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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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fragen.
    Unglücklicherweise traf er niemanden. Die Fischer fuhren längst auf dem See, und die meisten der Frauen kauften zu dieser Stunde auf dem Markt ein oder gingen in den Häusern hinter den geschlossenen Läden ihrer Arbeit nach. Zuvor waren ihm einige Gruppen spielender Kinder begegnet, die Straße jedoch, die er jetzt entlangging, erwies sich als abgelegene Sackgasse, an deren Ende einige Lagerhäuser standen. Es schien ihm nichts anderes übrigzubleiben, als umzukehren und weiter zu suchen.
    Als er um eine Ecke bog, erblickte er eine Schänke und beschloß, sich dort nach dem Weg zu erkundigen. Er war fast vor dem Eingang angelangt, als die Türe aufschwang und ein Haufen plenimaranischer Seeleute mit unsicherem Schritt auf die Straße wankte. Es waren fünf, und sie unterhielten sich lallend in ihrer Sprache. Ehe Alec sich in die Gasse zurückziehen konnte, aus der er gekommen war, hatten sie ihn entdeckt und kamen mit unsicheren Schritten auf ihn zu.
    Alec nickte ihnen höflich zu und versuchte, an dem ersten vorbeizugehen, der aber packte ihn am Hemd und zog ihn grob in ihre Mitte. Sein Gegenüber, ein Mann mit rundem Gesicht, das durch eine krumme Narbe auf der Oberlippe entstellt war, grunzte etwas, das wie eine Herausforderung klang, und unterstrich seine Worte, indem er Alec mit dem Finger auf die Brust tippte.
    »Dummer Saufkopf!« knurrte ein hochgewachsener, schwarzbärtiger Kerl und schob das Narbengesicht zur Seite, dann ließ er seinen Arm auf Alecs Schulter fallen. Er sprach mit schwerem Akzent, aber seine Absicht war deutlich. »Mein Bruder hier will sagen, daß du der richtige wärst, auch zur See zu fahren. Warum schließt du dich nicht uns an?«
    »Ich wäre kein guter Soldat«, erwiderte Alec. Einige von ihnen fingerten, wie beiläufig, nach ihren Dolchen. »Ich meine, ich bin nicht alt genug, und nicht groß genug – wie ihr.«
    Ein einäugiger Soldat nahm Alecs Hemdkragen zwischen die Finger. »Nett, nett. Bist dir zu gut für einen Soldaten?«
    »Nein!« rief Alec aus, und wirbelte herum in dem Kreis von Männern. »Ich respektiere die Bruderschaft der Soldaten. Tapfere Männer. Laßt mich euch zu einem Bier einladen.«
    Ohne Vorwarnung packten der Einäugige und das Rundgesicht seine Arme. Der Bärtige griff nach Alecs Börse und leerte den Inhalt auf seine Hand.
    »Ja, ja, du kannst uns alle einladen!« sagte er, als er grinsend die Münzen betrachtete. Plötzlich blickte er finster drein, und er hielt Alec etwas vor die Augen.
    »Woher hast du das, Menschenkind?« knurrte der bärtige Plenimaraner. »Du siehst nicht wie ein dreckiger Skalaner aus! Warum hast du das Geld mit dem Bild dieser Schlampe?«
    Ehe Alec antworten konnte, stieß ihm der Mann die Faust in den Magen. »Bist du vielleicht ein dreckiger Spion?«
    Beim Schöpfer, nicht das schon wieder!
    Alec schnappte nach Luft, knickte in der Mitte zusammen, und sie traten ihn zu Boden in den halbgefrorenen Schlamm der Straße.
    Einer trat ihm in den Rücken, und er sah Sterne vor Schmerz. Er kämpfte sich auf die Knie und betete, daß sein Umhang verbarg, wie seine Hand nach dem Dolch tastete.
    »Tildus! Ist es nicht etwas früh am Tag, um Kinder zu foltern?«
    Alec konnte den Neuankömmling nicht sehen, aber der Mann sprach mit wohltuend nördlichem Akzent, und die Seeleute hielten inne, als sich der Bärtige nach ihm umdrehte.
    »Micum Cavish, sei gegrüßt! Wir foltern ihn nicht, wir befragen nur einen Spion.«
    »Das ist kein Spion, du verdammter Narr, das ist der Sohn meines Bruders. Laß ihn gehen, ehe du unsere Freundschaft überstrapazierst!«
    Verblüfft versuchte Alec zu erkennen, wer dieser Micum Cavish war. Als er ihn erblickte, begann er zu verstehen.
    Cavish war der Mann mit der großen Kapuze, mit dem Seregil am Vorabend gesprochen hatte. Nun hatte er die Kapuze nicht über den Kopf gezogen, und Alec konnte das markante, mit Sommersprossen überzogene Gesicht und das dichte braunrote Haar sehen. Schwere rötliche Wimpern beschatteten die blaßblauen Augen, und ein dichter Schnurrbart wuchs noch weit über die Mundwinkel hinab.
    Er wirkte völlig entspannt, aber seine Hand lag in der Reichweite des Schwertgriffs. Die Tatsache, daß die anderen ihm fünf zu eins überlegen waren, schien ihn nicht im geringsten zu stören.
    »Vergib«, sagte Tildus. »Wir haben getrunken. Als wir die Münze der Schlampe von Königin hier sahen, drehten wir durch, verstehst du?«
    »Seit wann wird man durch eine einzige Münze zum

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