Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
eine in die Rückenlehne des Throns eingelassene Metallplatte.
»Wie könnt Ihr es wagen?«, schrie Bou-raiy erneut und streckte Aydrian die geöffnete Hand entgegen, um ihm seinen eigenen Ladestein zu zeigen.
Sadye schrie erschrocken auf, und die beiden Männer schleuderten ihre magischen Steine im selben Augenblick aufeinander.
Sein hemmungsloser Zorn ermöglichte es Fio Bou-raiy, mehr Energie in den Stein einfließen zu lassen als je zuvor, trotzdem prallte sein Wurfgeschoss wirkungslos an Aydrians glänzendem Brustharnisch ab, ohne mehr als ein leises metallisches Klingen zu erzeugen.
Aydrians Stein dagegen durchschlug Bou-raiys ausgestreckte Hand, zertrümmerte die Knochen und riss ihm zwei Finger ab, ehe er mit einem lauten metallischen Knall gegen die in den Thron eingelassene Platte prallte – nachdem er den Schädel des ehrwürdigen Vaters durchschlagen hatte.
»Wie Ihr seht, könnt Ihr mich weder besiegen, noch könnt Ihr mir Eure Anerkennung verweigern«, erklärte Aydrian den schockierten Mönchen, kaum dass Fio Bou-raiys lebloser Körper zu Boden gesunken war.
»Dann werden wir eben alle eines gemeinsamen Todes sterben – eines Todes, der uns zumindest noch auf Erlösung hoffen lässt!«, schrie einer der Ordensbrüder und richtete einen Edelstein gegen Aydrian.
»Verdammnis über Euch und diesen unseligen De’Unnero!«, rief ein anderer.
»Was Ihr nicht sagt«, erklang ein Ruf von der Galerie, worauf alle sich umdrehten und Marcalo De’Unnero am Geländer stehen sahen, im Gesicht ein breites Grinsen.
Sogleich stimmte Sadye ein Lied zu Ehren König Aydrians an. De’Unnero bewegte sich am Geländer entlang auf die Treppe zu, während Aydrian Sturmwind aus der Scheide riss und einen der Meister mit einem Lichtblitz verbrannte, der den Fußboden erzittern ließ und jeden im Saal vor Bestürzung lähmte.
Braumin Herde, der im Schatten einer Statue an der rückwärtigen Seite der Galerie gekauert hatte, stand plötzlich hinter dem abgelenkten De’Unnero – einen Dolch in der Hand.
Er wollte gerade aufstehen – im selben Moment, da Aydrian im Begriff war, einen weiteren Meister zu vernichten, und eben dieser Mönch und seine Ordensbrüder Anstalten machten, Aydrians Angriff zu erwidern – als das große kreisrunde Fenster, das Abbild von Avelyns Arm, in tausend Splitter zerbarst. Das schwarz verkohlte Metall der Einfassung bog sich nach innen, und ein Schauer aus bunten Glasscherben regnete auf den Saal herab. Wo eben noch das Bild des in den Himmel gereckten Arms zu sehen gewesen war, stand jetzt ein mächtiger Drache mit weit gespreizten Flügeln.
Fest entschlossen, seinen Angriff zu Ende zu führen, ließ sich Braumin Herde weder von der Explosion noch vom Erscheinen der Bestie in seiner Konzentration ablenken – für ihn gab es kein gefährlicheres Ungeheuer als Marcalo De’Unnero. Er wähnte sich bereits am Ziel, sah sein Opfer, als die Klinge auf die Niere des barbarischen Mönches zuschoss, schon tot vor sich liegen, da schnellte dessen Hand mit ungeahnter Plötzlichkeit nach hinten. Der überragende Kämpfer bekam Braumins vorgestreckten Arm am Handgelenk zu fassen und blockte die Attacke mit der gleichen Selbstverständlichkeit ab wie eine Wand aus Stein.
Braumin Herde schrie auf, ließ sich aber nicht beirren. Er ignorierte den Schmerz und versuchte mit der freien Hand auf De’Unneros Kopf zu zielen.
Aber auch De’Unnero hatte noch eine Hand frei. Der Mönch wirbelte ihn mit einer blitzschnellen Körperdrehung herum und stand Braumin plötzlich Auge in Auge gegenüber.
Braumins Gedanken rasten – zu schmerzlich war er sich seiner hoffungslosen Unterlegenheit bewusst. Doch dann, noch ehe er recht begriff, wie ihm geschah, spürte er, wie Griff und Druck plötzlich schwächer wurden, und sah De’Unnero zurückweichen.
Sein Instinkt riet ihm, gleich nachzusetzen, doch Braumin riss sich zusammen und versuchte stattdessen, nach hinten auszuweichen.
Dafür war es längst zu spät. De’Unneros Rückzug hatte nur einen einzigen Zweck gehabt: Er benötigte einen sicheren Stand, um abzuspringen, seinen Körper in der Luft zu drehen und schließlich mit weit ausholendem Schwung zuzutreten. Sein Tigerfuß schob sich mühelos hinter Braumins zur Abwehr hochgerissene Arme, traf ihn mitten im Gesicht, trat ihm etliche Zähne aus und schleuderte den Bischof zur Seite, wo er mit voller Wucht gegen die Wand prallte.
Braumin wäre sicher zu Boden gegangen, hätte De’Unnero ihn
Weitere Kostenlose Bücher