Schattengott
wird nicht reichen, um auf die Schnelle einen
Durchsuchungsbefehl für dieses Anwesen in Zürich zu bekommen.»
Heini überlegte.
«Man hört immer wieder mal von solchen dunkel-erotischen
Ritualveranstaltungen. Elitär, Mitglieder aus den besten Kreisen. Aber Morde?
Und dazu Malfazi? Also ich trau ihm das nicht zu. Aber wem traut man so was
schon zu?»
Sabina dachte nach. War es wirklich denkbar, dass ihr Chef Teil
einer rituellen Geheimgesellschaft war? Dass er im Zentrum eines Ritualmords
stand? Dass er selbst mordete?
Sabina rief bei der Spurensicherung an, um den neuesten
Ermittlungsstand zu erfahren. Es gab mehrere Fussabdrücke und Autospuren.
Mindestens drei Menschen waren am Fundort gewesen und hatten Fussspuren
hinterlassen. Der Tiefe der Eindrücke nach zu urteilen, hatten sie auf dem Weg
zum Felsen ein Gewicht von hundertfünfundzwanzig bis hundertfünfzig Kilo
gehabt. Die Fussspuren, die vom Felsen wegführten, deuteten auf ein Gewicht von
achtzig bis neunzig Kilo hin. Vermutlich hatten also drei Personen die Frauen
zu den Felsen getragen. Spuren der Sohlen waren zwar zu erkennen, liessen sich
aber nicht zweifelsfrei bestimmten Schuhmarken zuordnen. Es waren
Allerweltsprofile, wie es sie tausendfach gab, die Schuhgrössen waren
vermutlich zweiundvierzig oder dreiundvierzig.
Neben den drei tiefen Eindrücken fanden sich weitere Spuren.
Möglicherweise von Wanderern, möglicherweise von Mittätern, die keine Frauen
getragen hatten. Hier liessen sich teilweise speziellere Profile erkennen. Zwei
davon stimmten, wie die Überprüfung ergeben hatte, mit den Schuhen von Kurt
Gentner und seiner Frau überein. Ein weiteres Profil deutete auf einen
Männerschuh Grösse dreiundvierzig hin. Aber was nutzte das?
Hunderttausende Männer hatten Schuhgrösse dreiundvierzig.
Bei den gefundenen Reifenspuren handelte es sich um Abdrücke von
Michelinreifen des Modells Latitude Cross. Diese Reifen wurden vor allem für
geländegängige Kleinbusse, Pick-ups und SUV -Fahrzeuge verwendet.
Das immerhin konnte ein Anhaltspunkt sein. Sie hatten bereits über vierhundert
solcher Fahrzeuge überprüfen lassen. Jetzt konnte man noch einmal die konkreten
Reifenspuren mit den Zielfahrzeugen vergleichen.
«Das Perfideste», sagte Beeli, «sind die Leichen. Komm am besten im
gerichtsmedizinischen Institut vorbei und sieh dir das selber an. Ich bin
gleich da.»
Sabina machte sich auf den Weg zum Kantonsspital, Beeli kam fünf
Minuten nach ihr an.
«Die Gerichtsmedizin hat kein Sperma gefunden. Keinen Hinweis auf
sexuellen Missbrauch. Nur eine verwertbare DNA -Spur, die aber in
keiner Datei auftaucht.»
Sabina hatte damit gerechnet, dass die Frauen missbraucht worden
waren. Alles hatte auf einen kollektiven Ritualmord sexueller Prägung
hingewiesen.
«Und dann haben wir diese Verletzungen, die ich so noch nie gesehen
habe», fuhr Beeli fort und legte zunächst den Schambereich des Opfers Iris
Grenz frei, dann den der beiden anderen.
«Die Frauen sind vermutlich alle am Blutverlust gestorben. Sie
wurden buchstäblich ausgeblutet. Und nun sieh dir das genau an: Jede hat eine
andere Wunde. Da wurde jeweils ein tiefes Zeichen ins Fleisch geschnitten.
Schwer nachzuvollziehen, was es sein soll. Aber da hat jemand absolut planvoll
gehandelt. Kein wildes Zustechen, keine Vergewaltigung.»
Sabina spürte ein Zucken im Unterleib. «Warum macht jemand so was?»
«Vielleicht ist es symbolisch zu verstehen», sagte Beeli. «Wenn eine
Frau im Genitalbereich ausgeblutet wird, ist das vielleicht ein Sinnbild dafür,
dass es mit der Fruchtbarkeit zu Ende geht. Ist aber nur so ein Gedanke, du
bist die Ermittlerin.»
«Kann schon sein», sagte Sabina. «Da will jemand klarmachen, dass
etwas ausgelöscht werden soll.»
«Das ist übrigens noch lange nicht alles, was uns diese Körper
verraten», sagte Beeli. «Im Restblut und Urin hat man bei allen drei Opfern
Morphium in hoher Dosis gefunden. Es wurde ihnen offenbar unmittelbar vor dem
Tod intravenös in den Arm gespritzt. Die Dosis war so hoch, dass sie zu einer
Art Koma geführt hat, vermutlich aber nicht tödlich war.»
Sabina nickte. «Sind sie durch das Morphium vor den Schmerzen
bewahrt worden, die die Schnitte verursacht haben?»
«Vermutlich. Die Art der Schnitte deutet darauf hin, dass die Frauen
sich nicht gewehrt haben, als ihnen das angetan wurde.»
«Gibt es sonst noch etwas?»
«Ja. Die Opfer wurden alle mit einer honighaltigen Creme
einbalsamiert. Ihre Haut weist am
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