung, aus dem das Land entstand, und es ist älter als alle anderen. Die Wiege der Welt. Mein Reich war das zweite, das auf den Ruinen seines Vorgängers aufgebaut wurde.«
    »Äh ... war das erste denn Atlantis?«, warf Kurus eifrig ein.
    »Schlauer Bursche.« Die Schlange zeigte ein verzerrtes, zugleich boshaftes Lächeln. »Zeus war mein Geliebter. Ich schenkte ihm zuerst meine Jungfräulichkeit und dann einen Sohn. Aber Hera raubte ihn und ermordete ihn aus Eifersucht. Die Pfauenäugige konnte nicht ertragen, wie viel Zuneigung Zeus mir entgegenbrachte und welch schönes Kind daraus entstanden war.«
    »Wie tat sie es?«, fragte Kurus begierig.
    Die Kopfschlangen fauchten ihn an und spuckten Gift. »Wie kannst du das fragen?«, schrie Lamia. »Willst du, dass ich erneut zerbreche? Ich wurde wahnsinnig vor Schmerz, war außer mir. Was Hera dem armen, unschuldigen, zerbrechlichen Wesen antat, unerschütterlich trotz meiner Bitten ... Tausend Tode starb ich mit ihm. Ich riss mir die Haare aus, rieb mich mit Asche ein und trauerte dreißig Tage in der Wüste, wartend auf einen Tod, der mich verschmähte. Niemand stand mir in diesen Wochen bei – mein Vater nicht und Zeus erst recht nicht, der Hera mit jeder Menge Aufmerksamkeit und Liebesdienst zu beschwichtigen suchte. Ich sah ihn nie wieder!«
    Kurus scharrte vor Aufregung mit der Pranke im Sand. »Und dann?«
    Die Schlangenaugen glühten auf, die Pupillen zogen sich zusammen. »Weil ich nicht starb, gab ich mir ein Schlangenhaupt, um wie Medusa Angst und Schrecken zu verbreiten, um Rache zu nehmen für das, was mir angetan wurde. Seither raube ich den Menschen die Neugeborenen und töte sie! Zuerst erwürge ich sie, oder ich schlage sie tot, dann häute ich sie, zerstückle sie, und danach ...« Ihre Zunge schoss lang heraus. Lamia öffnete den Rachen und schloss ihn mit einem lauten
Schnapp
wieder.
    »Großartig!«, rief Kurus begeistert. »Von dir kann ich viel lernen! Und jetzt machen wir das mit dem Kleinen da, ja? Teilen wir ihn? Eine Hälfte ich, eine du?«
    Die Königin hob abwehrend die Hand. »Das ist kein Bankett, du niederes Untier! Du bist nicht würdig, mit mir ein Mahl zu teilen.«
    Der Getreue merkte an der Anspannung der Muskeln, dass Kurus ein »Nein« nicht akzeptieren würde. Mit einem kurzen Zug am Seil brachte er dem Mantikor in Erinnerung, wer nach wie vor das Sagen hatte. Kurus jaulte auf und legte die Ohren flach an.
    Zu Lamia sagte der

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