Schatten der Vergangenheit (German Edition)
aber was hätte ich mit dir längerfristig gemacht? Du säufst, du hurst, du hast kein Geld, keine Ausbildung. Du kannst dich mit Peter nicht messen, tut mir leid. Es war nie Liebe von meiner Seite...“
Und all das war gelogen.
Arrogantes kleines Mistvieh, dachte Philippe. Hatte er bis zu diesem Zeitpunkt noch irgendetwas für Ana empfunden, so war das mit einem Schlag weg. Mag sein, dass sie in einigen Punkten Recht hatte, aber ihre Worte erinnerten ihn zu sehr an seinen Stiefbruder Henry, der immer wieder betont hatte, dass er für nichts gut genug sei, außer zum Ficken... Und er hatte es Alvarez und Lily zu verdanken, dass er sich seit einigen Monaten besser fühlte. Sein echter Vater hatte ihm Rückhalt und Bestätigung gegeben, was noch kein anderer gekonnt hatte – und Lily eine bedingungslose Liebe, mit der er noch nicht ganz zurecht kam, weil sie so neu für ihn war.
Warum also, sollte er auf Ana Rücksicht nehmen? Er hatte seinem Vater nichts versprochen und er ahnte, dass Alvarez genauso enttäuscht von seiner Tochter sein würde, wenn er ihre Worte hören könnte.
„Ist dein Sohn gesund?“ fragte er, ohne auf ihre Worte einzugehen.
„Ja, natürlich! Sehe ich oder Peter krank aus?“ fragte Ana verärgert.
„Inzucht wurde nicht ohne Grund verboten“, entgegnete Philippe trocken und griff nach dem Bild, das auf Anas Schreibtisch stand. Es zeigte kein Hochzeitsbild, sondern ein Pony aus Alvarez’ Stall. Ein Pony, das nun Philippe gehörte. Es war einmal Anas Lieblingspony gewesen.
„Hast du getrunken? Ich bin mit Harting nicht verwandt!“
Sie lachte schallend, aber es klang nicht wirklich lustig.
„Ich trinke schon lange nicht mehr, als ich vertrage, Ana.“
Sie griff nach dem Bild und riss es ihm weg.
„Wer soll das glauben?! Gib mir das Foto!“
„Kein Hochzeitsbild, Ana?“ fragte er spöttisch.
„Verschwinde!“
„Lass die Finger von Alvarez, Ana!“
Einen Moment wurde sie blass. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er davon wusste. Philippe genoss den Augenblick.
„Ich will nur das, was mir gehört, mehr nicht und wenn er mir das nicht gibt, dann wird er sehen, dass auch eine Frau mehr kann, als Kinder zu bekommen.“
Philippe zog eine Braue hoch.
„Da wären wir wieder beim Thema. Wie viele Kinder hast du geplant? Von Harting wird nicht viel kommen und ich kann dir leider nicht beim zweiten Kind zur Verfügung stehen...“
Er stand vor dem Schreibtisch und sah auf seinen Siegelring, den Siegelring seines Ziehvaters. Tut mir leid, Papa, dachte er, aber sie soll es wissen.
„Wer will von dir schon ein Kind, Philippe? Ich sicher nicht. Du begattest zudem ohnehin jede Frau zwischen Argentinien und Paris“, spottete Ana.
„Ach Ana, du hast keine Ahnung“, sagte Philippe leise.
Ana stand auf.
„Schickt dich dein neuer Patron? Sag ihm, er kommt zu spät. Er kann mir meine Anteile geben und sich in den Ruhestand zurückziehen. Dort gehört er nämlich hin.“
Wie hochmütig war sie geworden oder sprach daraus einfach ihre Angst, dass sie umsonst Harting geheiratet hatte? Soviel Wut, Zorn und Enttäuschung war in ihrer Stimme zu hören, dass sie ihm schon wieder ein klein wenig leid tat.
Philippe schüttelte den Kopf.
„Ana, hör mir einen Moment genau zu.“
Sie griff nach einem Kugelschreiber und sah auf ihr Mobiltelefon, so als wäre er nicht mehr da.
„Du bekommst nichts, gerade mal deinen Pflichtanteil und der besteht nicht aus Firmenanteilen, sondern aus Grundbesitz.“
Ana sah auf. Von was sprach er denn? Sie wusste doch genau, dass ihr die Mehrheit der Anteile gehörte. Sie war Alvarez’ einziges Kind. Der schöne Plan baute darauf auf, dass sie das Stimmrecht bekam, wenn sie noch mehr Aktien kaufte.
„Du redest Unsinn. Davon verstehst du nichts. Geh zu deinen Ponys und deinen Weibern, da kannst du mitreden. Du hast von Wirtschaft überhaupt keine Ahnung!“
„Ich weiß, wovon ich spreche, Ana, auch wenn du mich für einen Vollidioten hältst.“
Daraus hatte sie kein Geheimnis gemacht.
„Du hast doch keine Ahnung“, unterbrach sie ihn verärgert.
Er sollte gehen, endlich gehen und verschwinden aus ihrem Leben! Sie wollte seine türkisfarbenen Augen und dieses perfekt symmetrische Gesicht mit dem eckigen Kinn und den hohen Wangenknochen nicht mehr sehen, nicht mehr erinnert werden, dass
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