Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
und sie war ihm fast dankbar, dass er ihr dabei geholfen hatte.
Sie reichte die Geldpakete mechanisch weiter, doch ihre Augen waren starr auf ihre Tochter gerichtet.
Craig legte seinen Arm um Rachaels Taille, was Theresa gar nicht recht war. Ihre Tochter könnte in der Hitze zusammenbrechen. Doch Rachael hatte sich offensichtlich etwas beruhigt, da Frank sie nicht mehr an den Schultern hielt . Vielleicht hat es ihr geholfen, mich zu sehen , dachte Theresa. Vielleicht war dann alles im Endeffekt nicht so schlimm. Wenn sie überlebte.
Der Sergeant riss sie aus ihren Gedanken. »Macht einer von den Geiseln den Eindruck, mit den Typen zusammenzuarbeiten?«
Sie dachte an Jessica Ludlow. Wo war sie letzte Nacht gewesen, wenn sie nicht zu Hause war, wo sie ihren toten Mann auf dem Gehsteig hätte finden müssen? Oder war er getötet worden, nachdem sie das Haus verlassen hatte? Theresa hatte nicht das geringste Anzeichen von Vertrautheit mit den Geiselnehmern bemerkt, und die Angst um Ethan konnte die junge Frau nicht gespielt haben. »Nein.«
»Scheint einer von beiden gesundheitliche Probleme zu haben?«
Die Polizei wollte sämtliche Faktoren wissen, durch die die Lage instabil werden konnte – Herzinfarkt, Asthmaanfall, psychotisches Verhalten. »Nein.«
Plötzlich beunruhigten sie seine Fragen. Paul hätte sie ihnen ausführlicher beantworten können, da er viel besser darin ausgebildet war, Kriminelle nach ihrem Verhalten und ihrer Ausrüstung zu beurteilen. Wenn er ihnen diese Informationen nicht gegeben hatte, war er wohl bewusstlos. Oder tot.
»Wie geht es Paul?«, fragte sie eindringlich. »Der Cop, der hier angeschossen wurde.«
Er zögerte. Sie wandte ihren Blick von Rachael zu ihm und wusste bei seinem bemüht nichtssagenden Gesichtsausdruck sofort, dass er etwas verbarg, etwas, das er nicht weitergeben durfte. So gab sie sich auch, wenn Familienmitglieder sie an einem Tatort ansprachen und zu wissen verlangten, ob der Körper unter dem umgestürzten Wagen ihr Mann oder Sohn oder Bruder war.
Sie hielt in der Bewegung inne, ein dickes Geldpaket im Arm. »Ist er tot?«
»Ich weiß es nicht, Ma’am.«
»Ist er tot ?«
»Ich weiß es nicht.« Er sprach jetzt laut und deutlich, da Lucas ihre Frage gehört haben musste. »Wirklich, ich war den ganzen Morgen woanders, ich weiß es nicht.«
»Weitermachen, Theresa«, sagte Lucas ruhig. »Wir sind fast fertig.«
Sie glaubte dem Sergeant nicht, wollte es aber verzweifelt, weshalb sie ihn nicht weiter bedrängte. Sie konnte Jessica Ludlow nicht sagen, dass ihr Mann tot war, weil sie dann vielleicht durchdrehen und die zerbrechliche Ruhe, die gerade herrschte, zerstören würde, bis Lucas und Bobby sie mit einem gezielten Schuss zum Schweigen brachten oder ihrerseits in Panik verfielen und alle umbrachten. Und genau aus diesem Grund wollte dieser Mann vor ihr nicht gestehen, dass Paul tot war.
»Ist Ihnen sonst noch was aufgefallen?«, wechselte der Sergeant das Thema.
»Lucas wurde als Kind misshandelt.« Sie hatte das eigentlich nicht sagen wollen, da sie nicht sah, wie diese Information ihnen helfen könnte. Und wenn Cavanaugh es ansprechen sollte, würde Lucas sofort wissen, woher er es wusste. Doch Kindheitstraumata waren wichtig für sie im Moment. Wie würde Rachael damit zurechtkommen? Irgendwann würde sich die Angst in Ärger verwandeln, Wut auf den Elternteil, der sie einer solchen Extremsituation ausgesetzt hatte.
Sie blickte erneut zu der Stelle, an der ihre Tochter in der Hitze schmorte, und hoffte inständig, dass Rachael in den nächsten paar Minuten nicht mutterlos werden würde. »Sagen Sie meiner Tochter …«
»Was?«
Sollte sie Rachael bitten, ins Krankenhaus zu fahren, bei Paul zu bleiben, angenommen, er war noch am Leben? War es fair, einer Siebzehnjährigen eine Totenwache aufzubürden? Einem jungen Mädchen, das noch nicht einmal wusste, wie es zu ihrem zukünftigen Stiefvater stehen sollte – der jetzt im Sterben lag.
Doch Theresa wollte, dass jemand bei ihm war.
»Bewegen Sie sich, Theresa.« Lucas klang drängender als bisher.
»Sagen Sie ihr, dass ich sie liebe«, sagte Theresa und reichte Brad das nächste Geldpaket.
Der Sergeant antwortete: »Wenn sie zu schießen anfangen, schaffen Sie alle hinter den Informationsschalter. Er ist aus Marmor und wird Sie beschützen.«
»Okay.«
»Ansonsten bleiben Sie unten.«
»Mhmm.«
»Das ist das letzte Paket.«
Theresa nahm es in Empfang, behielt es jedoch noch auf dem
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