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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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von seinem Schock und schaffte es, seinen Champagner zu trinken und zu allem, was Stanton ihm erzählte, zustimmend zu nicken. Dabei studierte er weiterhin die herrliche Schönheit auf der Treppe - aber jetzt mit dem distanzierten Interesse eines Experten, der ein Kunstwerk begutachtet, von dem er bereits weiß, daß es mit Makeln behaftet und eine Fälschung ist.
    Trotzdem konnte auch er sich nicht gegen ihre Ausstrahlung wehren, und das Eis in seinem Herzen begann zu schmelzen. Wie sie so dastand und sich mit dem älteren Ehepaar unterhielt, mußte er unwillkürlich an jenem Abend im Country Club denken, an dem sie ihn unter ihre Fittiche genommen und vielen Leuten vorgestellt hatte. Er suchte nach Zeichen, welche die erfolgreiche Karrierefrau auswiesen, aber er fand nur ein bezauberndes Lächeln, strahlende türkisblaue Augen und eine Aura von ... Er suchte verzweifelt nach einem anderen Wort, aber alles, was ihm einfiel, war Unberührtheit. Es mochte an dem jungfräulichen Weiß liegen, das sie trug, vielleicht auch an der Tatsache, daß Meredith lediglich ihre Schultern entblößt hatte, während die meisten anderen Frauen verführerische Kleider trugen, die entweder hinunter bis zum Bauchnabel oder hinauf bis zur Hüfte geschlitzt waren. Trotzdem oder gerade deshalb wirkte Meredith aufreizender als alle anderen. Aufreizend und königlich und unnahbar.
    Er fühlte das letzte Stückchen Bitterkeit in sich dahinschmelzen. Sie war nicht nur schön, sie hatte etwas Zartes, etwas Sanftes an sich, daß er vergessen hatte - eine Sanftheit, die man wohl nur durch blanken Terror hatte überwinden können. Bestimmt, man hatte sie gezwungen, ihr Kind abzutreiben. Sie war so jung gewesen bei ihrer Heirat, dachte Matt jetzt, und sie hatte ihn kaum gekannt. Zweifellos hatte sie ihre gemeinsame Zukunft in irgendeiner dreckigen Kleinstadt mit Edmunton vor sich gesehen, an der Seite eines Säufers, wie sein Vater einer gewesen war, und verzweifelt bemüht, mit dem gerade Allernotwendigsten ein Kind durchzufüttern. Ihr Vater hatte bestimmt keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, ihr diese Zukunft in den tristesten Farben auszumalen. Er hätte alles getan, um ihre Ehe mit einem Habenichts zu beenden - er war ja nicht einmal vor dem Gedanken an eine Abtreibung zurückgeschreckt. Matt hatte das alles eigentlich schon kurz vor der Scheidung erkannt. Im Gegensatz zu ihrem Vater war Meredith nie ein Snob gewesen, wenigstens kein richtiger. Sie war sehr gut erzogen worden und ungeheuer behütet aufgewachsen, ja, aber sie war niemals snobistisch genug gewesen, um Matt und ihrem gemeinsamen Kind so etwas anzutun. Angst und jugendliches Alter und der Druck ihres dominanten Vaters hatten das getan. Das wußte er jetzt. Elf Jahre hatten vergehen müssen, bevor er sie wiedersah und begriff, wie sie eigentlich gewesen war. Und wie sie noch immer war.
    »Sie ist wunderschön, nicht wahr?« sagte Stanton und stieß ihn an.
    »Ja, wirklich.«
    »Komm mit, ich werde dich ihr und ihrem Verlobten vorstellen. Ich muß sowieso mit ihrem Verlobten sprechen.
    Apropos - du mußt Parker wirklich kennenlernen. Er leitet eine der größten Banken von Chicago.«
    Matt zögerte eine Sekunde, dann nickte er. Meredith und er würden sich unweigerlich bei allen möglichen gesellschaftlichen Ereignissen begegnen. Es schien ihm am besten, die erste, kritische, Konfrontation möglichst rasch hinter sich zu bringen. Wenn er ihr diesmal vorgestellt wurde, würde er sich wenigstens nicht wie ein Aussätziger Vorkommen.
    Während sie die letzten Stufen hinunterstieg ließ Meredith ihren Blick suchend über die Menge schweifen, um Parker ausfindig zu machen. Da hielt Stanton Averys joviale Stimme sie auf: »Meredith«, sagte er und legte eine Hand auf ihren Arm, »ich möchte Ihnen jemanden vorstellen.«
    Meredith lächelte bereits und streckte schon langsam die Hand aus, als ihr Blick von Stanton zu dem braungebrannten Hals eines sehr großen Mannes weiterwanderte. - und dann zu seinem Gesicht. Matthew Farrells Gesicht. Ihr Verstand setzte aus, Übelkeit stieg in ihr hoch. Wie aus weiter Entfernung hörte sie Averys Stimme: »Das ist mein Freund Matt Farrell ...« Und dann sah sie den Mann vor sich, der sie allein im Krankenhaus hatte liegen lassen, während sie sein Baby verlor, und der dann ein Telegramm schickte, sie solle doch schnellstmöglich in die Scheidung einwilligen. Jetzt lächelte er sie an - dasselbe unvergeßliche, intime, ekelerregende Lächeln - und

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