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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nicht albern. Das ist das Werkzeug, das du brauchst. Ohne all das wärst du für mich nutzlos. Denk nicht mehr darüber nach, und beleidige mich nicht, indem du etwas zurückzahlen willst. Ich kann mir nichts vorstellen, das mir weniger bedeutet als Geld; es ist zu einfach verdient.«
    Kopfschüttelnd steckte Alec den Dolch in den Stiefel und lächelte. »Er paßt.«
    »Nun, laß uns an die Arbeit gehen. Illior wache über uns heute nacht.«
     
    Die Sterne strahlten bereits, als sie sich auf den Weg zum Haus des Bürgermeisters machten. Ein eisiger Wind fegte über den See, und sie zogen ihre Mäntel enger um sich zum Schutz gegen die Kälte. Seregil hatte, wie versprochen, für Alec ein Paar Handschuhe gefunden und vermutete, daß der Junge nun für die Wärme, die sie spendeten, dankbar war.
    Nicht zum ersten Mal an diesem Tag fragte sich Seregil, was er sich eigentlich dabei gedacht hatte, einen Jungen, den er nicht länger kannte als eine Woche, zu einem Einbruch mitzunehmen. Ebenso seltsam mutete es ihn an, daß Alec ihn tatsächlich begleitete. Der junge Mann schien ihm ein geradezu unbegrenztes Vertrauen entgegenzubringen. Seregil war es nicht gewöhnt, Verantwortung für andere mitzutragen. Damals auf der Ebene hielt er es für eine gute Idee, Alec als Partner zu haben, nun aber schien es ihm, daß er sich für eine so wichtige Entscheidung vom Zufall hatte leiten lassen.
    Im Haus des Bürgermeisters brachte man sie zunächst in die Küche, wo sie, wie es Brauch war, bewirtet wurden. Der Vorhang der Tür war zurückgezogen, und man konnte in die Halle sehen; dort unterhielt soeben ein Gaukler die Gäste. Als das Mahl in der Halle beendet war und Wein und Früchte gereicht wurden, war es an der Zeit für den Auftritt Aren Windovers.
    Kaminfeuer und Kerzenschein tauchten die Halle in festliches Licht. Die Tische waren dem Kamin gegenüber in Hufeisenform aufgestellt, und die Festgesellschaft, die sich hauptsächlich aus reichen Händlern, Zunftmeistern und Handwerkern aus Wolde zusammensetzte, applaudierte wohlwollend, als Seregil und Alec ihre Plätze auf einer kleinen Plattform, die in der Mitte zwischen den Tischen errichtet worden war, einnahmen. Alec reichte Seregil die Harfe mit einer eleganten Bewegung, die er nur eine Stunde zuvor erlernt hatte, dann trat er respektvoll zur Seite.
    Aren Windover stellte sich auf seine ihm eigene Art vor und bedankte sich in kurzen Worten beim Bürgermeister und der ersten Dame des Ortes. Seine Worte wurden mit Wohlgefallen aufgenommen, und noch ehe der Beifall verklungen war, schlug er die Harfe an zum ersten Lied. Mit einer wilden Jagdballade fesselte er sein Publikum, darauf folgten Balladen über die Liebe, bei denen er hin und wieder die eine oder andere doppeldeutige Bemerkung einfließen ließ, als er sich der Zustimmung der Damen vergewissert hatte. Alecs Aufgabe war es, wenn es das Lied erforderte, die zweite Stimme zu singen, oder aber seinem Herrn Bier zu holen, ganz nach Bedarf.
    Boraneus saß auf dem Ehrenplatz zur Rechten des fetten Bürgermeisters, und Seregil betrachtete ihn verstohlen, während er sang. Boraneus war ein großer Mann mit dichtem, blauschwarzem Haar und dem Aussehen eines typischen Plenimaraners. Er war jünger, als Seregil vermutet hatte, gewiß nicht älter als vierzig, und außergewöhnlich gutaussehend, wenn man von der Narbe absah, die von der Nasenwurzel unter seinem linken Auge entlang bis zum Wangenknochen verlief. Seine schwarzen Augen blitzten verwegen, als er mit der Frau des Bürgermeisters scherzte, aber sobald das Lächeln verblaßte, glich sein Gesicht einem verschlossenen Buch.
    Beim Licht, das ist Herzog Mardus – wie auch immer er sich hier nennen mag, dachte Seregil, als er spielte. Obwohl er Mardus nie zuvor gesehen hatte, kannte er seine Beschreibung und den Ruf, den er genoß. Er war der höchste Beauftragte des plenimaranischen Geheimdienstes und abgesehen davon ein erbarmungsloser, sadistischer Inquisitor. Seregil fühlte eine Gänsehaut, als Mardus ihn kurz mit unbeweglichem Blick musterte. Von diesem Mann eindringlich betrachtet zu werden, war gewiß kein Glücksfall.
    Der andere Abgesandte wirkte weniger beeindruckend. Trygonis, ein kleiner, bleichgesichtiger Mann mit langem, dunklem Haar, schien eifrig bemüht, sich nicht von den beiden geschwätzigen Damen zu seiner Linken und Rechten in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Er trug das prunkvolle Gewand eines plenimaranischen Diplomaten, aber Seregils geübter

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