Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Schließlich kaufte ihre Mutter in diesen Nobelboutiquen in Recoleta oder auch in New York ein.
„Du weißt was ich meine...“ „Sie ist eine moderne Frau.“ Hatte das eben ihre Mutter gesagt? Sie musste sich verhört haben. „Sie ist noch ein Kind und seit wann heißt du das gut, dass sie um die Welt jettet, mit wer weiß wem schläft...“ Wie mit Philippe, aber davon wusste Elena noch nichts.
„Das weißt du doch gar nicht“, wendete Elena di Solis de Alvarez vorsichtig ein.
Ana seufzte und legte sich auf das Bett. Jetten? Wie luxuriös? Sex? Ja, Sex, womöglich hatte sie vor einer Nacht ungeschützten Sex. Wenn sie diese Nacht nur rückgängig machen konnte! So betrunken war sie ihr ganzes Leben noch nie gewesen. Philippe war eben eine Ausnahme.
Selbst mit Männern wie Alessandro, mit dem sie die Leidenschaft für Pferde gemeinsam hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, einen Tag länger als nötig zu verbringen. Was sollte sie mit so jemandem reden, der nur zwei, im besten Fall drei Dinge im Kopf hatte? Das reichte ihr nicht aus. Harting war anders, Harting war ehrgeizig, gebildet, erfolgreich – und er mochte Pferde. Was wollte sie mehr? Sie konnte damit über die Altersdifferenz hinwegsehen.
„Ana?“
Es klopfte an der Türe. Es war ihre Mutter. Ohne eine Antwort abzuwarten, kam sie in Anas Räume. Nicht, dass Ana die Zimmer noch als ihre bezeichnete. Sie war hier nur noch Gast und sie war sich nicht mal sicher, wie gerne sie hier gesehen war.
„Hallo Mama.“
Ana setzte sich vom Bett auf. Ihre Mutter hatte sich am wenigstens verändert, dachte Ana. Lag wohl an den Schönheitsoperationen, denen sie sich unterzog. Eine Argentinierin in ihrem Alter, Elena war gerade mal vierzig geworden, hatte normalerweise Falten im Gesicht.
Andererseits hatte eine Argentinierin mit ihrem Geld keine Falten, weil sie sich eben die Operationen leisten konnte. Aber selbst mit Falten wäre Elena eine schöne Frau gewesen. Eigentlich wusste Ana überhaupt nicht, ob ihre Mutter mit Operationen nachhalf. Sie hatte nie einen engen Kontakt mit ihr und in den letzten Jahren war sie so gut wie nie zu Hause gewesen. Ihre Mutter war eine Fremde für sie und viel gemeinsam hatte sie ohnehin nicht mit ihr.
Sie trug ihre dunkelbraunen Haare in einer eleganten Hochsteckfrisur. An ihren Ohren baumelten lange Perlenohrringe und um ihren Hals hing ein mit Diamanten besetztes Kreuz. Das graugrüne Kleid ihrer Lieblingsdesignerin Diane von Furstenberg saß perfekt. Elena hielt ihre Figur, auch ohne Diät. Sie war mit guten Genen gesegnet, etwas was sie ihrer Tochter vererbt hatte. Und so wie es aussah, war sie auch nicht schwanger.
„Ana, schön, dass du wieder da bist.“
Sie kam zu ihr und gab ihrer Tochter einen zarten Kuss auf die Wange. Ein Hauch von ihrem Penhaligon's Parfüm, Elisabethan Rose, blieb in Anas Nase. Der Geruch würde sie immer und überall an ihre Mutter erinnern.
„Ihr kamt nie auf Besuch,“ sagte Ana scharf.
„Ach ja, ich hatte soviel um die Ohren. Zudem hätte ich es lieber gehabt, wenn du mir einen netten Schwiegersohn gebracht hättest.“
Ihre Mutter strich mit einer Hand über die glatt gezogene Bettdecke, die auch ein Rosenmuster hatte. Was war das nur mit ihrer Mutter und dem Rosenmuster – und wo lebte ihre Mutter nur? Es war das 21. Jahrhundert.
„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber den gab es nicht mit dem College.“
„Du bist zynisch, Kind.“ „Woher ich das wohl habe?“ fragte Ana und stand vom Bett auf.
Hatte sie erwartet, dass das Wiedersehen anders ablaufen würde? „Willst du in den Jeans zum Abendessen?“ fragte Elena. „Kommt jemand? Der Präsident vielleicht?“
Was sollte der Aufstand wegen ein Paar Jeans zum Essen. Sie waren zu dritt. „Nein, der kommt heute nicht...“ Elena verstummte. Sie wusste, wann es hoffnungslos war. „Mama, ich habe nur Reithosen und Jeans mit“, sagte Ana versöhnlich.
Das gelbe Chanelkleid wollte Ana nicht erwähnen. Gleich am ersten Tag zu Hause wollte sie nicht mit ihrer Mutter streiten. Es machte auch nicht viel Sinn und Ana war ein rationaler Mensch.
„Ich gehe morgen mit dir einkaufen“, schlug Elena vor und strahlte Ana glücklich an. Nein, bloß nicht, dachte Ana.
„Komm, dein Vater ist immer schlecht gelaunt, wenn er nichts zu essen bekommt“, erinnerte sie Ana, die allerdings dachte, dass ihrem Vater ein Tag ohne Essen
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