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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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bahnte sich einen Weg durch den Raum und suchte nach einem Platz, an dem er die Lampe abstellen konnte. Schließlich wählte er einen Stapel Bücher, die den Weg zum Waschtisch versperrten.
    »Das dort ist übrigens die Garderobe.« Er deutete auf eine schmale Tür, die zwischen einem Schrank und einem Stapel Kisten kaum zu sehen war. Amüsiert beobachtete er Alec, der verwundert eine Toilette betrachtete, die sich in einem Haus befand. »Gib acht, daß du nichts dort hineinfallen läßt. Wenn es durch das Gitter fällt, landet es direkt in den Abwasserkanälen der Stadt. Hier, das wollte ich dir zeigen.«
    Er kletterte über das riesige Bett, zog den Samtvorhang hoch und lenkte Alecs Hand zwischen die Matratzen und die Wand. Dort, im Holz der Wandverschalung, war ein kleiner Knopf verborgen. Alec drückte darauf und hörte ein leises Klicken; ein Teil der Verkleidung schwang zurück, und aus der Dunkelheit dahinter wehte ein kalter Lufthauch heran.
    »Das ist die Hintertür, falls du sie einmal brauchen solltest.« Seregil kletterte durch die Öffnung in einen weiteren Lagerraum. »Du mußt noch die Worte wissen, wenn du in den Schlafraum gelangen willst. Norásthu caril vëntua.«
    »Das kann ich mir nicht alles merken!« stöhnte Alec und kletterte hinunter.
    »Du wirst es lernen«, versicherte ihm Seregil und ging weiter zu einer Tür in der Wand zur Linken. »Sonst schläfst du den Rest deines Lebens in der Küche. Verdammt, ich habe den Schlüssel vergessen.«
    Er holte ein Stück Metalldraht hervor, öffnete das Schloß damit und trat auf einen Flur. Eine Treppe endete hier, und dort stand auch ein hölzernes Tablett. Darauf befanden sich zwei Flaschen Wein, Kekse, Käse, Brot und eine ausgesprochen große, langhaarige Katze. Als sie sich näherten, hörte die Katze auf, am Käse zu knabbern, und kam mit lautem Gurren auf Seregil zu. Heiser schnurrend wand sie sich um Seregils Knöchel, dann stellte sie sich auf die Hinterbeine, um ihren Kopf gegen seine Hand zu drücken.
    »Da bist du ja!« Seregil lächelte und nahm die Katze auf den Arm. »Alec, das ist Ruetha. Ruetha, das ist Alec. Du darfst ihn nicht heimlich bei Nacht auffressen, er ist ein Freund.«
    Er legte Alec das schwere Tier ohne weitere Worte in den Arm.
    Seregil selbst nahm das Tablett und machte sich zurück auf den Weg, den sie gerade gekommen waren. Immer noch schnurrend, betrachtete Ruetha Alec mit müden grünen Augen. Sie war eine prächtige Katze mit seidigem, schwarzem Fell und braunen Streifen, nur Brust und Füße waren weiß. Eines der Ohren hatte einen tiefen Riß, ansonsten war sie makellos.
    Als sie wieder im Wohnraum waren, suchte Seregil etwas in seinem Reisebeutel. Schließlich nahm er den Umhang vom Arm der Nixe und begab sich zur Tür.
    »Wo gehst du hin?« fragte Alec überrascht.
    »Ich habe heute nacht noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Mach es dir gemütlich. Hier ist der Schlüssel zur Speichertür. Du kennst die magischen Worte noch nicht, daher mußt du die Hintertür benutzen. Geh nicht hinaus, es sei denn, es ist unbedingt nötig. Du wirst ohne mich nicht mehr hineinkommen. Versuch es auch nicht, du würdest dich dabei schwer verletzen. Ich bin vermutlich die ganze Nacht fort, also warte nicht auf mich. Oh, verdammt!«
    Seregil hielt nachdenklich inne. »Ich vergaß, dir ein Bett bringen zu lassen. Schlafe heute nacht in meinem, morgen lassen wir uns etwas einfallen. Gute Nacht!«
    Alec starrte eine Weile auf die Tür, Seregils plötzlicher Aufbruch hatte ihn völlig überrascht. Seit Wochen hatten sie sich kaum aus den Augen verloren, und nun das! Alec fühlte sich in der fremden Umgebung plötzlich verlassen.
    Ziellos ging er durch die Räume und versuchte, sich mit einigen der seltsamen Dinge zu beschäftigen, die hier zusammengetragen worden waren. Dabei kam er sich jedoch mehr und mehr als Eindringling vor. Unter anderen Umständen wäre er vielleicht zurück in die Küche gegangen, aber Seregils Warnung schloß diese Möglichkeit aus. Der Gedanke, allein in Seregils enormem Bett zu liegen, war ebenso einschüchternd.
    Dieselbe Unruhe und Einsamkeit, die er im Orëska kennengelernt hatte, bemächtigte sich seiner erneut. Nachdem er die Kerzen und Lampen gelöscht hatte, setzte er sich trübsinnig auf die Couch am Kamin. Ruetha saß schnurrend auf seinem Schoß. Er starrte in die Flammen und fragte sich, was er an diesem ihm so unverständlichen Ort anfangen sollte.
     
    Als Seregil durch die finsteren Straßen

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