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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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und einem anderen Tutor, das er unabsichtlich mit angehört und dem er damals keine Bedeutung beigemessen hatte. Aber jetzt … Jeremy wäre nicht der erste Tutor gewesen, der einen Studenten oder eine Studentin auf solche Weise bestrafte. Jedenfalls musste er Faye abgrundtief hassen, wenn er ihr so übel mitspielte. Grimmig sagte er: „Warte hier.“
    Sie sollte nie genau erfahren, was er mit Catesby besprochen oder ob er ihm gedroht hatte. Das war offenbar geschehen, denn bei seiner Rückkehr erklärte er: „Alles in Ordnung. Ich war beim Dekan. Ein Versehen. So was passiert manchmal. Natürlich hast du deine Eins. Herzlichen Glückwunsch.“
    Zunächst konnte sie es nicht glauben, aber nachdem er sie überzeugt hatte, geriet sie vor Glück und Erleichterung beinahe in Euphorie.
    „Was wirst du jetzt tun?“, fragte David. „Das weiß ich noch nicht. Ich suche mir einen Job für den Sommer – und dann bis zum Herbst eine Dauerstellung.“
    „Du willst im Sommer arbeiten? Da kann ich dir vielleicht helfen. Die Bibliothek in Cottingdean müsste dringend katalogisiert werden. Leider ein langweiliger Job und nicht allzu gut bezahlt, aber du hättest Zeit, dir eine Stellung zu suchen. Das Dorf liegt nicht weit von London entfernt.“
    Faye starrte ihn an. Ein Job in Haus Cottingdean, von dem sie schon so viel gehört hatte … In Davids Heim zu wohnen, seine Eltern kennenzulernen – dieser Gedanke weckte widersprüchliche Gefühle. Einerseits drängte es sie, das Angebot anzunehmen, und sie freute sich, weil er sie in sein Zuhause einlud und sie einer solchen Gunst für würdig befand. Andererseits wusste sie, wie unwürdig sie in Wirklichkeit war. Wie würde er sich verhalten, wenn er die Wahrheit über sie erführe? Würden sich seine Freundlichkeit und Großzügigkeit dann in Verachtung verwandeln?
    „Du brauchst Zeit, um drüber nachzudenken“, meinte er. „Keine Bange, du musst dich nicht sofort entscheiden. Das Semester ist noch nicht vorbei, und wenn du einen besseren Job findest, darfst du dich nicht scheuen, mir das zu sagen.“
    Welcher Job könnte besser sein, fragte sich Faye. Eigentlich wünschte sie sich nicht mehr vom Leben, als bis zum Ende ihrer Tage den Schutz von Davids Freundschaft zu genießen. Seine Freundschaft … Sie schluckte krampfhaft, während sie zu ihrem Zimmer ging. Nicht einmal von David wünschte sie sich sexuelle Intimitäten. Sex transformierte die Männer in gewaltige Zerstörer, in grausame Sadisten, die den Frauen Schmerz zufügten und sie demütigten. Aber David war anders. Wüsste er die Wahrheit über sie, würde er sich angewidert von ihr abwenden. Sie erschauerte. Ihre Vergangenheit war zur doppelten Bürde geworden, das Geheimnis ihrer Schuld, das sie vor der Welt verbergen musste. Und es sollte stets ihr Geheimnis bleiben.
    Es gab jemanden, der andere Pläne schmiedete. Jeremy Catesby war ein eitler Mann, und wie alle eitlen Männer konnte er äußerst bösartig werden, wenn man seinen Stolz verletzte. Er hatte es genossen, Faye für ihre idiotische Reaktion auf seinen Annäherungsversuch zu bestrafen. Es hatte Wochen gedauert, bis sein angekratztes Selbstbewusstsein geheilt war. Und seine Frau, die sich längst keine Illusionen mehr über ihn machte, hatte boshaft erklärt, hoffentlich würden die Kratzer Narben hinterlassen. Das war natürlich nicht der Fall, aber er wurde zum Gespött seiner Kollegen.
    Es war einfach gewesen, Faye einem anderen Tutor zu überantworten und die Prüfungspapiere so zu frisieren, dass sie eine Drei erhielt. Was er getan hatte, bereute er nicht. Das dumme Biest verdiente eine Lektion. Und was ihre Note betraf – das Mädchen würde so oder so heiraten, einen Haufen Bälger kriegen und überhaupt nichts mit dem Studienabschluss anfangen.
    Wenn Frauen studierten, war das reine Zeitverschwendung, obwohl er persönlich gewisse vergnügliche Vorteile daraus zog. Die Naivität seiner Studentinnen amüsierte ihn immer wieder. Wie eifrig fielen sie in seine Arme und sein Bett … Und was sie da bekamen, verdienten sie. Im Grunde mochte er die Frauen nicht.
    David Danvers’ Drohung, er würde sich beim Dekan über Jeremy beschweren, wenn Fayes Prüfungspapiere nicht korrigiert wurden, war ein Schock gewesen.
    Jeremy hatte David nie ausstehen können, und es erboste ihn, dass er gezwungen worden war, klein beizugeben. Seine Frau würde ihm bittere Vorwürfe machen, wenn er auch noch seine zweite Tutorenstellung verlor. Sie verfolgte ihn

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