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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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schloss die Augen.
    Da war die Erinnerung – erst Temlaas, dann Zamaras und nun seine –, so rein und vollkommen, als trüge es sich tatsächlich direkt vor ihm zu, als wäre es kein Gedankenbild aus längst vergangener Zeit.
    In der Mitte befand sich, sachte auf und ab schwebend, der größte, perfekteste Kristall, den Jake je gesehen hatte. Er pulsierte in seiner trägen Bewegung, und Jake erkannte, dass dies der Ursprung des herzschlagähnlichen Geräuschs war, das er und Savassan nun schon seit geraumer Zeit vernahmen. Für einen langen Augenblick vergaß er seine Furcht und blickte nur gespannt auf den Kristall, wie verführt von seiner strahlenden Schönheit und der Vollkommenheit seiner Form.
    In all den Erinnerungen, die ich hüte, sagte Zamara, unter all den Dingen, die ich gesehen, berührt und gekannt habe… gibt es nichts, was mit diesem Kristall zu vergleichen wäre, Jacob. Gar nichts.
    Er spürte ihre Ehrfurcht und teilte sie. Er glaubte, einen Funken von Hoffnung wahrzunehmen, flüchtig nur und doch so intensiv, dass er fast schon verzweifelt zu nennen war. Jake wollte Zamara schon danach fragen, als das Schott sich wieder öffnete und Rosemary wie ein Hurrikan hereinstürmte. Er blinzelte und wurde sich mit einem Mal bewusst, dass etwa zwanzig Minuten vergangen waren, ohne dass es ihm bewusst gewesen war.
    »Darum springt man nie ohne angemessene Vorbereitung«, sagte sie, während sie den Helm abnahm. »Wir müssten selbst ohne Ethans kleinen Spürsender eine ganze Menge ersetzen.«
    »In Ordnung«, sagte Jake. »Wenn es sein muss, dann muss es eben sein. Aber wir müssen uns beeilen. Ich habe mit Zamara gesprochen, und sie glaubt, wir müssen nach Aiur.«
    Rosemary streifte den Anzug ab, hängte ihn zurück in den Spind und wandte sich ihm zu. »Aiur? Warum?«
    »Erinnern Sie sich an diese Höhlen unter der Oberfläche, von denen ich Ihnen erzählt habe?«
    »Ja… eine Art unterirdische Stadt.« Rosemarys Wut richtete sich jetzt gegen die Schäden, die das Schiff davongetragen hatte, nicht länger gegen Jake. Sie schien tatsächlich an dem, was er sagte, interessiert zu sein. »Dann werden wir diesen Ort sehen?«
    »Sieht so aus. Zamara vermutet dort eine Technologie, die ihr helfen kann. Die uns helfen kann.«
    Rosemary musterte ihn nachdenklich. »Wissen Sie, Professor, wenn dort unter der Oberfläche von Aiur wirklich irgendeinesteinalte, hoch entwickelte Technologie herumliegt… dann könnte uns die tatsächlich helfen.«
    »Rosemary-«
    »Jake, hören Sie mir zu. Wir werden vom Sohn des Kaisers gejagt, um Gottes willen. Wir mussten uns den Weg freikämpfen, um auch nur hierher zu kommen, und wir werden weiterkämpfen müssen, es sei denn, wir unternehmen etwas dagegen. Schauen Sie, ich habe mich mit Ihnen zusammengetan. Wir müssen einander vertrauen. Ich werde Sie nicht hintergehen, aber das ist ein ziemlich großes Netz, das man für uns ausgeworfen hat. Vielleicht gelingt es uns, einen Deal mit Valerian zu machen – unser Leben gegen diese wie auch immer geartete Technologie, die wir ihm geben können.«
    Kommt nicht in Frage.
    Das sage ich ihr nicht, Zamara. Sie hat recht. Wir sprechen hier über das Erbe meines Volkes, Jacob. Unser Vermächtnis. Das Wissen der Protoss gehört den Protoss und keinem terranischen Kaiser, der es ausbeuten und einsetzen wird, um uns damit zu schaden.
    Du hast für dieses Protoss-Wissen eine ganze Menge Terraner getötet. Und jetzt steht das Leben von Rosemary und mir auf dem Spiel. Wenn es Rosemary und mich außer Gefahr bringt, dann bin ich dafür.
    Das Fremdwesen in seinem Kopf schwieg, und Jake merkte, dass Rosemary ihn erwartungsvoll ansah.
    »Nun?«
    »Äh, na ja, Zamara ist nicht begeistert von der Idee«, sagte Jake wahrheitsgemäß. »Aber darüber reden wir, wenn wir dort sind.«
    R. M. nickte. »Aber wir werden nicht hinkommen, wenn wir uns nicht aus dem Staub machen und schleunigst die Reparaturen in Angriff nehmen.« Sie ging an ihm vorbei und glitt in den Sitz. Er nahm den neben ihr, auch wenn er nichts von den Dutzenden Lämpchen, Knöpfen und Schaltern verstand, auf die er blickte.
    »Dann wollen wir mal sehen… gut! Ich hatte recht mit meinem Verdacht, wo wir sein könnten. Das heißt also…« Sie drückte ein paar Knöpfe, und eine Sternenkarte erschien. Rosemary nickte erfreut. »Ausgezeichnet.« Sie gab einen Kurs ein.
    »Und wohin geht’s jetzt?«
    Sie grinste ihm zu. »In der Zeit zurück, Jake. In der Zeit zurück.«
     
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