Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
junge Mann kam näher, musterte Theresas Gesicht, bereit, Trost zu spenden oder sich aber auch damit zurückzuhalten.
»Abgesehen vom Hitzschlag.« Sie durfte sich jetzt keine Zeit für Mitgefühl nehmen. Wenn sie erst einmal anfing zu weinen, würde sie nicht mehr aufhören können.
Don nickte. »Du hast jemanden mitgebracht?«
Sie stellte Jason vor.
Don sagte: »Kommt mit rein, dann erzähle ich euch, was wir bisher herausgefunden haben.«
Zögernd ließ Theresa das Auto ein zweites Mal zurück und folgte ihrem Kollegen. Jason kam ihnen hinterher und blieb einen Moment bei den mit Tüchern zugedeckten Rollbahren im Ladebereich stehen. »Friert ihr diese Dinger nicht ein?«
»Diese Menschen«, wies ihn Theresa scharf zurecht. »Menschen. Natürlich tun wir das. Diese Leute hier sind entweder auf dem Weg zu uns oder woandershin. Ich muss kurz in den Obduktionssaal. Sie können auf dem Parkplatz warten, wenn Sie möchten.«
Jason folgte ihr unbeirrt. »Nein, ich habe schon Leichen gesehen. Mehr, als ich darüber nachdenken mag.«
»Ich hoffe nicht, dass sich das auf Cavanaughs Fähigkeiten als Unterhändler bezieht.« Sie verhielt sich gerade wie ein totales Miststück, und das wusste sie auch. Doch sie konnte sich nicht zurückhalten. Wieder in ihrer Welt zu sein, löste diverse Hemmungen, und der Stress besorgte den Rest.
»Nein. Golfkrieg.«
Sie atmete lautstark aus und ging durch die Tür, auf deren Milchglasscheibe OBDUKTION stand. »Entschuldigung. Ich bin wirklich froh, dass Sie mir hier nicht in Ohnmacht fallen werden. Ich will Dr. Johnson nach ihrem Opfer befragen. Ist es okay, wenn wir einen Abstecher machen, Don?«
»Es ist mir immer eine Freude, die gute Doktorin zu besuchen.« Er folgte ihnen durch die Tür.
Mark Ludlows Obduktion war gerade abgeschlossen worden. Der Sektionsgehilfe hatte die dem Opfer entnommenen Organe in einen roten Sondermüll-Beutel gepackt und diesen in den offenen Torso der Leiche gelegt. Über dem Beutel hatte er das Fleisch mit dickem schwarzen Faden und groben Stichen wieder zusammengenäht.
Christine Johnson stand neben dem Kopf. Der freigelegte Schädel bestand aus einzelnen Stücken, die sie auf dem Tisch aus rostfreiem Stahl wie ein makabres Puzzle zusammensetzte. Sie musterte Theresa mit diesem speziellen Arztblick, der sofort sieht, ob man nicht gut schläft oder seit einem Monat kein Gemüse mehr gegessen hat. »Wie hältst du dich?«
»Okay. Paul geht es bisher gut.«
Christine, groß, schwarz und mitfühlend, streifte einen Handschuh ab, um Theresa eine Hand auf die Schulter zu legen. Theresa blieb einfach stehen. Wenn Christine sie jetzt umarmte, würde sie in dem Trost zusammenbrechen und sich für den Rest der Krise in einer Ecke verkriechen. »Was kannst du mir über unseren Toten sagen?«
Die Pathologin fasste kurz zusammen: »Der verstorbene Mr. Ludlow hatte Cholesterol-Ablagerungen in einigen Adern und einen präkanzerösen Knoten in seinem linken Hoden, der in einigen Jahren gefährlich hätte werden können. Ansonsten war er vollkommen gesund, bis ihm jemand mit etwas Schwerem dreimal auf den Schädel geschlagen hat.«
»Weißt du, was es gewesen sein könnte?«
»Ein Stück dünnes Rohr vielleicht. Ein Abdruck ist jedoch etwas klarer, ovaler, es könnten also auch zwei verschiedene Waffen gewesen sein, oder zwei Oberflächen auf derselben.« Die Ärztin runzelte die Stirn. Ihr kam nicht oft eine Tatwaffe unter, die sie nicht sofort identifizieren konnte. Ihr Interesse an den Instrumenten des Todes war schon fast krankhaft, zumindest formulierte Theresa es manchmal so.
»Metall?«
»Ich bin nicht sicher, aber ich habe auch keine Holzsplitter gefunden.« Mit ihrer latexbehandschuhten blauen Hand drehte sie das rechte Handgelenk des Opfers nach oben, um seine Innenfläche zu zeigen. »Er hat die Hände zur Verteidigung erhoben gehabt, wobei zwei Finger gebrochen wurden und die Haut an einigen Stellen abgeschürft ist. Was auch immer die Täter verwendet haben, weich war es nicht.«
»Ich denke, ich warte lieber im Gang draußen«, sagte Jason. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Christine warf ihm einen Blick zu. »Wer ist denn dieses Sahnestückchen?«
»Er heißt Jason und arbeitet für den Unterhändler.«
»Du hast also Chris Cavanaugh getroffen? Wie ist er so? Sieht er in echt so gut aus wie im Fernsehen?«
»Nein.«
»Ich glaube dir nicht«, sagte die Ärztin. »Jason, sagen Sie ihm, dass ich sein Buch gelesen habe.«
»Christine
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