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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Reisende und werden sofort aufbrechen.«
    »Jetzt in der Nacht?«, fragte Nemed verwundert.
    »Aber wir müssen die Mitgift aushandeln und das Gepäck richten …«, wandte Angus ein. »Meine Tochter soll nicht ohne Wagen und Gefolge davonziehen.«
    Doch Fandur wollte weder Mitgift noch Gefolge, und als der König von einem Ehevertrag sprach, lachte er nur. Gemurmel entstand in der Halle, man fragte sich, ob dies eine Hochzeit oder eine Entführung sei, welche Schande, dass die Tochter des Königs allein und ohne Begleitung bei Nacht und Nebel diesem Fremden folgen musste.
    »Ein Zwischenwesen ist er, sonst hätte er uns nicht zum Sieg über das große Heer führen können.«
    »Ein Geist ist er, wie seine Genossen auch. Sie sind verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Wer weiß, wohin er die Königstochter entführt.«
    »Einen schlimmen Bund sind wir da eingegangen.«
    Alina fügte sich in alles, doch sie wollte den Bogen ihrer Mutter mit sich nehmen und Fandur willigte ein. Doch obgleich man die ganze Burg absuchte, war der schimmernde Feenbogen mit der goldenen Sehne nirgendwo zu finden. Ein Mantel war alles, was Alina schließlich mit sich nahm, dazu ihre Stute Niam, die sie auf der Reise tragen sollte.
    Unerbittlich drängte Fandur zum Aufbruch, befahl, die Pferde zu satteln, und während Alina Abschied nahm, saß er schon im Sattel, den Blick besorgt zum Nachthimmel gerichtet, wo eilige schwarze Wolken vor dem runden Mond vorüberjagten. Alina brach es fast das Herz, als Macha sie weinend umarmte, Baldin flehte sie verzweifelt an, sie als Knappe begleiten zu dürfen, doch Fandur schüttelte den Kopf. Sie hatte nicht einmal die Zeit, den schluchzenden Ogyn zu verabschieden, Asa warf sich laut jammernd in ihre Arme, und selbst Nemed schien bekümmert, sie davonziehen zu sehen. Nur ihr Vater erschien nicht, um von ihr Abschied zu nehmen, er hatte sich in seinem Wohngemach eingeschlossen, denn der Kummer hatte sein Gemüt mit tiefer, unerträglicher Dunkelheit erfüllt.
    Zum letzten Mal klapperten Niams Hufe über die hölzerne Brücke, hinter ihr klangen die Rufe der Burgbewohner nur verhalten, denn man wagte kaum, dem Paar Glück zu wünschen, waren doch die Umstände dieser Abreise unheimlich genug. Der Wind hatte den Nebel vertrieben, klar traten die dunklen Formen der Hügel aus der nächtlichen Dämmerung hervor, unter den Hufen der Pferde das Grasland, auf dem noch vor wenigen Stunden die Schlacht getobt hatte. Bleicher Mondschein lag auf der Landschaft, hie und da glitzerte eine zerbrochene Waffe am Boden, ein verbeulter Helm, den die Sieger verschmäht hatten, auf dem rotem Grund eines zerschlagenen Schildes grinste ein gespaltener Wolfsschädel.
    Fandur ritt schweigend neben ihr her, den Kopf gesenkt, als spüre auch er die Last ihres Kummers, doch da er den Helm wieder aufgesetzt hatte, konnte sie sein Gesicht nicht erkennen.
    »Bereust du, dich dem Raben anvertraut zu haben?«, hörte sie ihn nach einer Weile leise fragen.
    »Nein«, gab sie zurück. »Ich habe mich freiwillig dafür entschieden. Was auch immer nun geschehen mag – ich selbst habe es so gewollt.«
    »Du bist mutig, Feenkind«, sagte er mit tiefer, warmer Stimme. »Wirst du mir auch vergeben können, dass ich noch eine weitere, letzte Forderung an dich stelle?«
    Sie schluckte, denn sie konnte sich nicht vorstellen, was sie noch für diesen unersättlichen Raben opfern sollte.
    Sie waren dem Pfad gefolgt, der durch die Hügel zum Wald hinüberführte, jetzt aber, kurz vor der schwarzen, gezackten Masse der Bäume, hielt Fandur sein Pferd an.
    »Der Ort, an den ich dich bringen will, ist weder zu Fuß noch zu Pferde zu erreichen. Steig also von deiner Stute, denn du wirst auf meinem Rücken reisen.«
    Das war zu viel. Alles andere hatte sie klaglos ertragen, doch dieses Ansinnen brachte den Krug zum Überlaufen. Sie sollte auch Niam, ihre schöne Niam, zurücklassen. Was würde aus ihr werden, hier am Waldrand mitten in der Nacht? Die Wölfe und Bären würden über sie herfallen.
    »Den Pferden wird nichts geschehen«, tröstete sie Fandur in sanftem Ton. »Sie werden zur Burg zurücklaufen, morgen wird man sie in den Wiesen finden.«
    Doch sie weinte heiße Tränen, umschlang den Hals ihrer Stute und presste die nassen Wangen in das glatte Fell. Und auch Niam schien zu ahnen, dass sie von ihrer Herrin Abschied nehmen musste, sie drehte den Kopf und versuchte, eine Strähne von Alinas goldfarbigem Haar mit den Lippen zu

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