Schattenhaus
gehortet.»
«Der Mann hat doch gar kein Geld verdient?»
«Aber dick von der Versicherung kassiert. Die haben jede Möglichkeit genutzt, ein paar Euro abzustauben. Immer nur geschnorrt und nie was abgegeben. Als der Opa gestorben war und sein Haus verkauft werden musste, hat der Mann von der Verena es vermakelt. Wir dachten, umsonst. Provisionsfrei. Hinterher stellte sich raus, er hat sich die Provision vom Verkaufserlös genommen und auf unsere Kosten einen Schnitt gemacht.»
«Hat sie erzählt, dass ihr Chef, Professor Grafton, eine Waffe in seinem Haus hatte?»
«Davon weiß ich nix. Ist die Verena etwa mit der Waffe von dem Professor erschossen worden?»
«Das kann ich Ihnen nicht sagen. Herr Krombach, Sie haben eben gesagt, Sie hätten selbst keine Waffe. Kennen Sie jemanden im Dorf, der einen Magnum-Revolver besitzt oder besessen hat?»
Krombach ließ noch einmal seine befremdliche Lache hören.
«Der alte Pfister, der liebt die Dinger. Wenn die Verena mit einem Magnum-Kaliber erschossen worden ist, dann war’s mit Sicherheit die Gunhild. Oder der Pfister ist nicht so krank, wie er tut, und er war’s selber. Überprüfen Sie das mal, ob der sich nicht doch bewegen kann. Weiß ja keiner, was da hinter verschlossener Tür passiert.»
Winter räusperte sich. «Es war aber Sabrina Vogel, die mit einem Magnum-Kaliber getötet wurde.» Gelogen war es nicht, nur irreführend, denn dies traf ja für beide Opfer zu.
«Was?» Krombach kratzte sich am Ohr, in einer hilflosen, fast ängstlich wirkenden Geste, die zu dem bärengleichen Mann nicht passte. «Versteh ich nicht.»
«Wir auch nicht, ehrlich gesagt. Können Sie mir zum Fall Vogel auch noch ein paar Fragen beantworten? Wann haben Sie die Sabrina zuletzt gesehen oder gesprochen?»
«Letzten Sommer. Da war sie mit dem Mann und den Kindern hier, wie immer.»
«Haben Sie sie damals nur von weitem gesehen, oder haben Sie auch mit ihr geredet?»
«Ich hab auch mit ihr geredet. Sie hat mich mal morgens angesprochen, als sie ausnahmsweise alleine draußen war. Wie sie so ist, wollte sie sich an mich ranmachen. Weiß nicht mehr genau, was sie gesagt hat, aber es war eindeutig. Die war schon immer so, dass sie bei jedem Mann gebaggert hat. Jeder, der wollte, konnte ran. Hatte aber den Eindruck, es geht diesmal nicht um Sex, sondern sie sucht einen Neuen. Neuen Mann, mein ich. Sie war wohl nicht so glücklich. Am nächsten Tag waren wir verabredet, da kam sie aber nicht. Und noch einen Tag später sehe ich sie von weitem, da hat sie ein Ei im Gesicht, als hätt sie sich geprügelt. Da hab ich ihr zugerufen, was ist los, aber sie hat so getan, als hört sie’s nicht. Die Gunhild hat dann später gemeint, sie wär die Treppe runtergefallen. Wer’s glaubt, wird selig. Ihr Alter wird sie geprügelt haben. Hatte sie mit mir gesehen, wahrscheinlich. Bei Männern hatte die kein glückliches Händchen, die Sabrina. Na ja, sie war halt kein Glückskind, genau wie ich. Mit mir wär sie auch schlecht bedient gewesen. Zwei so kranke Köppe wie sie und ich zusammen, das geht nicht gut.»
«Kranke Köpfe? Wie meinen Sie das?»
«Na ja, also, normal war die doch nicht, die hat gesponnen, irgendwie. Und ich …»
«Ja?»
Er machte eine abwehrende Bewegung. Winter schwieg, wartete.
Der ist depressiv oder so
, hatte der junge Hanno Krombach gesagt. «Sie sind psychisch krank», sagte Winter schließlich, als wäre das ein Fakt.
«Na, wenn Sie’s eh schon wissen», sagte Krombach schulterzuckend. «Meine Mischpoche will nicht, dass es sich rumspricht, schlechte Heiratschancen für die Kinder, meinen sie. Und der Polizei soll ich’s erst recht nicht sagen. Die Bullen könnten ja glauben … Also, ich weiß nicht, was man Ihnen erzählt hat. Ich sag’s Ihnen jetzt, wie’s ist. Ich bin zwar manchmal ein bisschen schizo, aber ich bin nicht verrückt. Nicht so wie die Leute, die ich in der Klinik sehe, wenn ich zum Einstellen da bin. Ich hab so meine Phasen gehabt, wo ich nicht gut zurechtgekommen bin, aber im Großen und Ganzen … Ich nehm meine Tabletten, und gut ist’s. Ich darf halt keinen Stress haben, zu viele Leute, das ist nix für mich, deshalb geh ich nicht mehr schaffen. Kann mich auch nicht gut konzentrieren durch die Medikamente, das macht so … so benebelt. Aber ein bisschen Landwirtschaft, ein bisschen puzzeln, das krieg ich noch hin.»
Winter tat nonchalant so, als sei das mit der Schizophrenie keine Neuigkeit für ihn. Kein Wunder, dass der Bruder
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