Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
sehr er sich bei seiner Attacke auf den Drachen verausgabt hatte. Er hatte, über jedes vernünftige Maß hinaus, jede Faser seines Seins in diesen einen Blitz gelegt. Der Hass, den er für diese Bestie empfand, entsprang einem Bereich in seinem Innern, der bis auf den Urgrund seines Wesens reichte.
Trotzdem war er nicht übermäßig besorgt, denn seine magischen Kräfte würden schon bald zurückkehren – zumal er fest überzeugt war, die beiden auch ohne seine Edelsteine besiegen zu können.
Er parierte Brynns nächsten Vorstoß mit einer gekonnten, kreiselnden Bewegung seines Schwertes und wollte gerade zum Gegenschlag ansetzen, als er den hartnäckigen Midalis erneut von der Seite her angreifen spürte.
Eine schnelle Drehung und ein rascher Gegenstoß ließen den Prinzen nach hinten taumeln.
Aydrian konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Schon fühlte er seine Kräfte wieder anwachsen, spürte das Ziehen des Grafits und des Rubins im Heft seines Schwertes.
Die Zeit arbeitete eindeutig für ihn.
Überall ringsumher schrien und starben Soldaten, doch das Wesen bekam von alldem nichts mit. Nur ein einziges Ziel vor Augen, stapfte es weiter, blind gegen die ringsumher tobende Schlacht, blind gegen den Sturmangriff der Alpinadoraner, die sich ihren Feinden tollkühn entgegenwarfen. Und auch die Attacke der Allhearts, die Prinz Midalis’ Streitmacht in zwei separate Gruppen teilte, drang nicht bis in sein Bewusstsein vor.
Der Zombie gehorchte ausschließlich dem Ruf seines Herrn und bewegte sich auf das Tor zu.
Nichts anderes zählte.
Weder der heftige Wortwechsel unten noch die ersten Geräusche des beginnenden Kampfes vermochten Ponys Aufmerksamkeit von dem Mann abzulenken, der jetzt unmittelbar vor ihr stand, von dem Mann, der ihren geliebten Elbryan getötet hatte, dem Mann, der schon immer ihr meistgehasster Feind gewesen war. Sie sah, wie De’Unneros Arm sich in eine Tigertatze verwandelte, während er sich ihr, offenbar ebenso in seinem Hass gefangen wie sie, mit ruhigen Schritten näherte.
Sie hob die linke Hand. »Fahrt zu den Dämonen«, sagte sie.
De’Unnero sprang weder zur Seite, noch drehte er sich weg oder machte sonst irgendwelche Anstalten zu reagieren.
Pony traf ihn mit einem explodierenden Blitz magischer Energie, der ein Loch in sein Gewand brannte und ihn mehrere Schritte nach hinten taumeln ließ. Doch er kam sofort wieder auf sie zu, unbeirrbar, scheinbar völlig abgestumpft von seinem Hass.
Eine weitere Entladung traf ihn, weniger stark diesmal, dann standen sie sich plötzlich gegenüber, Kralle gegen Schwert, ihr Bi’nelle dasada gegen sein jahrelanges Training in den Kampfkünsten der abellikanischen Mönche. Er war flinker als sie und obendrein kräftiger, trotzdem gelang es ihr, ihn mit ihrer längeren Waffe in Schach zu halten.
Dann glaubte sie eine Lücke in seiner Deckung zu erkennen und stieß vor, doch plötzlich war De’Unnero nicht mehr da. Einfach verschwunden, davongeschnellt durch eine kurze Muskelkontraktion seiner kräftigen Katzenbeine.
Pony fuhr blitzschnell herum und schlug zu, und als ihr Schwert erneut ins Leere traf, setzte sie eine lähmende Woge von Lichtmagie frei, die sich von ihrem Körper gleichmäßig nach allen Richtungen ausbreitete. Plötzlich vernahm sie hinter sich ein Keuchen. Sie fuhr herum, parierte De’Unneros Attacke mit einem Schwerthieb und traf ihn im selben Augenblick am Unterarm, als seine Kralle sich schmerzhaft in ihr Handgelenk bohrte.
Der Mönch wich zurück, nur um einen Moment später erneut blitzschnell anzugreifen.
Pony wehrte sich mit einer Serie schneller Hiebe, wurde aber dennoch zurückgedrängt, weil sich De’Unnero sofort wieder auf sie stürzte.
Doch offenbar ging es ihm weniger darum, einen Treffer zu erzielen, als sie vielmehr gefährlich nahe zur breiten Treppe zurückzudrängen. Ihr einziger Vorteil war ihre größere Beweglichkeit, und genau die versuchte er ihr damit zu nehmen.
Wieder schleuderte Pony ihm einen Lichtblitz entgegen, und diesmal schien sie ihn überrumpelt zu haben, denn er wankte leicht.
Doch so gerne sie es getan hätte, Pony vermochte diese günstige Gelegenheit nicht zu nutzen, denn plötzlich sah sie aus dem Augenwinkel eine weitere Gestalt die Stufen hinaufhasten, in der Hand ein Schwert, das ihr nur zu bekannt vorkam.
»Das Glück ist auf meiner Seite«, murmelte sie leise und wirbelte herum, um Sadyes unbeholfene Attacke abzuwehren. Ihre Klingen verhakten sich ineinander,
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