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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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ein neuer Erdkönig erhoben hatte.
    Die ganze Welt gibt sich hier in Heredon ein Stelldichein. Zudem war er so schnell geritten, daß kein Bote ihn hatte ankündigen können.
    Und jetzt war er hier, der Anführer der Unabhängigen Ritter.
    Myrrima war erstaunt. Unter den Unabhängigen Rittern gab es keine Lords. Ein Junge aus dem gemeinen Volk, der in ihre Reihen eintrat, konnte im Rang ebenso schnell aufsteigen wie ein Prinz. Sie waren einer Sache allein verschworen: der Vernichtung der Wolflords und Banditen, dem Kampf für die Gerechtigkeit.
    Unter den Unabhängigen Rittern führte niemand den Titel
    ›Lord‹, doch es gab Ränge – Knappen, Ritter und Marschalls.
    Hauptmarschall Skalbairn war ihrer aller Anführer, ihr Herr und Herrscher. Auf seine Weise verfügte er über fast ebensoviel Macht wie jeder König in Rofehavan.
    Und ohne Blutvergießen verdiente man sich diesen Rang nicht. Myrrima hatte den Mann noch nie gesehen, es hieß jedoch, Skalbairn sei ein Wahnsinniger, ein Besessener, der kämpfte, als wünschte er seinen Tod herbei.
    Aber den Ausrufer, der auf dieser Seite des Feldes
    heraustrat, erkannte sie. Die gedrungene Gestalt von Herzog Mardon schritt entschlossen, ganz in seinen besten Staat gekleidet, hinter dem Hauptpavillon hervor. Der Mann hielt die Hände in die Höhe, um die Menge zum Verstummen zu bringen.
    »Herzog Mardon«, flüsterte Myrrima erschrocken. Wenn ein Herzog als Ausrufer für die Krieger auftrat, dann handelte es sich hier nicht um irgendeinen unbedeutenden Wettkampf. Es bedeutete, daß ein wichtiger Edelmann zum Kampf antrat, vielleicht sogar ein König, und Myrrima kam der Gedanke, es könnte der junge Gaborn sein, der einen Zweikampf ausfocht.
    Doch wenn ein Edelmann zum Kampf antrat, wunderte sich Myrrima, warum dann hier? Die hohen Lords hatten eine weitere Arena oben auf dem Grün der Burg, und ein solcher Wettstreit müßte dort ausgetragen werden. Es sei denn, die hohen Lords wollten diese Auseinandersetzung geheimhalten.
    »Meine hochverehrten Damen und Herren«, bellte Herzog Mardon mit einer Stimme, die weit über die Felder trug. Dann ging seine Stimme im aufbrandenden Jubel und vorzeitigen Applaus unter, und Myrrima verstand nichts mehr, bis er seine Stimme noch mehr hob, »… erst gestern im Dunnwald eine Greifermagierin erschlagen…«, und ihr Herz pochte so laut, daß sie fast glaubte, Schwester Connal würde es hören.
    »Sir Borenson, der Königstöter!«
    Der Jubel und die Schreie, die von der Menge unten
    aufbrandeten, waren ohrenbetäubend. Einige bejubelten ihren Gemahl, andere verlangten lauthals seinen Tod. Sie hörte aufgebrachte Bauern brüllen: »Narr!«, »Bastard!«, »Hurensohn!«, »Königstöter!«
    In dem Höllenlärm, der jetzt losbrach, kamen die Menschen aus den nahegelegenen Zelten herbeigeeilt, bis es von Zuschauern nur so wimmelte.
    Jetzt glaubte Myrrima zu verstehen, warum der Wettstreit hier ausgefochten wurde. Ihr Gemahl hatte König Sylvarresta erschlagen, auf Anordnung König Ordens nach der Schlacht bei Longmot. Und obwohl König Sylvarresta eine Gabe der Geisteskraft an Raj Ahten abgetreten hatte und infolgedessen nur mehr eine unbedeutende Spielfigur in der Hand des Feindes darstellte, war er zu seiner Zeit ein guter König gewesen, der von seinem Volk geliebt wurde. Als Strafe für seine Verbrechen hatte Iome Sylvarresta Myrrimas Gemahl dazu verurteilt, einen Akt der Reue zu leisten. Doch offenkundig genügte das dem Hauptmarschall nicht. Er wollte Blut mit Blut vergelten und würde gegen Sir Borenson antreten. Der junge König Gaborn Val Orden hätte einen solchen Zweikampf niemals gutgeheißen. Er hätte nicht zugelassen, daß er in der oberen Arena ausgetragen wurde. Also kämpften sie hier mitten unter den kleineren Lords, den Hahnenkämpfern und den Bärenlockern.
    »Bei den Mächten«, fluchte Schwester Connal leise. »Der einzige Mann im ganzen Königreich, den ich zwischen meinen Beinen haben will, und jetzt kämpft er hier einen Kampf auf Leben und Tod!«
    Myrrima blickte, überrascht über diese Unverfrorenheit, in das Gesicht der Pferdefrau, und stellte fest: Die Frau hat keine Ahnung, daß Sir Borenson mein Gemahl ist.
    Dann ritt Borenson auf das westliche Ende des Platzes hinaus: Seine eigene Gelenkrüstung tragend, saß er auf dem Rücken eines grauen Streitrosses und hielt einen schlichten grauen Schild in der Hand, von dem jedes Emblem entfernt worden war. Sein langes rotes Haar fiel ihm über den Rücken,

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