Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit
ähnlichen Steinen, die Seregil als praktische und tragbare Form von Reichtum stets griffbereit hatte.
»Beim alten Seebären, Käpt’n, habt Ihr so etwas jemals gesehen?!« keuchte Nettles.
Rhal schaute zunächst auf das Juwel, dann zurück zu Seregil. »Warum?«
Seregil legte den Edelstein in die Mitte des Tisches. »Vielleicht, weil ich Männer mit Sinn für Humor zu schätzen weiß.«
»Skywake, Nettles, wartet draußen«, befahl Rhal leise. Nachdem sie gegangen waren, deutete der Kapitän fragend in Alecs Richtung.
Seregil aber schüttelte den Kopf. »Er bleibt hier. Also, was haltet Ihr von meinem Angebot? Ich werde es nicht wiederholen, sobald wir diesen Raum verlassen haben.«
»Sagt mir, wofür das ist«, wiederholte Rhal und ergriff den Stein. »Ihr habt meine Geschichte gehört und mir umgekehrt überhaupt nichts erzählt, und dennoch bietet Ihr mir das hier an. Was wollt Ihr Euch damit wirklich erkaufen?«
Seregil kicherte leise. »Ihr seid ein kluger Mann, wenn es sich nicht gerade um Damenangelegenheiten handelt. Reden wir offen miteinander. Ich habe Geheimnisse, die geheim bleiben sollen, aber es gibt wirkungsvollere Wege als diesen, um sie zu hüten, wenn Ihr versteht, was ich meine. Was ich Euch anbiete, alles, was ich Euch anbiete, ist eine für beide Seiten vorteilhafte Geschäftsvereinbarung. Ihr treibt ein Schiff auf, kümmert Euch um eine Besatzung, die Ausstattung, um alles. Ich stelle die Mittel zur Verfügung. Als Gegenleistung bekomme ich zwanzig Prozent der Beute. Außerdem befördert Ihr mich, wohin ich will, wann immer ich es als notwendig erachte, was höchstwahrscheinlich nie der Fall sein wird. Den restlichen Gewinn könnt Ihr nach Eurem Gutdünken aufteilen.«
»Und?«
Nach wie vor mißtrauisch, legte Rhal den Stein zurück auf den Tisch.
»Auskünfte. Jedes beschlagnahmte Dokument, jedes Gerücht, das Ihr von Gefangenen aufschnappt, jede Begebenheit, die Euch außergewöhnlich erscheint – alles wandert auf geradem Wege zu mir und zu niemandem sonst.«
Rhal nickte zufrieden. »Also seid Ihr doch ein Schnüffler. Für wen?«
»Sagen wir einfach, wir betrachten die Interessen Skalas als die unseren.«
»Ich nehme an, Ihr habt keinen Beweis dafür?«
»Keinen wie auch immer gearteten.«
Eine Weile trommelte Rhal abwägend mit den Fingern auf die Tischplatte. »Die Schiffspapiere lauten ausschließlich auf meinen Namen, und ich befehlige mein Schiff so, wie ich es für richtig halte?«
»Genau.«
Rhal klopfte mit dem Zeigefinger auf den Smaragd. »Das ist zwar ein guter Anfang, aber es langt nicht, um ein Schiff zu kaufen oder vor dem nächsten Sommer eines bauen zu lassen.«
»Zufällig weiß ich von einem Schiff, das derzeit in einer Werft in Macar überholt wird. Dem Hauptreeder kamen im letzten Augenblick Zweifel.« Seregil holte einen weiteren Edelstein hervor, der dem ersten glich. »Das sollte ein ausreichender Beweis meines guten Willens sein. Ich werde veranlassen, daß Euch die weiteren Mittel in Gold ausgezahlt werden.«
»Und was, wenn ich mich heute nacht mit diesen beiden Steinen einfach aus dem Staub mache?«
Seregil zuckte mit den Schultern. »Dann seid Ihr ein vergleichsweise wohlhabender Mann. Sind wir nun im Geschäft oder nicht?«
Rhal, der in keiner Weise zufrieden wirkte, schüttelte den Kopf. »Ihr seid schon ein merkwürdiger Vogel. Ich habe noch eine letzte Bedingung, ohne die gibt es keinen Handel.«
»Und die wäre?«
»Wenn ich Euch vertrauen soll, dann will ich Eure Namen erfahren, und zwar Eure richtigen Namen.«
»Da Ihr mich in der Radstraße aufgespürt habt, ist er Euch gewiß schon untergekommen: Seregil í Korit Solun Meringil Bôkthersa.«
»Da hat man ganz schön zu kauen dran. Und du, Junge, hast du auch so einen elendslangen Namen?«
Alec zögerte, dann aber spürte er, wie Seregil ihn unter dem Tisch mit dem Fuß stupste. »Auch meinen habt Ihr bestimmt gehört. Alec, Alec von Ivywell.«
»Na schön, jetzt bin ich zufrieden.« Rhal steckte die Juwelen in die Tasche, spuckte in die Hand und streckte sie Seregil entgegen. »Ich sage abgemacht, Seregil Wie-auch-immer.«
Seregil schlug ein. »Abgemacht, Kapitän.«
Während sie zurück in die Radstraße ritten, blieb Alec sehr still. Als sie unter einer Straßenlaterne vorbeikamen, sah Seregil, daß der Junge einem Häufchen Elend glich.
»So tragisch ist es auch wieder nicht«, versicherte ihm Seregil. »Jeder, der nach Lord Seregil sucht, weiß, wo er zu finden
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