Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Nevilles Bilder.
„Ich danke Ihnen, Madame,“ sagte er zu Esmeralda und küsste ihre Hand – etwas was er natürlich nicht oft machte, schließlich lebte er im 21. Jahrhundert, aber bei sehr vielen Frauen wirkten gute Manieren hervorragend und wenn er wollte, hatte er die auch. Esmeralda bekam weiche Knie und lächelte glücklich.
„Monsieur, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ sagte er zu Dolce. Der schnaubte nur und sah ihm nach, wie er in seinen schwarzen Jaguar stieg und davon fuhr – viel zu schnell und unvorsichtig. Aber so einen Fahrstil hatte er von einem wie Philippe d´ Arthois erwartet.
Esmeralda sah Philippe nach, bis er mit seinem Jaguar um die nächste Straßenecke verschwunden war. „Das reicht, Esme. Der Mann ist ein Widerling.“ Esmeralda drehte sich zu ihrem Mann um und tätschelte seine Wange.
„Giovanni, ich liebe dich, aber ich möchte dich daran erinnern, dass du auch schönen Mädchen nachsiehst.“
„Tue ich nicht“, protestierte Giovanni schwach. Er war doch nur ein Mann, oder?
„Mhm, ich erinnere dich das nächste Mal daran und Monsieur d´Arthois ist kein Widerling, er sieht ...“
„Kein Wort mehr über diesen Mann, Esme!“ unterbrach Giovanni und hob drohend seinen Finger. Esmeralda lachte. Ihr Mann war eifersüchtig! „Wer ist Philippe d´Arthois eigentlich?“ fragte Esmeralda und zog ihren Mann am Ärmel seines Anzugs, während sie zu ihrem Auto gingen. Giovanni schnaubte und schüttelte den Kopf.
„Ich dachte, du liest diese Tratschzeitungen, wie jede Frau?“ fragte er zurück.
„Nein, tue ich nicht. Ich will keine dieser dünnen Weiber sehen, die teure Kleidung tragen und viel besser wie ich darin aussehen“, antwortete sie trotzig. Giovanni legte den Arm um sie und zog sie an sich.
„Esme, du hast das nicht nötig. Ich liebe dich, so wie du bist...“ Welche Frau wollte so ein Kompliment nicht hören?
„Nun, wer ist Philippe d´Arthois?“
„Ein Nichtsnutz, ein Weiberheld und Schuld an vielen Falten und grauen Haaren bei seinem Vater, den ich gut kenne und schätze.“
Philippe d´Arthois führte ein sinnloses Leben. So sah es zumindest sein Vater – und nicht nur dieser, eigentlich sah es Philippe auch so. Seit Ende des Studiums in Oxford, das er zum Leidwesen seines Vaters in der Ruskin School of Fine Art verbracht hatte, wusste er nicht, was er außer Party, Polo und Weiber machen sollte. Aber was sollte er sonst noch tun? Er hatte Geld, er sah gut aus und es gab nicht wirklich einen Beruf, den er ausüben wollte oder konnte. Wozu auch?
Von seinem kleinen Ausflug zu den Dolces zurück in seiner Pariser Stadtwohnung, kleidete er sich um und wollte eben das elegante Haus im 6den Arrondissement verlassen, als ihm ein Mann in einem schäbigen Anzug und noch hässlicherem, schwarzen Kurzmantel den Weg versperrte.
„Monsieur d´Arthois?“ fragte dieser mit einem Akzent der Südfranzosen. Dem Aussehen des Mannes nach zu urteilen, hatte er arabische Vorfahren und war wahrscheinlich der Sohn einer der vielen Einwanderer. Er hatte leicht dunkle Haut, dunkelbraune, große Augen und ein Mann wie Philippe, der einen Blick für das Schöne im Leben hatte, würde ihn als hübsch bezeichnen, wäre nicht die schlechte Kleidung und der billige Haarschnitt. Philippe nahm sofort an, dass es sich um einen nervigen Journalisten handelte und reagierte nicht.
Nachdem Philippe einfach weiterging, wiederholte der Mann seine Frage.
„Ja, ich bin Philippe d´Arthois“ sagte Philippe, eindeutig genervt und blieb stehen. Der Mann holte einen Dienstausweis hervor und hielt ihn Philippe hin. Es war ein Ausweis der französischen Polizei.
„Achmed Zidane“, stellte er sich vor, so als würde er meinen, Philippe könnte nicht lesen. Viele dachten, ein Mann mit so einem Körper und Gesicht wäre strohdumm, aber dumm war Philippe nicht. Vielleicht war er viel zu oft zu faul zu denken und solange er nicht Rechnen musste, kam er ganz gut durchs Leben.
„Polizei?“ fragte Philippe erstaunt und sah kurz nochmal auf den Ausweis, der ihm unter die Nase gehalten wurde.
Nicht, dass er mit den Herren dieses Berufszweiges keine Bekanntschaft gemacht hatte, viel zu oft sogar, aber in den letzten Tagen hatte er sich an die Regeln der guten Bürger Frankreichs gehalten. Zumindest konnte er sich nicht erinnern, dass er irgendwo gegen die Gesetze verstoßen hätte und bestimmt nicht in
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