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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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Jeans.“ 
     
    „So ungefähr“, sagte sie. „Mutter wird mit dir einkaufen gehen. So können wir dich nicht in die Gesellschaft bringen!“
     
    In die Gesellschaft bringen? Wo lebten ihre Eltern denn? Es war das 21. Jahrhundert und nicht das vorletzte Jahrhundert! Ana sah ihren Vater an.  „Vater, ich bleibe doch nur einige Tage.“
     
    Nochmals einkaufen, aber mit einem wenig amüsanten Partner, wie ihrer Mutter? Nein danke. Lieber fuhr sie zu Opa di Solis und spielte einige Chukka mit den Stallburschen.
     
    Wie konnte sie ihm diplomatisch mitteilen, dass sie keine Lust hatte, als Alvarez Tochter vorgeführt zu werden? Sie wollte nicht bereits am ersten Tag mit ihm streiten. Er sah sie kritisch an und sein Blick blieb an ihren langen Haaren hängen. 
     
    „Zum Friseur solltest du auch.“   Hatte Philippe d´Arthois  und als seinen Sohn ihn zu bezeichnen, gelang ihm noch nicht, keinen Einfluss auf seine Tochter, wenn es um das Äußerliche ging? Sein Sohn war doch so perfekt gekleidet, als würde er den lieben Tag nichts anderes tun, als seine Zeit vor einem Spiegel zu verbringen..
     
    „Vater, bitte nicht...“
     
    Es war hoffnungslos! Sie ging die Treppe hoch zu den Familienräumen, dort wo am Ende des Flurs ihre alten Räume lagen. Wahrscheinlich waren noch alle ihre Jugendmöbel da. Warum auch sollte ihre Mutter diese entfernen? Allerdings kam sie auch nur zweimal im Jahr nach Hause.
     
    „Ana, ich weiß, dass du ein Genie bist, aber du weißt sicher auch, dass ich in dieser Sache sehr konservativ bin.“
     
    Sie sah über die Schulter zu ihm zurück, wie er mit verschränkten Armen vor der Brust am Ende der Treppe stand und zu ihr hochsah.
     
    „Ja, Vater, das weiß ich längst, aber es wäre trotzdem nett gewesen, wenn du mich wenigstens einmal besucht hättest. Andere haben es getan und die sind nicht mit mir verwandt.“ 
     
    Ana griff zu dem Anhänger von Philippe. Gleich, was in der Zukunft geschehen würde, er war für sie da gewesen, nicht ihre Eltern.
     
    Sie wartete nicht auf seine Antwort, sondern ging weiter.
     
    Der Vorraum mit einer weißen Sitzgruppe mit dunkelroten Rosen war noch immer da, das Schlafzimmer mit einem kitschigen Himmelbett, das ihr damals schon nicht gefallen hatte, ebenso. Das Badezimmer, mit einem winzigen Fenster zu einem kleinen Innenraum war neu. Wahrscheinlich waren alle Sanitäranlagen im Haus vor kurzem erneuert worden. Die Villa war Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und hatte seither auch schlimme Zeiten durchgemacht. Vor allem waren die Heizung und die Leitungen veraltet gewesen. Ana konnte sich noch daran erinnern, dass es im Dezember stundenlang kein warmes Wasser gab, weil der Boiler ausfiel.
     
    Marta hatte den Koffer auf einen Hocker gestellt, aber nicht geöffnet. Wie rücksichtsvoll, aber es war nicht so, dass sie darin Geheimnisse mit sich herumtrug.
     
    Ana setzte sich auf das Bett und sah aus dem Fenster in den schönen Garten. Die Sprinkleranlage ging an und das Zischen war durch das gekippte Fenster zu hören. In der Ferne waren Kinderstimmen zu vernehmen und sie hörte die Stimme ihres Vaters, der mit ihrer Mutter sprach.
     
    Ihre Eltern standen im Garten der Villa und unterhielten sich – über Ana. Ana wollte eigentlich nicht lauschen, aber sie war nicht taub und ihre Eltern unterhielten sich nie flüsternd. Vielleicht war es Arroganz dem Dienstpersonal gegenüber, von denen sie annahmen, sie waren darauf trainiert, nicht zuzuhören, aber so hatte Ana schon sehr früh alles erfahren. Nichts blieb vor diesen hilfreichen Geistern geheim und somit auch nichts vor Ana.
     
    „Ana ist gekommen“, sagte ihr Vater.
     
    „Ich weiß, Marta hat es mir erzählt.“
     
    „Sie sieht ärmlich aus.“ 
     
    Ana sah an ihrer Jeans herab. Das bezeichnete ihr Vater als ärmlich? Es folgte eine Pause. Ana war schon froh, dass beide in das Innere der Villa gegangen waren, aber sie hatte sich getäuscht.
     
    „Wie ärmlich?“ fragte die Mutter in ihrer hellen Stimme.
     
    Ärmlich? Was für ein Begriff. Die hatten doch keine Ahnung, was arm bedeutete, denn in die armen Vorstädte gingen die Beiden nie. Diese Gegenden mieden sie.
     
    „Alte Jeans, zu lange Haare, wie ein Hippie“, erklärte ihr Vater.  „Geraldo, das nennt sich heute nicht mehr Hippie! Hippies gab es vor unserer Zeit!“
     
    Ana lachte leise auf. Immerhin las ihre Mutter nicht nur die Bibel. Sie hatte immer auch Vogue und andere Modezeitschriften gelesen.

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