Schatten ueber Broughton House
gebeten. Ich ... wir ... nun ja, verständlicherweise war die Stimmung zwischen uns zu diesem Zeitpunkt etwas angespannt. Wir sprachen nur das Nötigste miteinander.“
„Haben Sie mit ihm denn nicht über den Mord gesprochen?“, fragte Megan ungläubig. „Ihn gefragt, warum er das getan hat? Sie haben ihn nicht einmal gefesselt?“
„Natürlich haben wir mit ihm darüber gesprochen! “ Mr. Barchester schien entsetzt. „Aber Theo behauptete, es sei ein Unfall gewesen. Und ich ... zunächst glaubte ich ihm. Immerhin hatte es nie Anzeichen dafür gegeben, dass er zu einer solchen Tat fähig wäre. Ich war mir sicher, dass es nur ein Unfall gewesen sein könnte. Erst später kamen mir Zweifel an seiner Geschichte. Raine wich unseren Fragen aus, und ich merkte, dass er nicht die Wahrheit sagte. Er konnte mir nicht einmal mehr in die Augen sehen. Was er erzählte, war blanker Unsinn.“ Bedauern spiegelte sich in Barchesters Miene. „Es fiel mir und Julian schwer, uns damit abzufinden, dass Lord Raine Dennis umgebracht hatte. Wir hatten begonnen, ihn zu mögen, hatten gedacht, er sei anders als die meisten Adeligen, die wir kannten. Aber irgendwann musste ich mir eingestehen, dass er log. Julian und ich wussten nicht, was wir tun sollten. Wir waren weit von der Zivilisation entfernt, waren nicht einmal sicher, wo genau wir uns befanden. Unser Wort stand gegen das seine, und die Morelands haben Macht und Einfluss. Ich... und so kehrten wir zurück. “
Er schaute erst Frank an und dann Megan schließlich blieb sein Blick auf Deirdre ruhen. „Ich bitte Sie, nicht zu schlecht von mir zu denken. Hätte ich geahnt, was geschehen würde würde ich versucht haben, es zu verhindern „Es war nicht Ihre Schuld, Mr. Barchester“, versicherte Deirdre ihm auf ihre freundliche Art.
Megan war jedoch keineswegs so nachsichtig wie ihre Schwester. Sie hatte den Eindruck, dass Barchester Morelands Leugnen viel zu bereitwillig hingenommen hatte. Nur konnte sie ihn dafür kaum zur Rechenschaft ziehen. Seine Darstellung der Ereignisse war der einzige Beweis, den sie bislang gegen Theo Moreland hatten, und sie wollte Barchester nicht gegen sich aufbringen. Zudem, so mahnte sie sich zur Besonnenheit, wäre es vielleicht auch unklug gewesen, wenn Barchester Moreland mit der Wahrheit konfrontiert hätte - einen Menschen hatte er immerhin schon umgebracht. Moreland hätte auch die anderen beiden Männer in der Abgeschiedenheit des Dschungels aus dem Weg schaffen und unbehelligt in die Zivilisation zurückkehren können.
„Und dieser andere Mann, der bei Ihnen war ... Julian Coffey? Ich würde mich gerne auch mit ihm unterhalten. Vielleicht kann er dem noch etwas hinzufügen.“
„Oh ja, ich bin mir sicher, dass er Ihnen noch mehr Einzelheiten erzählen kann“, pflichtete Barchester ihr bei. „Prächtiger Bursche, dieser Coffey.“
„Ist er immer noch Kurator des Cavendish Museums?“ Barchester nickte. „Ja. Julian reist häufig nach Süd- und Mittelamerika, um neue Stücke für das Museum zu erwerben. Im Laufe der Jahre hat er eine ansehnliche Sammlung aufgebaut. Lord Cavendish ist vor einigen Jahren gestorben, aber er hat das Museum großzügig bedacht, und seine Witwe unterstützt es weiterhin. Lady Cavendish gibt in einigen Wochen übrigens einen Ball, dessen Erlös dem Museum zugutekommen soll. Wenn Sie möchten, rede ich mit Coffey“, bot er an. „Vereinbare ein Treffen mit ihm.“
„Danke, aber das ist nicht nötig“, versicherte Megan ihm rasch. Sie wollte sich lieber mit Mr. Coffey unterhalten, ohne dass er zuvor von Barchester beeinflusst wurde. „Ich werde selbst einen Termin mit ihm vereinbaren, weil ich noch nicht genau weiß, wann ich Zeit habe, mich mit ihm zu treffen. Es wäre mir allerdings recht, wenn Sie ihm derweil nichts davon sagten.“
Barchester sah sie verdutzt an. „Natürlich - wenn Sie es so wünschen.“
„Meiner Erfahrung nach bekomme ich deutlich mehr Informationen, wenn mir die Leute ihre Gedanken unbefangen erzählen“, erklärte Megan ihm. „Sie wissen schon - ohne sich vorher zu überlegen, was sie sagen sollen und was lieber nicht.“ „Aber natürlich“, erwiderte Barchester höflich, wirkte aber immer noch leicht verwirrt.
Und dazu hat er auch allen Grund, fand Megan, denn ihre leicht dahingesagte Erklärung entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie hatte festgestellt, dass die Berichte von Zeugen sich oft ähnelten, wenn die Betroffenen zuvor miteinander
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