Schatten der Lust
gegen die Göttinnen und die Unsterblichen bestehen. Deshalb sind die meisten ewigen Dämonen tot.«
»Die Göttinnen sind nicht hier«, konterte Kehksut. »Sie mischen sich ungern ein, die dummen Mädchen.«
Tain sah ihn wütend an. »Sie
sind
hier, in den Hexen, die meine Brüder lieben!«
»Liebe!«, höhnte Kehksut. »Gerade ihr müsst doch begriffen haben, dass Liebe nur schwach, blind und dumm macht.«
Tain nickte. »Ja, wenn man zuvor schon schwach, blind und dummm war. Meine Brüder haben die Liebe gefunden, und in ihr manifestieren sich die Göttinnen.«
Kehksut bemerkte eine Bewegung seitlich von ihm. Die Hexe namens Amber, die es geschafft hatte, Adrian aus dem Turmzimmer zu befreien, schwebte über das tote Gras zu ihm. Sie leuchtete von Kopf bis Fuß.
»Die Göttin Isis hat mir die Kräfte der Erde verliehen«, sagte sie.
»Ich bringe Wasser, erfüllt von Unis Macht«, erklärte Christine Lachlan, die ebenfalls auf ihn zukam, »Mutter Göttin der Etrusker.«
Als Nächste kam die widerliche Werwölfin mit den grauen Augen. »Ich bringe Feuer, entzündet von der Göttin Sehkmet.« Sie blinzelte einmal und grinste. »Das fühlt sich cool an, und weißt du was? Du kotzt sie echt an.«
Die letzte Hexe, Leda, näherte sich dem Ewigen, umgeben von Feuer. »Und ich besitze Luftmagie, geschenkt von der Mutter Göttin Kali. Das bedeutet – Zerstörung.«
Sie stieß einen schrillen primitiven Schrei aus, wie er erst einmal zuvor vernommen worden war, vor Anbeginn der Zeit, als Kali und ihr Geliebter Shiva die Welt im Tanz erschaffen hatten.
Leda schickte einen tornadoähnlichen Wind auf Kehksuts Kopf zu, dem ein Feuerstrahl von Lexi folgte. Die Erde wellte und öffnete sich zu seinen Füßen, als Amber dorthin zeigte. Schmutz kletterte seine gigantischen Beine hinauf und sog ihn nach unten. Über ihm bildeten sich enorme Wolken, dann prasselte ein dichter Regen herab, der von mächtiger Wassermagie durchdrungen war.
Und die fünfte Göttin? Kehksut, der sich bemühte, die Kontrolle wiederzugewinnen, sah erst im letzten Moment, wie sich die Halbdämonin erhob. Ihr gebrochener Leib wurde von einer weiteren Kraft gestärkt.
»Du hast meinen Sohn missbraucht«, hauchte sie, und Feuer loderte aus ihrem Mund. »Du hast ihn gequält, bis er für mich verloren war, und er schrie immerfort. Das fünfte Element ist in mir verkörpert, Akasha, alles und eines, mit der Kraft des Universums. Todes- oder Lebensmagie, für mich ist es gleich.«
Sie schleuderte ihm ihre Macht entgegen, die feuerförmige Macht von Cerridwen, Göttin des Neumondes, die noch zusätzliche Kraft durch die Todesmagie in dem Dämonenkind gewann. Die anderen vier Hexen-Göttinnen attackierten ihn abermals, und dann kam die gebündelte Kraft der Unsterblichenkrieger hinzu, deren Lebensmagie ihn mit einem einzigen Strahl traf.
Alle fünf Unsterblichen Schulter an Schulter – Adrian, Darius, Kalen, Hunter, Tain –, jeder seine Waffe erhebend, alle Augen konzentriert auf ihn gerichtet, stellten Kehksut. Das Flammenschwert, die Kobra, der Speer, das Bronzeschwert, Darius mit seinen Messern und dem Bocca-Dämon Fury, der erneut von Darius’ Lebensmagie erfüllt war.
Über allem ertönte plötzlich das Brüllen eines mächtigen Drachen, dessen Feuer Kehksuts Haut versengte.
»Nun krepier endlich!«, fauchte Valerian, als er vorbeiflog.
Tatsächlich regte sich leise Furcht in Kehksut, was ihm seit sehr langer Zeit nicht mehr passiert war. Seit seinem Kampf gegen Adrian in der ägyptischen Wüste, um genau zu sein. An jenem Tag hatte er beschlossen, dass die Unsterblichen dafür bezahlen mussten, ihn verwundbar gemacht zu haben.
Tain liebte ihn. Er würde ihm helfen. Kehksut hatte Tain zu seinem Sklaven gemacht, ihn wie einen Sohn, einen Geliebten behandelt. Er hatte ihn ausgebildet, ihn stark gemacht, damit er größte Schmerzen ertrug. Schmerz verlieh Kraft, nicht Liebe.
Kehksut wandelte sich von der Dämonenform in die Gestalt einer Frau, wie sie Tain am besten gefiel. Das Haar fiel ihr über die üppigen Brüste, aber ihr Körper war noch von Schlangenschuppen bedeckt, weil Kehksuts Magie nicht mehr ausreichte, um die Gestalt zu halten, die sie wollte.
»Tain, Süßer«, schmollte sie. Leider klang auch die Stimme falsch, zu raspelnd und tief. »Tu mir nicht weh! Du liebst mich. Wir gehen fort, nur wir beide, und wir können zusammen sein, so wie vorher.«
Sie streckte eine Hand aus und erschrak, als sie sah, dass es eine Klaue
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