Schatten ueber Hollywood
Rätsel lösen.«
Oliver Taper lachte und sog gleich danach scharf den Atem ein. »Au! Ja, vermutlich denken sie das.«
»Und stimmt es?«
»Woher soll ich das wissen? Sehe ich aus wie Casey Wye? Außerdem geht es euch nichts an. Gute Nacht.«
»Bob, ruf die Polizei an«, sagte Justus. »Reden wir mal Klartext, Mr Taper. Sie planen einen Mord – oder mehrere – und nehmen dabei in Kauf, dass andere Leute ebenfalls in Gefahr geraten. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir jetzt einfach nach Hause gehen! Wo sind die anderen Fallen versteckt? Was haben Sie sich noch für teuflische Spielereien ausgedacht?«
»Ach, macht doch, was ihr wollt. Schönen Abend noch.«
»Moment noch!«, rief Peter. »Mr Taper – was ist mit diesen Brieffetzen? Wenn der Brief von Ihnen stammt, wie konnte Mr McSnail sagen, es sei die Handschrift von Casey Wye?«
»Wahrscheinlich, weil sie den Brief geschrieben hat.« Oliver Taper lachte wieder. »Rätselt noch ein bisschen, aber wagt es nicht, euch einzumischen – es könnte eurer Gesundheit schaden! Gute Nacht, ihr Detektive.«
»Mich interessiert noch etwas anderes«, sagte Bob. »Kennen Sie eine Frau namens Jezabel?«
Mr Taper zuckte zusammen und hörte auf zu lachen. Es dauerte sehr lange, bis er antwortete: »Nein. Wer soll das sein?«
»Raten Sie mal ein bisschen«, sagte Justus. »Der Krankenwagen wird sicher bald hier sein, und die Polizei auch. Gute Nacht!«
Die wilden Kirschen
»Ich habe Rosamund nie geliebt, Adeline. Aber nun ist es vorbei. Lass uns alles vergessen und ein neues Leben aufbauen – weit weg von hier, wo es keine dunklen Erinnerungen für uns gibt.«
»Ja, Francis. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch, Darling. «
Geigenmusik setzte ein. Adeline und Francis sanken einander in die Arme und verschwanden im Abspann. Miss Bennett knipste das Licht an und fragte spöttisch: »Na, Jungs? Völlig hingerissen?«
»Und wie«, sagte Bob angewidert. »Und diese süßliche Schnulze war ein Kinohit?«
»Ein Riesenhit sogar«, sagte Miss Bennett. »In den 50er Jahren wollten die Leute nichts als Glanz, Liebe und Happy End. Was starrst du denn noch so auf den Bildschirm, Justus?«
»Ich lese den Abspann.«
Bob stieß Peter leicht mit dem Ellbogen an. »He, Peter! Der Film ist vorbei!«
Peter schrak hoch. »Was? Wie? Bin ich eingeschlafen?«
»Und wie. Gleich nachdem Francis Rosamund zum ersten Mal geküsst hat, hast du losgeschnarcht.«
»Wer ist Rosamund?«
»Das ist die erfolglose Schauspielerin, die später in den Tod gesprungen ist.« Bob drehte sich zu Justus um. »Abgesehen davon, dass Adeline blond und gütig war, Rosamund dagegen dunkelhaarig und intrigant, ist mir nichts weiter aufgefallen. Revolutionär fand ich die Geschichte nun gerade nicht.«
»Ich auch nicht.« Der Name der Filmgesellschaft flimmerte über den Bildschirm, und dann wurde es dunkel. Justus lehnte sich zurück. »Tja, Kollegen. Was meint ihr?«
»Ähm«, sagte Peter. »Besonders spannend war es nicht … oder habe ich die wilden Verfolgungsjagden und Explosionen nur verpasst?«
»Es gab keine.«
»Wie öde.«
Miss Bennett lachte. »In den 50er Jahren waren die Sehgewohnheiten noch anders als heute. Also hat euch der Film nicht weitergeholfen?«
»Zumindest hat er uns einen interessanten Einblick in die Denkweise von Harold Packleham gegeben«, sagte Justus. »Oder war das die Fassung, die Casey geschrieben hat?«
»Auf keinen Fall«, sagte Miss Bennett. »Im Prozess sagte sie, er hätte es nicht nur gestohlen, sondern völlig entstellt. Ihr Drehbuch beschäftigte sich mit einer Frau – Rosamund –, die in die unbarmherzige Filmindustrie gerät und an ihr scheitert. Bei Packleham wurde Rosamund eine böse, von Ehrgeiz zerfressene Intrigantin auf Männerfang. Und Packleham verglich Casey später häufig mit der ›bösen‹ Rosamund, die er geschaffen hatte.«
»Gab es auch eine Adeline in Packlehams Leben?«, fragte Bob.
»Mehrere.«
»Das bringt uns nicht weiter«, sagte Justus. »Und selbst wenn wir zweifelsfrei wüssten, dass Casey das Originaldrehbuch geschrieben hätte, würde es uns nicht helfen. Das Motiv ist ja längst klar – ganz gleich, ob es realistisch begründet ist oder nicht. Aber wir müssen den Brief enträtseln, bevor noch mehr Leute in Tapers Fallen stolpern!«
»Taper?«, fragte Miss Bennett. »Was ist das denn? Und von welchem Brief redet ihr?«
»Es ist eine Art Schnitzeljagd«, sagte Bob. »Wir zerbrechen uns schon die ganze Zeit den
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