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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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-slawisch anmu tende Züge, graue Augen, wie schmutziges Eis. Der Unbekannte stand auf der anderen Seite des Schreibtisches, wie ein Spiegelbild des Filmproduzenten Otto Preminger. Ganz offensichtlich intelligent. Und möglicherweise gefährlich. Er hatte Rachaels Pistole an sich genommen.
    Aber was noch schlimmer war: In der einen Hand hielt der Kahlköpfige eine Smith & Wesson Combat Magnum, Modell 19. Ben kannte diesen Revolver -und hatte einen Heidenrespekt davor. Es handelte sich um eine der gefährlichsten Handfeuerwaffen überhaupt: Vielleicht ließ sich mit den großkalibrigen Geschossen sogar ein Elefant erlegen.
    In den grauen Augen des Mannes blitzte es seltsam.
    »Licht an«, sagte er und hob die Stimme dabei ein wenig. Offenbar reagierte ein akustischer Sensor, denn unmittelbar darauf schalteten sich automatisch die Lampen im Zimmer ein.
    »Stecken Sie die Waffe ein, Vincent«, sagte Rachael. »Ich fürchte, diesen Wunsch kann ich Ihnen nicht erfüllen«, erwiderte der Kahlköpfige. »Gewaltanwendung ist nicht notwendig«, beharrte Rachael.
    Vincent lächelte dünn, was seinem Gesicht einen boshaften Ausdruck verlieh. »Ach, wirklich nicht? Dann ist Ihre Pistole wohl nur ein Schmuckstück, wie?« Er zeigte ihr die 32er, die er vom Schreibtisch genommen hatte.
    Ben wußte, daß der Rückschlag einer S&W Combat Magnum zweimal so stark war wie der einer 45er; aus diesem Grund verfügte sie über einen besonders großen und stabilen Griff. Zwar stellte sie eine Präzisionswaffe dar, doch das nützte nichts, wenn sie von einem ungeübten Schützen eingesetzt wurde. Angenommen, der Kahlköpfige hatte keine Erfahrung im Umgang mit der Magnum: In einem solchen Fall konnte Ben mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß sich die ersten Kugeln in die Wand bohren würden, hoch über ihnen. Und das gab ihm vielleicht Zeit genug, den Mann zu erreichen und ihn außer Ge fecht zu setzen.
    »Eigentlich glaubten wir, Eric sei nicht so dumm, Ihnen von Wildcard zu erzählen«, sagte Vincent. »Aber offenbar täuschten wir uns in dem armen Narren, denn sonst wären Sie nicht hier, um im Safe nachzusehen. Ganz gleich, wie schlecht er Sie auch behandelte, Rachael: Er hatte trotzdem eine Schwäche für Sie.«
    »Er war zu stolz«, erwiderte die junge Frau. »Er liebte es, mit seinen Leistungen zu prahlen.«
    »Die meisten Angehörigen des Mitarbeiterstabs von Geneplan haben keine Ahnung vom Wildcard-Projekt«, fuhr Vincent fort. »Glauben Sie mir, Rachael: Sie mögen ihn gehaßt haben, aber Eric hielt Sie für etwas Besonderes. Nur Ihnen vertraute er sich an.«
    »Ich haßte ihn nicht«, sagte Rachael. »Ich bemitleidete ihn. Jetzt noch mehr als jemals zuvor. Vincent, wußten Sie, daß Eric die wichtigste Regel brach?«
    Vincent schüttelte den Kopf. »Ich erfuhr erst... heute abend davon. Ich verstehe nicht, wieso er sich zu so etwas hinreißen lassen konnte.«
    Ben beobachtete den Kahlköpfigen wachsam und kam widerstrebend zu dem Schluß, daß er alles andere als ein unerfahrener Schütze war. Er hielt die Waffe nicht locker in der Hand, sondern hatte die Finger fest um den Griff geschlossen. Sein rechter Arm war lang und gerade ausgestreckt, und die Mündung der Magnum deutete auf eine Stelle zwischen Rachael und Ben. Vincent brauchte den Revolver nur einige Zentimeter weit nach rechts oder links zu bewegen, um einen von ihnen zu erschießen.
    »Vergessen Sie die verdammte Knarre«, wandte sich Rachael an den Mann vor ihnen. »Wir brauchen keine Waffen, Vincent. Wir sitzen alle im gleichen Boot.«
    »Nein«, widersprach der Kahlköpfige. »Wir sehen die Sache aus einer anderen Perspektive. Sie gehören nicht zu uns, hätten überhaupt nichts erfahren dürfen. Wir trauen Ihnen nicht, Rachael. Und was Ihren Freund angeht...«
    Vincent sah Ben an, und der Blick seiner grauen Augen war kalt und durchdringend. Ben schauderte unwillkürlich.
    Offenbar begriff Vincent nicht, daß Ben keineswegs so harmlos war, wie es den Anschein haben mochte, denn er musterte ihn nur einige Sekunden lang und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf Rachael. »Er hat mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun. Und wenn wir schon ablehnen, Sie daran zu beteiligen, so rücken wir bestimmt nicht zur Seite, um ihm Platz zu machen.«
    Für Ben klang diese Bemerkung ebenso unheilvoll wie ein Todesurteil, und er hielt den Zeitpunkt für gekommen, rasch zu handeln. »Licht aus !« rief er, in der Hoffnung, daß der akustische Sensor auch auf

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