Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sehen.
    Tom sah die Entwicklung einer geschundenen Seele, die nichts gegen die aufkeimende Verderbtheit des Heranwachsenden tun konnte. Der Samen dafür war schon bei der Geburt in ihm gewesen, und die Saat ging auf. Die Seele des Knaben von einst wurde schwarz und verdorrte bis auf einen letzten winzigen Rest unschuldiger Reinheit, die sich tief in dem Mann verbarg. Ein letztes Stück unbescholtener Kindheit, bevor er an die Wegkreuzung kam und die Entscheidung fällte.
    Als wäre er hautnah dabei, erlebte Tom mit, wie Bandorchu Cagliostros Seele trank und ihm das letzte verbliebene Stück Menschlichkeit entriss. Der Magen drehte sich ihm um. Bandorchu hatte Cagliostro ebenso Gewalt angetan wie der Getreue ihm – aber mit weitaus fataleren Folgen. Sie zerstörte ihn vollends, sodass nichts mehr blieb außer der Magie und seiner Grausamkeit. Und grenzenloser Schmerz, der niemals ein Ende finden würde.
    Erschüttert kniete Tom bei dem Leichnam nieder und legte ihm die Hand auf die kalte Brust.
    »Ich wünsche dir Erlösung und Frieden«, flüsterte er.
    Dann spürte er, wie etwas von ihm ging und durch seine Hand in den toten Körper floss. Seine Gabe verließ ihn für immer. Es war vorbei, auch für ihn.
Erlöst
, dachte er dankbar, und Tränen flossen aus seinen Augen.
    Da ging ein Ruck durch Cagliostro. Mit einem fürchterlichen Schrei fuhr er auf und griff sich an die Brust.

15 Entscheidungen
    Endlich da im trauten Heim«, murmelte Robert. Anne schüttelte den Kopf. »Ich kann dir versichern, so sah es vorher nicht aus.«
    »Natürlich nicht. Nur wo dein Vater ist, sieht es so aus. Wahrscheinlich war es hier mal lieblich und blühend, wir sehen ja immer noch die Reste.«
    »Oh ja. Sehr idyllisch.«
    Alles war grau in grau, wie Robert es bereits im Reich des Priesterkönigs erlebt hatte. Der Himmel wirkte fahlbleich und krank, die Sonne blieb hinter Nebelschleiern verborgen, und graue Schwaden zogen übers Land. Sämtliche Farben waren nahezu ausgetilgt. Schloss Griansan Sonnensang erinnerte nur in wenigen verschwommenen Konturen an seine einstige Pracht, von ihm existierte bloß ein verzerrtes Phantombild. Der Anblick war
pervers
und Übelkeit erregend.
    Lediglich ein Turm, der durch Kappen aller Verbindungen für sich stand, wies ganz oben noch ein wenig Farbe auf, und ein Fenster war hell erleuchtet, Licht strahlte heraus. Robert ahnte, dass Bethlana dort oben gefangen gehalten wurde.
    Llundains waren nirgendwo zu sehen, dafür umso mehr herumstreifende Werwölfe, Vampire, Ghouls und andere schaurige Geschöpfe.
    Selbst die goldene Straße wurde grau, je näher sie dem Schloss kamen. Die Fiach Duin hatten sich nach vorn und hinten aufgeteilt und hielten etwas Abstand. Catan ging neben Anne, Robert hinter den beiden.
    »Gefällt es dir hier?«, fragte Anne den Pantherelfen.
    »Was meinst du?«
    »Komm schon, Catan. Sieht so ein Land aus, in dem man gern lebt? Außer man ist ein farbenblinder Untoter. Bist du das?«
    »So ist es eben.«
    »Ach ja? Ich kann mich erinnern, dass du dich bei Johannes sehr wohlgefühlt hast, nachdem alles fertig war. Du hast mir deine Bewunderung für meine Arbeit ausgedrückt und dich genussvoll grunzend im Gras gewälzt.«
    Catans Ohren bewegten sich vor und zurück. »Ja, ich lebte gern dort«, gab er zu.
    »Ist das alles? Hast du nichts dazu zu sagen, wie mein Vater all das pervertiert? Aus echtem Leben macht er Schein-Leben! Ich kann mir schon vorstellen, wie er die Unsterblichkeit zurückbringen will – indem er alle mit seinem Blut vergiftet! Er wird Millionen Abhängige schaffen, die ein Abglanz von ihm sind. Nichts von unserer Vielfalt und unserem Sein wird übrig bleiben. Wenn du Glück hast, lässt er dich so, wie du bist – aber dann wärst du erst recht zu bedauern.«
    »So wird es nicht kommen.«
    Anne holte tief Luft. »Sag mir eines, Catan: Warum dienst du ihm?«
    »Weil es meine Pflicht ist …«, begann er.
    Sie winkte ab. »So wie die meine, weil ich seine Tochter bin. Ich weiß, deine Mutter hat dich an ihn verkauft, damit du ein hoher Clanführer wirst. Du hast nie etwas anderes gekannt. Aber hast du keinen eigenen Grund?«
    »Ich bin ein Krieger, ich gehorche einem Herrn.«
    »Noch einmal: warum?«
    Catans Gesichtsmuskeln zuckten. »Worauf willst du eigentlich hinaus, Anne?« Robert bemerkte sehr wohl, dass er sie mit dem Namen anredete, den sie vor einiger Zeit selbst gewählt hatte.
    »Dass du mal dein Gehirn einschaltest und selbstständig denkst!«,

Weitere Kostenlose Bücher