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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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sahen sich befremdet an, schüttelten die Köpfe und flüsterten leise miteinander. Fandur wich erschrocken zurück, er hatte zwar geahnt, dass der König kaum seiner Sinne mächtig war, doch er war nicht auf diese geradezu irrwitzige Antwort gefasst gewesen.
    »Ihr habt alle den Willen unseres Königs vernommen«, rief Nemed triumphierend. »Angus, der Herrscher des Hügellandes, hat mir die Hand seiner Tochter versprochen, und ich werde sie nicht zurückweisen, denn ich bin ein treuer Vasall meines Königs!«
    »Das ist nie und nimmer der Wille meines Vaters!«, schrie Alina zornig. »Die Königin hat seine Sinne mit einem berauschenden Trank betäubt, so dass er nicht mehr weiß, was er redet!«
    Tumult entstand im Raum. Nessa kreischte, dass Alina diese Beschuldigung im Kerker bereuen würde, viele der Ritter und Frauen jedoch riefen, dass die Königstochter Recht habe. Niemals würde König Angus bei klarem Verstand eine solche Entscheidung fällen, die ganz und gar gegen das Wohl seines Landes gerichtet sei. Doch auch Nemed erhielt Zuspruch, denn die feigen unter den Hofleuten spürten, dass der Wind sich drehte, und sie beeilten sich, Nemed nach dem Mund zu reden.
    Fandur stand inmitten der aufgebrachten Gesellschaft, der Ärger sträubte seinen Haarschopf, denn er hatte bis eben gehofft, schon am Ziel zu sein.
    »Was schreist du herum?«, wandte er sich an Nemed. »Lass uns den Streit wie Männer austragen. Gib mir ein Schwert, und wir werden unten im Hof ausfechten, wer Alina heimführen darf.«
    Nemed wurde bleich, denn alle hatten die Forderung gehört.
    »Ein Schwert willst du haben?«, zischte er Fandur an. »Wo hast du dein eigenes gelassen, Rabenkrieger?«
    »Das ist nicht deine Sache«, gab Fandur ruhig zurück.
    Nemed trat näher an Fandur heran, er musste zu ihm aufsehen, denn der Rabenkrieger war einen guten Kopf größer als er selbst. Dennoch zog jetzt ein böses Lächeln über Nemeds Gesicht – der Rabenkrieger hatte kein Schwert. Keine Wehr. Nicht einmal einen Dolch.
    »Die Pforte auf!«, brüllte er. »Greift ihn und schafft ihn in den Turm!«
    Niemand hatte gewusst, dass sich die jungen Kämpfer auf Nemeds Geheiß draußen im Flur und in den Gemächern der Königin versammelt hatten. Nun stürzten sie sich auf den überraschten Fandur, umzingelten ihn, griffen ihn mit kurzen Schwertern und Dolchen an, und zu Alinas Entsetzen musste der Rabenkrieger der Übermacht weichen. Nur zwei der Ritter hatten den Mut, für Fandur einzutreten, doch sie kamen zu spät, Fandur lag blutend und wehrlos am Boden, man fasste ihn bei den Armen und zerrte ihn die Treppen hinunter.
    »Ein Rabenkrieger?«, kreischte Nessa höhnisch. »Nichts als ein Landstreicher ist er. Auf einen Vagabunden seid ihr hereingefallen. Um ein Haar hätte er sogar die Hand der Königstochter erhalten.«
    Alina begriff nichts mehr. Wie war es möglich, dass Fandur von diesen dummen, schlecht ausgebildeten Burschen besiegt wurde? Hatte er nicht damals wie ein Berserker im Kampf gewütet?
    »Bringt die Königstochter in ihr Gemach!«, bohrte sich Nemeds scharfe Stimme in ihre Ohren. »Bewacht ihre Pforte – wer seine Pflicht vernachlässigt, wird einen Kopf kürzer gemacht.«

Kapitel 27
    »Es hat keinen Sinn«, sagte Macha bekümmert. »Ob du weinst oder schreist – Nemed wird dich hier nicht herauslassen. Es ist klüger, ruhig zu werden und nachzudenken.«
    Alina hockte mit angezogenen Knien auf ihrem Lager, ihr Hals war rau, und ihre Finger bluteten, denn sie hatte wie eine Irrsinnige versucht, die hölzerne Tür ihres Gemachs aufzustoßen. Umsonst, die beiden Wächter, die draußen im Flur ihre Rücken gegen die Pforte stemmten, waren stärker als sie.
    »Wenn mein Vater noch gesund und bei Sinnen wäre – niemand in dieser Burg hätte gewagt, mich so zu behandeln!«
    Wie eine Gefangene hatten die jungen Krieger sie den Treppengang hinaufgeschleppt, hatten sie grob bei den Armen gefasst und an ihrem Haar gerissen. Sie schluchzte noch einmal, hörte aber gleich damit auf, denn der Hals tat ihr weh, und ihr Gesicht war dick verquollen.
    »Auch dein Vater ist nicht immer sanft mit dir umgegangen – vergiss das nicht«, mahnte sie Macha.
    Das war zwar die Wahrheit, aber Alina wollte jetzt nichts davon hören. Sie war verzweifelt, denn sie hatte Fandur nicht helfen können. Man hatte ihn in den Turm gezerrt und in das Verlies geworfen, ein enger, kreisrunder Raum, der tief in die Erde hineingegraben war, ohne Tür und Fenster, ein

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