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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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kleine Pagen sich jetzt tief verbeugten. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie sich an der Rückenlehne des väterlichen Lehnstuhls festklammern musste. Zornig war der Rabenkrieger? Welch ein guter Scherz. Sie war es, die Grund hatte, wütend zu sein. Aber all ihr Zorn war verflogen, er schmolz dahin wie das Eis im Frühling, einzig die übergroße Freude, Fandur endlich wiederzusehen, erfüllte sie.
    Ohne Hast betrat er den Raum, verharrte einen Augenblick bei der Pforte, die schwarzen Rabenaugen überflogen die Anwesenden und blieben an Alina hängen. Sein Blick hatte nichts von seiner Macht eingebüßt, er zog sie seinen Bann und ließ heißes Verlangen in ihr aufsteigen. Und doch beherrschte sie den inneren Aufruhr, denn sie wollte ihm nicht zeigen, wie sehr sie ihn ersehnte.
    Das halblaute Gerede im Raum war jetzt verstummt, atemlos starrte man auf den dunklen Gast, der nun ohne Scheu langsam zum König ging. Man wich zur Seite, bildete eine Gasse für ihn, und jetzt erst erhob sich wieder leises Gemurmel. Fandur trug weder Wehr noch Waffen, stattdessen einen zerschlissenen grauen Gewandrock und braune Beinlinge, die sich bei genauerem Hinsehen als seine eigene, bronzefarbige Haut erwiesen. Weder Helm noch Hut bedeckten sein glänzendes schwarzes Haar, und wer gute Augen hatte, konnte entdecken, dass der Rabenkrieger an Armen, Beinen und Gesicht Kratzer und Wunden hatte.
    Dennoch schritt er hoch aufgerichtet durch die Schar der gaffenden Höflinge, und seine selbstbewusste Haltung bewirkte, dass niemand es wagte, ihm offen die Ehrerbietung zu verweigern.
    Alina war verwirrt. Diese Wunden stammten ohne Zweifel aus dem Kampf, den er ihretwegen geführt hatte. Aber wo war seine blau schimmernde Wehr? Sein Schwert?
    Es blieb ihr keine Zeit, darüber nachzugrübeln, denn Fandur war wenige Schritte vor dem König stehen geblieben, und sie sah die Betroffenheit in seinem Gesicht, denn auch er erkannte, dass es schlimm um König Angus stand.
    »Sei mir willkommen, edler Ritter«, nahm Nemed jetzt das Wort und sprach damit eine freche Lüge aus, denn der Rabenkrieger war ihm alles andere als willkommen. »Welch guter Wind brachte unseren Retter wieder ins Hügelland zurück?«
    »Der Wind war es nicht«, gab Fandur lächelnd zur Antwort. »Ganz im Gegenteil, Sturm und Wind haben mir viel Mühe bereitet, doch sie konnten mich nicht aufhalten.«
    Er sprach in harmlos freundlichem Ton, doch sein schwarzer Haarschopf begann sich langsam zu sträuben – der Rabenkrieger hatte seinen Widersacher erkannt.
    »Dann hattet Ihr einen wichtigen Grund, das Hügelland aufzusuchen, Fandur?«, erkundigte sich Nessa erwartungsfroh.
    »Allerdings!«
    Fandurs Blick war jetzt wieder auf Alina gerichtet. Kein Zorn lag in seinen samtig dunklen Augen, sie blickten kummervoll und baten um Vergebung.
    »Ich kam, um die Frau, die ich liebe, zurückzugewinnen.«
    Geflüster erhob sich wieder, hatte man es doch geahnt, er wollte sie aus dem Hügelland fortbringen. Dennoch waren einige Damen von diesem Liebesgeständnis gerührt, sie seufzten tief und bekamen glänzende Augen, denn obgleich Fandur nicht wie ein Ritter gekleidet war, schmolz doch manche adelige Dame beim Anblick des schönen Rabenkriegers dahin. Alina war viel zu verblüfft über Fandurs Worte, um eine Regung zu zeigen. Nie zuvor hatte er ihr gesagt, dass er sie liebe. Nun verkündete er es vor allen Leuten. Ach, sie wollte ihm ja so gern glauben, ihr Herz stand in Flammen, wenn sie ihn ansah – und doch meldeten sich jetzt wieder die Zweifel. Konnte sie diesem Geständnis Glauben schenken, das er in aller Öffentlichkeit tat, das sie aber in den süßen Stunden ihrer Liebe niemals aus seinem Mund gehört hatte?
    »Das ehrt Euch, Ritter Fandur«, hörte sie Nessas laute Stimme. »Wir werden Alina mit Gewändern und Geschmeide ausstatten und – wenn Ihr es wünscht – auch ein Gefolge für sie zusammenstellen. Schon morgen früh könnt Ihr die Königstochter aus der Burg führen …«
    Nessa war ausgesprochen froh über diesen Lauf der Dinge, denn er sicherte ihr die Macht, die sie durch Nemeds Heirat mit der Königstochter verloren hätte.
    »Ich danke Euch für Euren guten Willen, Königin«, sagte Fandur, ohne sie anzusehen. »Doch mein Anliegen ist ein anderes, und die Entscheidung darüber liegt nicht bei Euch.«
    Die Zurückweisung war kränkend, zumal sie vor dem ganzen Hof ausgesprochen wurde, doch außer Nessa schien niemand darüber empört zu sein.
    Fandur trat zum König

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