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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ße praktisch kein Verkehr. Rechts und links ragten die Palmen so starr in die Höhe, daß sie wie Skulpturen wirkten, matt erhellt vom Schein der Straßenlampen. Die Bürgersteige leer und verlassen. Die Schaufenster der Geschäfte und Läden, nur dunkle Flächen. Die Ampeln leuchteten nach wie vor, obgleich Rachaels Mercedes der einzige Wagen war, der die Kreuzungen passierte.
    Sie hatte fast den Eindruck, durch eine Welt zu fahren, die gerade von einer Katastrophe heimgesucht worden war, eine Stadt, in der niemand mehr lebte. Wenn sie das Radio einschaltete... Vielleich hörte sie dann gar keine Musik, nur das kalte Zischen von Statik.
    Seit der Nachricht vom Verschwinden der Leiche Erics, wußte Rachael, daß sich etwas Schreckliches manifestiert hatte, und Stunde um Stunde verstärkte sich das in ihr brodelnde Entsetzen. Jetzt erschien ihr sogar eine leere Straße als ein Zeichen nahen Unheils. Eine Überreaktion, fuhr es ihr durch den Sinn. Ganz gleich, was die nächsten Tage bringen
    - es wird wohl kaum das Ende der Welt sein. Andererseits, so fügte sie in Gedanken hinzu, könnte es durchaus mein Ende bedeuten, das Ende meiner Welt!
    Sie fuhr durch die Geschäftsviertel, anschließend die Wohnbereiche, vorbei an bescheidenen Häusern und Luxusvillen, und nach einer Weile hielt sie vor einem niedrigen und breiten Stuckhaus an, dem Inbegriff der Wüstenarchitektur. Doch die Anpflanzungen im Garten schienen einer völlig anderen Klimazone zu entsprechen: Benzoebäume und -sträucher, Springkraut, Begonien, Beete mit Ringel- und Samtblumen. Ihre bunten Blüten schimmerten im indirekten Schein verstecker Spotlampen. Von ihnen stammte das einzige Licht: Die Fenster an der vorderen Front des Hauses waren dunkel.
    Rachael hatte Benny erklärt, dies sei eine weitere Villa, die Eric gehörte -ihm jedoch verschwiegen, aus welchem Grund sie hierher kamen. Seufzend beugte sie sich vor, und als sie die Scheinwerfer ausschaltete, meinte Ben: »Ein hübsches Wochenendhäuschen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ein goldener Käfig für Erics Mätresse.«
    Er sah sie verblüfft an. »Woher weißt du das?«
    »Vor gut einem Jahr, kurz bevor ich mich von meinem Mann trennte, rief sie mich in Villa Park an. Eine gewisse Cihdy Wasloff. Eric hatte ihr verboten, sich bei ihm zu melden. Sie sollte nur in einem wirklichen Notfall telefonieren und sich als die Sekretärin eines Geschäftsfreundes vorstellen. Aber Cindy war sauer, weil er sie in der vergangenen Nacht geschlagen hatte, und sie wollte ihn nicht wiedersehen. Um es ihm heimzuzahlen, erzählte sie mir alles.«
    »Warst du überrascht?« »Eigentlich nicht. Ich hatte bereits entschieden, Eric zu verlassen. Nun, ich hörte Cindy aufmerksam zu und notierte
    mir die Adresse des Hauses. Der Ehebruch kam mir recht gelegen, und ich nahm mir vor, Eric damit unter Druck zu drtzen, falls er sich weigern sollte, in die Scheidung einzuwilligen. Glücklicherweise konnte ich darauf verzichten. Es hätte mir überhaupt nicht gefallen, vor Gericht, in aller Öffentlichkeit, Erics schmutzige Wäsche zu waschen... Meine Aussage hätte bestimmt eine Menge Staub aufgewirbelt, denn das Mädchen war erst sechzehn.«
    »Wer? Die Geliebte?«
    »Ja. Sechzehn. Fast noch ein Kind. Von zu Hause ausgeris sen.« Rachael zögerte kurz. »Und offenbar war Cindy nicht die erste.«
    »Hatte Eric eine Vorliebe für Teenager?«
    »Er fürchtete sich davor, alt zu werden«, sagte Rachael. »Er war erst einundvierzig, als ich ihn verließ, noch immer ein junger Mann, doch seine Geburtstage gaben ihm keine Gelegenheit zum Feiern, sondern zum Trauern. Er schien zu glauben, er brauche nur zu zwinkern, um sich als seniler und gebrechlicher Greis in irgendeinem Altersheim wiederzufinden. Eric hatte eine irrationale Angst davor, alt zu werden und zu sterben, und das kam in vielen Dingen zum Ausdruck. Zum Beispiel wurde im Verlauf der Zeit das Neue immer wichtiger für ihn. Jedes Jahr mußte ein neuer Wagen her, so als sei ein zwölf Monate alter Mercedes bereits reif für den Schrotthaufen. Ständig wechselte er seine Garderobe- die alten Sachen raus, neue rein...«
    »Moderne Kunst«, warf Ben ein. »Moderne Architektur, Ultramoderne Möbel.«
    »Ja. Und die letzten elektronischen Kinkerlitzchen. Ich glaube, die Verhältnisse mit kleinen Mädchen sind ein weiterer Beweis für seine Besessenheit, um jeden Preis jung zu bleiben, dem Tod eins auszuwischen. Wenn er mit ihnen zusammen war, fühlte er sich vielleicht

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