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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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wüsste sich zu wehren. Doch am einfachsten haben es die Feen, denn ihre Pfeile treffen die Drachen schon im Flug. Der Pfeil eines Feenkämpfers dringt mühelos durch die dicke Drachenhaut ins Herz der Bestie hinein.«
    »Feen?«, wiederholte sie nachdenklich, denn das Wort kam ihr so bekannt vor, obgleich sie es in der Burg noch nie vernommen hatte.
    Er starrte sie mit samtigen Augen an und hatte die dunklen Brauen gesenkt, als sähe er etwas ganz und gar Erstaunliches.
    »Ja, Feen«, sagte er leise. »Hast du noch niemals von ihnen gehört?«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte sie. »Wo findet man sie?«
    Ein Windstoß schlug den Fensterflügel klirrend gegen die Mauer, und Fandur duckte sich unwillkürlich in die Polster des Lagers. Nur langsam und vorsichtig richtete er sich wieder auf, ließ jedoch das Fenster nicht mehr aus den Augen.
    »Es ist spät, Herrin, und ich muss dich bald verlassen«, murmelte er. »Nur diese eine Frage will ich noch beantworten. Die Reiche der Menschen werden und vergehen, sie wechseln von hier nach dort im Laufe der Zeiten. So ist es auch mit den Reichen der Zwischenwesen. Die Feen leben weit von hier entfernt, du wirst sie nicht finden.«
    »Dort, wo die Erdenscheibe in die Endlosigkeit abbricht?«
    Er runzelte die Stirn und versuchte dann, das aufkommende Gelächter zu bekämpfen, doch es gelang ihm nur schlecht.
    »Wer hat dir solch einen Blödsinn erzählt?«
    »Ogyn, mein Lehrer hat das gesagt. Er sagte auch …«
    »Er lügt, unterbrach sie Fandur ungeduldig und lugte dabei zum Fenster hinüber. Die Nacht war grau geworden, man sah Wolkenfetzen vor dem sinkenden Mond vorübertreiben, der langgezogene Ruf eines Nachtvogels war zu hören.
    »Ich muss dich jetzt verlassen, Alina«, sagte er. »Doch zuvor hoffe ich, dass du dein Wort halten wirst und mir die Gunst gewährst, die ich begehre.«
    Es passte ihr gar nicht, dieses spannende Gespräch schon jetzt zu beenden, denn sie hatte noch zahllose Fragen im Kopf. Doch sein Entschluss schien festzustehen, denn er erhob sich jetzt und warf ein Tuch über die Laterne, so dass ihr Licht zu einem matten Glimmen zusammenschmolz. Der Raum verdunkelte sich, und Alina erkannte, dass draußen der erste fahle Morgenschein durch die vom Wind zerrissene Wolkendecke schien.
    Die Konturen seines Körpers waren deutlich zu sehen, er stand dicht neben ihrem Lager und neigte sich jetzt über sie.
    »Es ist dein Haar, das ich als Erstes berühren werde, meine rotgoldene Herrin, denn es schimmert in der Dunkelheit wie ein zarter Feuerschein. Hab keine Furcht, denn ich werde dich nicht verletzen.«
    Sie war keine, die ihr Wort brach, und doch überkam sie jetzt die Versuchung, rasch das Schultertuch über ihr Haar zu legen und dann zur Tür zu laufen, um bei Macha Schutz zu suchen. Doch sie hielt stand, blieb angstvoll zusammengekauert auf ihrem Lager hocken, die Schultern hochgezogen, die Arme um die angewinkelten Knie gelegt.
    Zuerst spürte sie nur eine sanfte Berührung, ein Streicheln, das wohltat und dabei doch geschickt die Zöpfchen löste, die in ihr Haar eingeflochten waren. Unendlich zart strichen seine Hände durch die rotgoldene Flut ihres Haares, berührten dabei sacht ihre Stirn, streiften ihre Schläfen und kitzelnd ihre Ohrläppchen. Es war ein solch angenehmes Gefühl, dass sie schließlich die verkrampfte Haltung löste und den Kopf ein wenig anhob, um die streichelnden Hände besser zu spüren. Sie griffen in ihr Haar und spielten damit, doch so vorsichtig, dass es nicht wehtat, seine Finger glitten über ihre Kopfhaut, kreisend, schmeichelnd, wie Federn so zart. Ein wohliges Kribbeln stellte sich ein, prickelnde Wärme breitete sich aus, wanderte den Nacken hinunter über ihren Rücken, zog über ihre Arme bis hinab zu den Fingerspitzen. Obgleich ihr Herz immer noch heftig klopfte, wurde ihr Atem jetzt ruhiger, sie begann die Berührung zu genießen, wendete den Kopf, so wie er es wollte, kicherte leise, wenn er sie kitzelte, und es störte sie nicht einmal, dass er nun dicht neben ihr auf dem Bett saß und seine Arme sie umfingen.
    »Feurige Lohe zu Fäden gesponnen
    Leuchtende Glut von der Sonne genommen
    Schimmerndes Licht, das die Feen dir gaben
    Decken die blauschwarzen Flügel des Raben.«
    Was murmelte er da vor sich hin? Sie hatte die Augen geschlossen und spürte seinen Atemhauch auf ihrem Gesicht, der nach Wind und dem beginnenden Morgen duftete. Wohlig streckte sie jetzt die Beine aus und überließ sich seinen

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