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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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heimmüssten, sonst würden wir unsere Jobs verlieren. Diego drückt auf die Tränendrüse, so kräftig er kann, doch der Kapitän verzieht keine Miene. Er mustert uns nur einmal kurz. »Eine Überfahrt in der Doppelkabine kostet tausendfünfhundert Dollar und muss bei der Reederei gebucht werden«, sagt er.
    Ich lächele eisern weiter. Na prima. Entweder Diego schafft es, das runterzuhandeln, oder wir sind tatsächlich in Caracas gestrandet.
    »Anmelden konnten sich meine Freunde leider nicht, sehr bedauerlich, ich weiß. Aber eine Kabine ist doch sowieso noch frei«, gibt Diego zu bedenken. »Die würde auf der ganzen Fahrt leer stehen, es nisten sich vielleicht Kakerlaken dort ein und …«
    »Es gibt auf meinem Schiff keine Kakerlaken.« Die Miene von Kapitän Barreto ist steinern.
    »Nein, natürlich nicht«, rudert Diego zurück. »Aber ein Schiff sollte einfach ausgelastet sein, oder nicht? Und solche Passagiere wie diese …«
    »Sie haben noch zehn Sekunden, Zampato. Ich habe zu tun.«
    Verzweifelt mische ich mich ein. »Leider haben wir nur tausend US-Dollar. Aber dafür zahlen wir bar.«
    Bei der Erwähnung von US-Dollars blickt Kapitän Barreto etwas freundlicher drein. Er wirft einen kurzen Blick auf den Ersten Offizier, der konsequent so getan hat, als höre er nichts. Dann sagt er plötzlich: »Einverstanden.«
    Diego macht uns seltsame Zeichen, und schließlich kapieren wir, dass jetzt von uns erwartet wird, das Geld rauszurücken. Wir kramen beide in unseren Taschen, ziemlich viele grüne Scheine wechseln den Besitzer, dann ignoriert uns der Kapitän und Diego drängt uns rasch aus dem Raum. »Na also«, sagt er zufrieden. »Das hätten wir geregelt. Ich zeige euch eure Kabine. Wenn ihr was braucht, fragt ihr einfach den Steward.«
    »Danke, Diego«, sagt Andy mit einem Seufzer und spontan umarme ich Diego und küsse ihn auf die Wange. »Du hast uns wirklich gerettet.«
    »Kein Problem – grüßt Eloísa von mir«, sagt Diego fröhlich. Nachdem er uns die Kabine gezeigt hat, macht er sich eilig auf den Weg an Land. Wir beobachten es vom Heck des Schiffs aus, dort kann man sich an die Reling stellen und hat einen guten Blick.
    »Genial«, sagt Andy und seufzt tief. »Ein gieriger Kapitän ist das Beste, das uns passieren konnte. Der meldet uns garantiert nicht an, wir reisen sozusagen unsichtbar.«
    Ich nicke und blicke über den Pier hinaus. Gerade lösen Arbeiter tief unter uns die Leinen an Bug und Heck des Frachters, Rufe und Kommandos dringen zu uns herauf. Einen halben Kilometer entfernt sehe ich den Mitsubishi von Diego in Schlangenlinien davonsausen und ahne, dass Alida jetzt wieder an Diegos Hals hängt. Traurig lasse ich meinen Blick über die grünen Hügel schweifen, die das Letzte sind, was ich noch von Südamerika sehen werde, und muss wieder einmal an Falk denken. Ist er überhaupt noch in Guyana, oder ist er nach Venezuela geflogen, als er gehört hat, dass ich hier bin? Oder kann es sein, dass er und meine Kollegen schon wieder zurück sind in Deutschland und ihren Heimatländern?
    Eine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Andy hat sich mir zugewandt und sagt mit einem Lächeln: »Damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Du hattest zwar keinen Bock, mit mir zu einem Adventure Game zu gehen, aber dafür verbringen wir jetzt zwei Wochen miteinander.«
    Einen Moment lang kann ich nicht fassen, wie selbstbezogen er ist. »Tja, aber wenn du denkst, das ist eine Art besonders langes erstes Date, dann muss ich dich leider enttäuschen«, sage ich kurz, packe mir meinen brandneuen Rucksack auf die Schulter und gehe den Steward der Columbo Dragonfly suchen.

Monkey Island
    Wir richten uns in unserer Kabine ein, dann frage ich Andy: »Wollen wir mal schauen, ob wir irgendwie zum Bug kommen?«
    »Können wir machen«, sagt er knapp, ohne mich anzusehen. Vermutlich ist er sauer. Okay, so richtig nett war meine Bemerkung vorhin nicht, aber ich musste wenigstens einmal klarstellen, wo zwischen uns die Grenze ist.
    Es gibt einen schmalen Gang an der Außenseite der Columbo Dragonfly , der an den Containern vorbeiführt. Schweigend lehnen wir an der Reling und blicken über das Meer hinaus, das in einem dunklen Blaugrau schimmert; der Passatwind zerzaust Andys Haare. Ab und zu können wir das Skysail erkennen, das wie eine Art Lenkdrachen über dem Schiff tanzt und den Wind einfängt.
    »Komm, wir erforschen das Schiff erst mal von innen«, schlage ich vor, und wir entdecken eine

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